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Corona-Impfung Israelische Studie sorgt für Verunsicherung: Wie wirksam ist der Biontech-Impfstoff?

Neue Daten aus Israel deuten auf eine schwächeren Schutz mit dem mRNA-Vakzin hin. Der Schutz vor schweren Verläufen bleibt jedoch hoch.
07.07.2021 - 08:39 Uhr Kommentieren
Nach einer Studie in Israel soll der mRNA Impfstoff von Biontech/Pfizer statt 94 nur 64 Prozent Wirksamkeit haben. Quelle: dpa
Impfung mit Biontech/Pfizer

Nach einer Studie in Israel soll der mRNA Impfstoff von Biontech/Pfizer statt 94 nur 64 Prozent Wirksamkeit haben.

(Foto: dpa)

Berlin Meldungen über eine verringerte Wirksamkeit des Biontech-Impfstoffs Comirnaty gegen die Delta-Variante des Coronavirus haben am Dienstag für Verunsicherung gesorgt, auch bei Investoren des Mainzer Biotechunternehmens. Nach neuen Daten des israelischen Gesundheitsministeriums ist die Schutzwirkung des Impfstoffs gegen Covid-19-Infektionen im Juni auf 64 Prozent gesunken. Zuvor lag sie bei 94 Prozent. Die Wirksamkeit gegenüber einem schweren Verlauf habe sich von 98 auf 93 Prozent verringert.

Parallel habe sich die aggressivere Delta-Variante im Land stark ausgebreitet, so das Ministerium. An der Börse gab die Biontech-Aktie am Dienstagnachmittag offenbar in Reaktion um mehr als fünf Prozent nach.

Israel gilt aufgrund einer frühzeitigen und sehr umfangreichen Verabreichung des von Biontech und seinem US-Partner Pfizer entwickelten mRNA-Impfstoffs als Vorreiter der globalen Impfkampagnen. Von 9,2 Millionen Einwohnern gelten 5,2 Millionen als voll geimpft. Das Land verfügt daher über besonders umfangreiche Praxiserfahrung mit dem Impfstoff.

Ein Experte der Berliner Charité warnte jedoch vor vorschnellen Schlüssen. „Diese Zahlen muss man noch etwas mit Vorsicht betrachten. Es ist methodisch schwierig, in einem solchen Setting wie in Israel mit niedrigen Inzidenzen und lokalen Ausbrüchen die genaue Effektivität der Impfung zu bestimmen“, sagte Leif Erik Sander der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag.

Auch das israelische Ministerium betonte, die Datenlage sei noch begrenzt. Aus Deutschland liegen bisher keine systematischen Daten zu der Impfwirkung gegenüber verschiedenen Varianten vor. Nach der jüngsten Übersicht des Robert Koch-Instituts (RKI) von Ende Juni sind in Deutschland bisher insgesamt rund 7600 Infektionsfälle bei Personen aufgetreten, die voll geimpft waren.

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Bei rund 3600 dieser Fälle handelt es sich um symptomatische Covid-Infektionen, sogenannte Impfdurchbrüche. Davon wiederum entfielen etwa 86 Prozent auf die Alpha-Variante. Für die Kalenderwoche 24 allein werden 85 solcher Impfdurchbrüche gemeldet, die zu 56 Prozent auf die Alpha-Variante entfielen.

Der Anteil weiterer Virusvarianten werde derzeit ausgewertet. Er sei bislang aber sehr klein und werde daher nicht berichtet. Insgesamt wird die Impfeffektivität vom RKI bezogen auf symptomatische Covid-Infektionen bisher auf 99 Prozent geschätzt.

Nach Angaben des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums wurden in dem Bundesland bisher 351 Impfdurchbrüche beobachtet. Davon entfielen nur sechs nachgewiesenermaßen auf die Delta-Variante und 130 auf die Alpha-Variante. Für etwa 200 Fälle wurde die Virusvariante allerdings gar nicht ermittelt.

Bisherige Analysen zeigen stärkere Schutzwirkung

Biontech und Pfizer haben nach eigenen Angaben bisher allerdings keine Kenntnis von den Analysen aus Israel. Man überprüfe die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen Varianten regelmäßig, heißt es vonseiten des Mainzer Unternehmens. Mehr als 30 Varianten seien untersucht und die Ergebnisse nach wissenschaftlichen Standards erhoben und in Fachzeitschriften veröffentlicht worden.

Bisherige Analysen waren zu dem Ergebnis gekommen, dass die Schutzwirkung des Vakzins gegenüber der Delta-Variante zwar etwas geringer, aber immer noch relativ hoch ist. Das ergab sich sowohl aus Laboruntersuchungen als auch aus sogenannten Real-World-Daten. 

So zeigte der Impfstoff einer Beobachtungsstudie aus Schottland zufolge eine Schutzwirkung von 79 Prozent gegenüber der Delta-Variante, während die Effektivität gegenüber der zunächst in Großbritannien beobachteten Alpha-Variante 92 Prozent erreicht hatte. Die in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichte Analyse basierte auf rund 19.500 Infektionsfällen mit 377 stationär behandelten Fällen.

Die Regierungsbehörde Public Health England hat vor Kurzem eine Analyse vorgelegt, wonach der Biontech-Impfstoff das Risiko für schwere, im Krankenhaus zu behandelnde Covid-Infektionen mit der Delta-Variante um 96 Prozent reduziert. Beim Vakzin von Astra-Zeneca lag die Effektivität mit Blick auf diese schweren Fälle bei 92 Prozent.

Bereits im Mai kam die Behörde zum Ergebnis, dass der Biontech-Impfstoff das Risiko von symptomatischen Infektionen mit der Delta-Variante nach der zweiten Impfung um 88 Prozent senkt – verglichen mit 93 Prozent Effektivität gegenüber der Alpha-Variante. Für das Astra-Zeneca-Vakzin lauteten die vergleichbaren Werte 60 Prozent und 66 Prozent.

Beide Impfstoffe waren laut Public Health England nach nur einer Impfdosis allerdings nur zu 33 Prozent effektiv. Das heißt, das Infektionsrisiko wird mit einer Dosis allein nur um ein Drittel reduziert, während man mit Blick auf die Alpha-Variante nach einer Dosis noch eine Wirksamkeit von 50 Prozent registriert hatte. Die Daten bestätigen aus Sicht der britischen Behörden eine solide Schutzwirkung durch die Impfstoffe, unterstreichen zugleich aber auch die Wichtigkeit, beide Impfdosen zu verabreichen.

Mehr: Corona wie normale Grippe behandeln – Großbritannien, Israel und Singapur machen es vor

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