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Coronavirus Hygienevergleich via App in der Coronakrise: Experten sind skeptisch

Healthcare-Futurist hat die Analyseplattform „Fasterthancorona“ gestartet: Sie soll Nutzern Aufschluss darüber geben, wie es um die Hygiene ihrer Mitmenschen steht.
12.03.2020 - 12:57 Uhr Kommentieren
Unternehmer versuchen mithilfe von Geotracking die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Quelle: obs
Geotracking gegen Coronavirus

Unternehmer versuchen mithilfe von Geotracking die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen.

(Foto: obs)

Düsseldorf Türklinken von öffentlichen Räumen oder das Tastenfeld von Bankautomaten: Überall besteht das Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Das Robert Koch Institut (RKI) rät deswegen zu häufigem Händewaschen.

Um das eigene Hygieneverhalten besser einschätzen zu können, hat Tobias Gantner die Datenanalyseplattform „Fasterthancorona“ gestartet, wie Handelsblatt Inside vorab erfuhr. Die App ist seit heute erhältlich. Gantner ist Geschäftsführer vom Start-up Healthcare-Futurist, das an dem Projekt beteiligt ist.

In der App werden Nutzer nach ihrer Postleitzahl gefragt, wie oft sie sich am Tag die Hände waschen und ob sie sich gut über das Coronavirus informiert fühlen. Durch eine Künstliche Intelligenz (KI) wird ein Vergleich mit Dritten im selben Wohngebiet herangezogen.

Die Auswertung wird Teilnehmern direkt mitgeteilt, wodurch sie ihr Infektionsrisiko besser einschätzen können sollen. „Wir wollen Betroffene in unserem Projekt zu Beteiligten machen. Wir bitten zwar um Daten, liefern aber auch direkt Ergebnisse“, erklärt Gantner.

An dem Projekt sind insgesamt zehn Personen beteiligt, darunter Apotheker, Ärzte, Softwareentwickler, ein Epidemiologe und ein Internist. „Wir wollen mit unserer Plattform nicht den Arztbesuch ersetzen, sondern verstehen, wie das Virus funktioniert“, sagt Gantner.

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Erkrankte sollen darüber hinaus freiwillig Krankheitsverläufe dokumentieren können. „Mit den Daten können wir möglicherweise herausarbeiten, welche medizinische Versorgung ein infizierter Patient zukünftig braucht”, sagt Gantner. Eine KI soll erkennen, ob es sich beispielsweise bei Fieber am ersten und Durchfall am dritten Tag um einen typischen Krankheitsfall oder eine außergewöhnliche Situation handelt, wodurch das individuelle gesundheitliche Risiko errechnet werden soll.

Um valide Aussagen treffen zu können, braucht die KI möglichst viele Daten. Die daraus entstehende Datenbasis wolle man mit Universitäten, Behörden und anderen Datenwissenschaftlern teilen.

Datenschützer sind skeptisch

Datenschützer stehen der Anwendung kritisch gegenüber. „Die Verknüpfung von Krankheitsverläufen mit einer Postleitzahl vereinfacht die Identifikation der erkrankten Person, und zwar auch rückwirkend”, erklärt Martin Tschirsich, IT-Sicherheitsexperte und Mitglied des Chaos Computer Clubs.

Solche Informationen stünden unter einem hohen Schutzbedarf, der zum Beispiel durch eine Zwei-Faktor-Authentisierung gewährleistet werden müsse, was für die App bislang aber nicht vorgesehen ist. Tschirsichs Bedenken werden auch durch die Ergebnisse einer US-Studie belegt: Demnach reichen eine Postleitzahl und zwei weitere Datenpunkte wie das Geschlecht oder Alter, um Personen eindeutig identifizieren zu können.

Gantner betont, dass im gesamten Prozess lediglich die Postleitzahl abgefragt werde und macht darauf aufmerksam, dass man sich aktuell in einer besonderen Situation befände, in der man zwischen medizinischem Nutzen und Datenschutz abwägen müsse: „Diese Diskussion müssen wir ohnehin führen, nur, dass es sich in der Coronakrise nicht mehr um ein abstraktes Problem handelt. Unsere Anwendung ist freiwillig, ich halte die Nutzer für mündig, selbst zu entscheiden.“

Bewegungsdaten von Erkrankten tracken

Die Start-ups Ubilabs und Geohealth setzen bei einer weiteren Möglichkeit an, die Infektionskette des Coronavirus zu unterbrechen: Sie wollen Nutzern ermöglichen, erkrankten Patienten erst gar nicht zu begegnen und entwickeln in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) die App Geohealth.

Nutzer sollen darin ihre Bewegungsprofile mit denen von Corona-Infizierten abgleichen können. Das Bewegungsprofil soll sich aus dem Tracking der Bewegungsdaten durch die Nutzung von Google auf dem Smartphone herleiten lassen. Dieses Tracking lässt sich freiwillig einstellen. Auch Infizierte sollen so freiwillig ihre Daten in die App einspeisen können. Außerdem sollen von Behörden freigegebene Daten eingebracht werden.

Der Launch der App sei in zwei Wochen geplant. Dort soll Nutzern dann ihr individuelles Infektionsrisiko in Form einer Ampel angezeigt werden: Schaltet diese auf Gelb, wurde der Weg eines infizierten Teilnehmers gekreuzt. Bei einem längeren Kontakt springt die Ampel auf Rot. „Je mehr Datenspender sich beteiligen, umso genauer können wir eine Karte erstellen, die Bereiche mit hohem Infektionsrisiko erkennen lässt“, erklärt Gernot Beutel, Arzt für Stammzelltransplantation an der MHH. Datenschutzbedenken weist Ubilabs-Geschäftsführer Wille zurück: „Da die Standortdaten das Telefon nicht verlassen, können keine Rückschlüsse auf den Nutzer gezogen werden.“ Die Entwicklung der App ist bisher aus eigenen Mittel finanziert. „Mehr als 40.000 Anfragen am Tag kann die aktuelle Plattform nicht stemmen“, sagt Maxime Gleser, Gründer von Geohealth. Für den weiteren Ausbau suchen die Projektpartner deshalb einen Investor und planen eine Crowdfunding-Kampagne.

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