Lepra Die Geißel der Menschheit ist nicht besiegt

Im Lepramuseum in Münster (Nordrhein-Westfalen) werden die Symptome der Krankheit mit einer Gesichtsmaske aus Wachs dokumentiert.
Rio de Janeiro Schon in der Bibel spielt die Lepra eine Rolle, auch an Mumien im alten Ägypten wurde der Erreger namens Mycobacterium leprae bereits nachgewiesen. Und noch immer ist die stigmatisierte Krankheit entgegen landläufiger Meinung keineswegs ausgerottet.
Indien ist mit offiziell 125.785 neu erkrankten Menschen im Jahr 2014 das am stärksten betroffene Land. Die Zahlen schwankten in den vergangenen Jahren leicht, gingen aber nicht deutlich zurück. Es folgt Brasilien, wo derzeit über 30.000 neue Lepra-Fälle pro Jahr registriert werden.
„Die Dunkelziffer ist auf jeden Fall noch viel höher“, betont der im fünftgrößten Land der Welt tätige Lepra-Experte Reinaldo Bechler von der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe. Vormals hieß die Organisation Deutsches Aussätzigen-Hilfswerk und hat daher heute noch das Kürzel DAHW. Weltweit hätten rund 214.000 Menschen im Jahr 2014 die Diagnose Lepra erhalten, berichtet die Organisation anlässlich des in dieser Woche anstehenden Weltlepratages (31. Januar).
Der norwegische Arzt Armauer Hansen entdeckte 1873 das Bakterium, das die Krankheit auslöst. Auch wenn Lepra nur schwach ansteckend ist, wurden viele Erkrankte wie Aussätzige behandelt und in Leprakolonien abgeschoben. Schon das Handgeben galt als Übertragungsrisiko.
Der Name leitet sich ab vom griechischen „lepros“, (schuppig, aussätzig) – ein Hinweis auf das Krankheitsbild mit fleckiger, schuppiger Haut. Nach und nach sterben die Nerven ab, alles wird taub – und es gibt kein Schmerzempfinden. Oft fügen sich die Kranken selbst Verletzungen zu.
„Da will keiner drüber reden“, kritisiert Bechler, dass es in Brasilien trotz Zehntausender neuer Fälle zu wenig Bemühungen gebe, Lepra auszurotten. So würden Ärzte nicht ausreichend ausgebildet, und die Diagnosefähigkeit sei mangelhaft. Und: Die aktive Suche nach neu erkrankten Menschen werde untersagt. In Brasilien dürfen DAHW-Experten nicht selbst auf das Land fahren und aktiv leprakranke Menschen suchen.
Wird genug getan, um die Krankheit zu besiegen? Das Land mobilisiert derzeit alle finanziellen und personellen Ressourcen im Kampf gegen das sich ausbreitende Dengue-Fieber und das ebenfalls von Mücken übertragene Zika-Virus. Letzteres kann bei einer Infektion von Schwangeren Schädelfehlbildungen der ungeborenen Kinder auslösen.