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Medizin Mit Salmonellen gegen Krebs

Salmonellen haben als Krankheitserreger nicht gerade den besten Ruf. Doch die Bakterien können nicht nur krank machen: US-Forscher haben eine Methode entwickelt, um mit ihrer Hilfe Krebszellen gezielt zu vergiften.
20.07.2016 - 19:00 Uhr
Forscher nutzen gentechnisch veränderte Kolonien der Bakterien, um Krebszellen zu bekämpfen. Quelle: AP
Petrischale mit einer Salmonellen-Kultur

Forscher nutzen gentechnisch veränderte Kolonien der Bakterien, um Krebszellen zu bekämpfen.

(Foto: AP)

San Diego/Cambridge Mit speziell programmierten Bakterien wollen US-Forscher Krebszellen zerstören. Die genetisch veränderten Salmonellen produzieren einen Anti-Krebs-Wirkstoff, lösen sich dann selbst auf und setzen dabei das Gift im Tumor frei, wie die Wissenschaftler im Fachjournal „Nature“ schreiben.

Ein Team um Jeff Hasty von der University of California San Diego in La Jolla (Kalifornien, USA) entwickelte die neuen Bakterienstämme. Sangeeta Bhatia und ihre Kollegen vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (Massachusetts, USA) führten Labortests mit Mäusen durch, bei denen die neue Technik zur Anwendung kam.

So lässt sich das Krebsrisiko senken
Todesursache Krebs
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Rocklegende David Bowie (r.) und Motörhead-Sänger Lemmy Kilmister sind zwei Fälle in einer langen Liste von Prominenten, die an Krebs gestorben sind. Bösartige Tumore sind nach Herz-Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Häufig ist es Schicksal, doch der Lebensstil kann das Krebsrisiko erheblich beeinflussen, wie Experten betonen.

(Foto: dpa)
Melanom-Zellen (schwarzer Hautkrebs)
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Nach Ansicht vieler Forscher wären insgesamt bis zur Hälfte der bösartigen Tumore vermeidbar, wenn Menschen ihren Lebensstil entsprechend änderten. „Das Schicksal spielt natürlich eine Rolle, aber man kann es stark beeinflussen“, sagt der Leiter der Abteilung Epidemiologie von Krebserkrankungen am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, Rudolf Kaaks.

(Foto: dpa)
Krebsrisiko Rauchen
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Rauchen sei bundesweit für etwa jeden fünften Krebsfall verantwortlich, warnt Kaaks. Bei Lungen-, Rachen-, Speiseröhren- und Blasenkrebs sei der Anteil sogar noch viel höher. Zudem schädigen Raucher nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Allein in Deutschland sterben jährlich 3000 Menschen durch Passivrauchen an Krebs, so der Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft, Johannes Bruns.

(Foto: dpa)
Krebsrisiko Übergewicht
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Den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Krebs kennen viele Menschen nicht, dabei ist er seit Jahren belegt. Nach vorsichtigen Schätzungen könnten darauf mindestens fünf bis sechs Prozent aller Krebsfälle zurückgeführt werden, schätzt DKFZ-Experte Kaaks: „Die Liste der Krebsarten, bei deren Entstehung vermutlich Übergewicht eine Rolle spielt, wird immer länger.“

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Krebsrisiko Ernährung
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Falsche Ernährung spielt bei bis zu zehn Prozent aller Krebsfälle eine Rolle. Am besten belegt und am stärksten ausgeprägt seien die schädliche Wirkung von rotem Fleisch und die schützende Wirkung von Ballaststoffen, sagt Kaaks. Dass Gemüse und Obst das Krebsrisiko stark senken, habe sich jedoch nicht bestätigt.

Für Aufsehen sorgte zuletzt eine Warnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Wer viel verarbeitetes Fleisch esse, erhöhe sein Darmkrebsrisiko. Andererseits liefert Fleisch aber auch Eisen und wichtige Vitamine. „Man kann jedes Fleisch bedenkenlos essen. Es kommt aber auf die Menge an“, sagt Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke.

(Foto: ap)
Krebsrisiko Bewegungsmangel
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Körperliche Aktivität senkt das Risiko für Darm- und Brustkrebs. „Und es mag sehr wohl sein, dass das auch für viele andere Krebsarten gilt“, sagt Kaaks.

„Fitness wirkt ein Stück weit schützend“, meint auch Johannes Bruns von der Deutschen Krebsgesellschaft. „Aber kein Mensch sollte glauben, vor Krebs gefeit zu sein, nur weil er jedes Jahr den Berlin-Marathon läuft.“

(Foto: dpa)
Krebsrisiko Alkohol
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Vier bis fünf Prozent aller Krebsfälle sind auf Alkohol zurückzuführen. Vor allem die Kombination von Alkohol und Rauchen sei gefährlich, warnt Kaaks. Ein Glas Wein oder Bier reiche schon aus, um das Risiko für bestimmte Krebsarten leicht, aber nachweisbar zu steigern.

Johannes Bruns ist überzeugt, dass bei Alkohol die Dosis das Gift macht. „Irgendwann ist die Schwelle erreicht, wo der Körper nicht mehr damit umgehen kann und Krebs entsteht“, sagt er. Diese Schwelle sei aber von Mensch zu Mensch sehr verschieden.

(Foto: dpa)

Bei ihrem Konzept hätten er und seine Kollegen sich davon leiten lassen, dass eine Krebstherapie möglichst wenig Schaden im Körper des Patienten anrichten soll, so Hasty: „Wir wollten außerdem eine beträchtliche therapeutische Nutzlast an die erkrankte Stelle liefern.“

In das Erbgut bestimmter Salmonellen, die besonders Tumore besiedeln, setzten die Forscher mehrere Gene ein, die einen Selbstzerstörungsmechanismus auslösen. Es wird ein Protein namens AHL produziert, das sich zwischen den Zellen einer Bakterienkolonie in einem Tumor verbreitet. Erreicht die AHL-Konzentration einen bestimmten Grenzwert, löst das Protein die Produktion eines Stoffes aus, der die Bakterienzelle auflöst. Allerdings überleben stets einige der Salmonellen die Massenselbsttötung der Kolonie und können im Tumor wieder eine neue Population aufbauen.

Der eigentliche Angriff auf die Krebszellen erfolgt über ein anderes Gen, das die Wissenschaftler den Bakterien einschleusten. Es sorgt dafür, dass die Mikroben ein für Tumorzellen tödliches Gift produzieren. Lösen sich die Bakterien unter dem Einfluss des AHL auf, wird dieses Gift im Tumor freigesetzt.

Siegfried Weiß vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig findet das Konzept der US-Forscher ausgesprochen innovativ. Es sei zwar nicht schwierig, Salmonellen dazu zu bringen, einen bestimmten Stoff zu produzieren, wohl aber, diesen Stoff auch freizusetzen. „Dieses Problem haben die Forscher sehr elegant gelöst“, betont Weiß, der nicht an der Studie beteiligt war.

Die Bakterien arbeiten wie programmierte Drohnen
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