Netzverschlüsselung SSL Das Ende der Vertraulichkeit

Nahezu überall, wo Zugangsdaten oder andere sensible Informationen sicher durch das Netz transportiert werden sollen, kommt SSL zum Einsatz.
Berlin Die SSL-Verschlüsselung ist im Netz omnipräsent. Obwohl viele Anwender noch nie von SSL gehört haben nutzt praktisch jeder diese Technologie auf die ein- oder andere Weise. Ob man eine Onlineüberweisung durchführt, seine E-Mails abruft oder sich bei Facebook einloggt: Nahezu überall, wo Zugangsdaten oder andere sensible Informationen sicher durch das Netz transportiert werden sollen, kommt SSL zum Einsatz. Webseiten, die die SSL-Verschlüsselung einsetzen, erkennt man am vorangestellten „https“.
Doch der jüngst entdeckte Heartbleed-Bug hat die Netzwelt in Aufregung versetzt. Ein kleiner Fehler in der Software OpenSSL sorgte dafür, dass Speicherbereiche von Servern ausgelesen werden konnten. Im schlimmsten Fall gaben Server dabei ihr größtes Geheimnis preis: den privaten Schlüssel.
OpenSSL ist die mit Abstand beliebteste Software zum Einsatz der SSL-Verschlüsselung. Ein Grund dafür ist, dass jeder OpenSSL kostenlos nutzen darf. Das führte dazu, dass OpenSSL heute auf fast allen Webservern zum Einsatz kommt. Ob Facebook, Google, Amazon oder Yahoo: Alle Größen der Internetbranche setzen OpenSSL ein, aber auch unzählige kleinere Webseiten nutzen diese Software.
Das Problem: Die Codequalität von OpenSSL ist alles andere als überzeugend. Das Programm ging bereits 1995 an den Start, große Teile des Codes sind uralt und kaum verständlich. Dazu kommt, dass OpenSSL überwiegend von wenigen Freiwilligen entwickelt wird. Erst der Heartbleed-Bug hat dafür gesorgt, dass einige große IT-Unternehmen sich an der Finanzierung von OpenSSL beteiligen.
Es fehlt an Alternativen
Eine wirklich Alternative zu OpenSSL gibt es kaum. Zwar existieren andere Projekte wie das ursprünglich von der Firma Netscape entwickelte NSS –es wird beispielsweise von Mozilla Firefox genutzt - doch unter Fachleuten gilt dessen Codequalität als ähnlich problematisch wie OpenSSL.
Doch mangelhafte Software ist nicht das einzige Problem, unter dem die SSL-Verschlüsselung zu leiden hat. Eine Webseite, die SSL einsetzt, benötigt für den Betrieb ein elektronisches Zertifikat. Diese Zertifikate werden von einer Reihe von Zertifizierungsstellen ausgestellt, den sogenannten Certificate Authorities oder kurz CAs. Zertifikate sind dafür da, einem Nutzer zu versichern, dass er sich gerade tatsächlich mit der richtigen verschlüsselten Webseite verbindet. Ruft ein Nutzer beispielsweise Facebook auf, dann bezeugt das Zertifikat, dass die Webseite wirklich Facebook gehört.
Die Zertifizierungsstellen, die für das Ausstellen der Zertifikate zuständig sind, gerieten in den letzten Jahren allerdings in Verruf. Im Jahr 2011 gab es mehrere Fälle, bei denen Zertifizierungsstellen nachweislich falsche Zertifikate ausgestellt haben. Die niederländische Firma Diginotar hatte über 500 falsche Zertifikate ausgestellt, unter anderem für die Webseite von Google. Vermutet wird, dass dahinter ein Hackerangriff der iranischen Regierung steckte. Diginotar meldete nach den Vorkommnissen Insolvenz an.
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