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Aleksander Ciszek Wie ein polnischer Start-up-Unternehmer Marktführer für 3D-Druck-Software werden will

Der polnische Unternehmer will Weltmarktführer für 3D-Druck-Software werden. In seinem Start-up steckt das Geld von Trumpf und Susanne Klatten.
19.04.2018 - 22:10 Uhr Kommentieren
Seit 2013 ist der Unternehmer mit seinem Start-up in Deutschland. Quelle: imago/Vibrant Pictures
Aleksander Ciszek

Seit 2013 ist der Unternehmer mit seinem Start-up in Deutschland.

(Foto: imago/Vibrant Pictures)

Berlin Es begann in einem Hostel in St. Petersburg, dabei ist keiner der beiden Beteiligten Russe. Da war Aleksander Ciszek nach einem Austauschsemester in Seoul nach fünf Monaten Reisen durch Asien gerade auf dem Heimweg westwärts. Abends traf der junge Pole Stephan Kühr, einen Wirtschaftsphysiker von der Universität Ulm. Man verabredete sich für eine gemeinsame Zeit in Berlin. Und inzwischen wurde sogar ein Unternehmen daraus, für das der 31-jährige Ciszek formuliert: „Wir wollen DER Technologie-Arbeitgeber Berlins werden.“

Momentan sind Ciszek und der heute 36 Jahre alte Kühr Co-CEOs des Start-ups 3yourmind. Dabei steht die 3 im Namen sowohl für das Produkt 3D-Druck wie auch, lockerer ausgesprochen, für free. Die Freiheit nehmen lassen will sich Ciszek bis heute nicht, der nach dem Studium an der angesehenen Warsaw School of Economics und einem Auslandsstudium in Mainz seit 2013 in Deutschland lebt und die doppelte Staatsbürgerschaft hat. Für ihn sei das Leben wie ein Computerspiel: „Jeder Tag ist wie ein neuer Level. Man hat gar nicht das Gefühl zu arbeiten“, lacht er.

Nach dem Studium von Finanzen und Statistik waren ihm „Excel-Tabellen jedenfalls irgendwann zu langweilig, ebenso Banking“, berichtet Ciszek. So habe er sich in 3D-Druck eingearbeitet, oder „Additive Manufacturing“ (AM) – wie die Technik auch genannt wird.

Und dabei ist der selbsternannte Hobbyingenieur durchaus unbescheiden: Weltmarktführer wolle er mit 3yourmind werden, wie das Unternehmen des aus Racibórz, dem schlesischen Ratibor, stammenden Ciszek heißt. Also den Industriestandard für Software zum Anwenden von AM schaffen.

Begonnen hat alles auf dem Campus der Technischen Universität Berlin, in deren Schatten die Firma heute noch sitzt. Die junge Firma mietet mehrere Räume im CHIC, dem Charlottenburg Innovations-Centrum. Doch chic ist der Blick aus dem Konferenzsaal nicht: Er fällt auf das „Café Keese“, das 1966 gegründete Tanzcafé, das mit seinen 135 Tischtelefonen, die es einsamen Herzen erlauben, gemeinsam ein Tänzchen zu wagen. Altes West-Berlin.

3yourmind steht dagegen für das moderne Berlin, das Gründer wie Aleksander Ciszek aus ganz Europa anzieht. Mit dessen Software entschieden werden kann über den Einsatz von 3D-Druck mithilfe einer exakten Zeit- und Kostenkalkulation, hat bereits eine imposante Kundenliste: Sie reicht von Siemens über skandinavische Logistikdienstleister – die in ihren Lagern Ersatzteile künftig selbst fertigen wollen mit 3D-Druck – bis hin zu den größten Autobauern der Welt. „Porsche ist unser Kunde, aber ich bin noch kein Porsche-Kunde“, sagt Ciszek, der privat gar kein Auto besitzt und auf dem Hof einen Audi A3 als Dienstwagen für alle stehen hat.

Damit das Start-up weiter kräftig wachsen kann, „verbrennen wir Fremdkapital bewusst und stolz“, sagt Ciszek. Die Firma könnte jetzt schon Gewinne machen, doch dann hätte sie kein Geld zur Expansion. „Generisches Wachstum ist zu langsam, dann wächst die Gefahr, dass wir überholt werden“, erklärt Ciszek, der gerade wieder in die USA reist, um dort ein drittes Büro zu planen. Sein Motto: „Wachstum ist der neue Profit“ und ein „wie bei Amazon am Anfang“, fügt er leise hinzu.

Viel bekannter als 3yourmind selbst, wo der für Start-ups konstitutive Kicker-Tisch kaputt und eine Tischtennisplatte gerade erst bestellt ist, sind seine Investoren: Gut zwölf Millionen Euro sind bereits geflossen von Venture-Capital-Fonds Coparion, der von Susanne Klatten gegründeten UnternehmerTUM Venture Capital Partners, einer Tochter des Maschinenbauers Trumpf sowie AM Ventures, einer Finanztochter des EOS-Eigners Hans J. Langer. Langer hat sein 1989 gegründetes Unternehmen zu einem Marktführer in der Additiven Fertigung ausgebaut. Das Investment sei „ein Qualitätsmerkmal für uns“, betont Ciszek.

Trotzdem hadert der 3D-Druck-Unternehmer mit der im Vergleich zu den USA unterentwickelten Risikokapitalszene. Der US-Industrieriese GE habe kürzlich zwei 3D-Anbieter für mehr als eine Milliarde Dollar gekauft. Er und sein Compagnon Kühr wollten aktuell nicht verkaufen, „aber am Ende ist immer alles möglich“, sagt er nachdenklich, um dann aber entschiedener anzufügen: „Wir wollen den Markt erobern statt von den Großen geschluckt zu werden“.

Er erzählt das inmitten von Umzugskartons, die die Flure des Bürotrakts verstellen. Akuter Platzmangel herrscht, gerade habe er wieder drei Mitarbeitereingestellt. Bald ist das CHIC zu eng für sie. Das bedauere er aber, erzählt Ciszek in der mit quietschgrünem Boden ausgelegten Mensa des Zentrums: Das Stammgericht Berliner Bulette mit Mischgemüse kostet hier 6,50 Euro – „unbezahlbarer Austausch mit den anderen Unternehmen hier im Haus inklusive“. Viele sind Ausgründungen der TU Berlin. 3yourmind hat darin zwei Säle mit 3D-Druckern zur allgemeinen Nutzung bestückt, um der Uni „etwas zurückzugeben“, begründet Ciszek.

Seine Faszination für den 3D-Druck sei durch den Raketenstart von Elon Musks „Space X“ noch gesteigert worden. Denn manche Teile ließen sich anders gar nicht fertigen, schwärmt Ciszek. Bisher werden gerade einmal 0,05 Prozent der in der Industrie benötigten Einzelteile per AM gefertigt. Mehr noch fasziniere ihn aber der durch 3D-Druck ausgelöste Wandel in Unternehmen, die „nötige völlig neue Kommunikation untereinander statt Email-Ping-Pong und Excel-Tabellen“.

2016 gewann 3yourminds den renommierten „Deutschen Innovationspreis“ und ein Jahr zuvor eine Auszeichnung von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“. Ciszek wurde vom US-Magazin „Forbes“ mit dem prestigeträchtigen „30 under 30 Europa 2018“ ausgezeichnet, als führender junger Industrievertreter auf dem alten Kontinent. „Sie riefen neun Tage vor meinem 30. Geburtstag an“, sagt er lachend.

Ist ein Weltmarktführer in spe denn noch richtig an diesem alten Kontinent? Ja, findet Ciszek, Berlin sei weiterhin der richtige Sitz der Firma. Das Silicon Valley sei inzwischen zu teuer für Start ups, die Mieten seien viel zu hoch und bei Personalkosten müsse man mit Apple oder Google konkurrieren, meint Ciszek. Er wohnt unweit der Firma, nicht mehr im wilderen Osten der Hauptstadt. „Da ist mehr Party, aber dafür habe ich keine Zeit mehr“, begründet Ciszek seinen Umzug.
Umziehen will er für Erste nur mit seiner Firma – wenn sie weiter wächst.

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