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Betriebliche Fortbildung Wie Mitarbeiter fit für die Digitalisierung gemacht werden

In vielen Unternehmen ist die digitale Aufrüstung bisher nur Theorie. Auf dem Weg zur Praxis gibt es einiges zu beachten. Ein Wegweiser durch den Weiterbildungsdschungel.
  • Nina Bärschneider
25.04.2019 - 17:55 Uhr Kommentieren
Der Bedarf an digitaler Weiterbildung im Betrieb ist enorm, die Zahl der Angebote ebenso. Quelle: dpa
Digitalisierung am Arbeitsplatz

Der Bedarf an digitaler Weiterbildung im Betrieb ist enorm, die Zahl der Angebote ebenso.

(Foto: dpa)

Köln Deutschlands Unternehmen sind im Digitalisierungsrausch. Dass Cloudcomputing, Künstliche Intelligenz (KI) und Datenübertragung in Echtzeit auf Dauer kein Geschäftsmodell unverändert lassen werden, ist inzwischen fast allen Firmen klar – entsprechend groß ist der Bedarf an digitaler Aufrüstung. So weit die Theorie.

In der Praxis hakt es oft noch bei der Umsetzung, vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen. Nur knapp ein Fünftel nutzt bereits aktiv Daten und Algorithmen für ihre IT-Systeme, zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens IW Consult von 2018. Von den größeren Unternehmen sind es immerhin bereits rund 30 Prozent.

Die Studie zeigt auch, woran es den mittelständischen Unternehmen besonders mangelt: an Unterstützung bei allgemeinen Fähigkeiten und Schulungen rund um das Thema Digitalisierung. Der Bedarf an digitaler Weiterbildung ist enorm, die Zahl der Angebote ebenso. Doch auch wenn viele Personalverantwortliche es sich wünschen würden: Die eine perfekte Lösung für alle gibt es nicht.

Während für manche Unternehmen die tiefe Datenanalyse große Möglichkeiten bietet, steht für andere das Suchmaschinenmarketing im Vordergrund, um die eigenen Angebote auch digital besser zu kommunizieren. Wo die einen schon über Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz nachdenken, müssen sich die anderen noch um die Digitalisierung interner Geschäftsprozesse kümmern.

Vor der Entscheidung für konkrete Weiterbildungsmaßnahmen sollte sich daher jedes Unternehmen zunächst darüber klar werden, in welche Richtung es sich in Sachen Digitalisierung entwickeln will, rät Thomas Graf, Betreiber der Online-Weiterbildungsplattform MBA Compass. Und welches Know-how dafür gebraucht wird. Erst danach stelle sich die Frage, wie diese Ziele am besten umgesetzt werden sollten.

„Unternehmen können Mitarbeitern zum Beispiel ein MBA-Studium oder die Teilnahme an Seminaren mit Schwerpunkt Digital Business ermöglichen. Sie können aber auch neues Personal mit entsprechenden Kenntnissen einstellen oder eine externe Beratungsgesellschaft engagieren“, so Graf. „Diese kann vor allem dann helfen, wenn ein Unternehmen noch gar nicht weiß, wie es mit dem Thema Digitalisierung umgehen soll.“

Individueller Zuschnitt

Spezialisierte Berater wie die EY-Tochter Etventure propagieren oft den Aufbau einer eigenen Digitaleinheit, jenseits bestehender Hierarchien und eingefahrener Strukturen. „Unternehmen müssen einen geschützten Raum abseits der Kernorganisation vorhalten, in dem Mitarbeiter schnell mit neuen Methoden konkrete Digitalideen umsetzen können“, sagt Etventure-Gründer Philipp Depiereux.

Doch gerade kleine und mittelgroße Unternehmen können sich häufig keine Parallelstrukturen leisten, geschweige denn eine umfangreiche Beratung wie die von Etventure. Für diese Firmen bieten sich gezielte Seminare und Schulungen an. „Weiterbildungen und Inhouse-Seminare sind sehr individuell. Sie eignen sich, wenn ein Mitarbeiter ganz spezielle Fähigkeiten ausbauen soll“, sagt der Weiterbildungsexperte Sebastian Horndasch vom Hochschulforum Digitalisierung.

Je nachdem, ob Kenntnisse im Bereich Social Media, Datenanalyse oder digitales Marketing benötigt werden, lässt sich gezielt der passende Anbieter auswählen. So bietet etwa die Internetseite seminarmarkt.de einen großen Überblick von spezialisierten Beratungsfirmen bis zu Akademien, die Workshops und Webinare zu den diversen Themen veranstalten.

Kostenlose Angebote

Auch einzelne Branchenverbände haben auf die verstärkte Nachfrage reagiert. So bietet der Verband der Öffentlichen Banken (VÖB) einen Lehrgang zum Thema „Digitale Kompetenz“ mit sechs Modulen und einer Abschlussprüfung für 4900 Euro an. Ein eintägiges Seminar über „Rechtsfragen im Einkauf 4.0“ von der Akademie des Bundesverbandes für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) ist für rund 950 Euro buchbar.

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Wer beim Weiterbildungsunternehmen Management Circle etwas über Lean Management und Digitalisierung lernen will, zahlt für zwei Tage knapp 2380 Euro. Laut Digitalisierungsberater Depiereux lohnt sich eine solche Investition allerdings nur, wenn das Unternehmen die neuen Fähigkeiten der Mitarbeiter anschließend auch wertschätzt – und in seine Strukturen eingliedert.

Für Firmen, die kein Geld für individuelle Weiterbildungsmaßnahmen aufbringen wollen oder können, gibt es auch diverse kostenlose Angebote, zum Beispiel über die Kompetenzzentren Mittelstand 4.0 des Bundeswirtschaftsministeriums. Sie veranstalten Workshops und Vorträge, stellen Praxisbeispiele vor und liefern Expertenwissen.

Die Veranstaltungen informieren etwa über vernetzte Produktion in der Textilbranche, bieten Grundlagenkurse in 3D-Druck oder beantworten grundlegende Fragen zur Digitalisierung im Allgemeinen. 25 dieser Kompetenzzentren gibt es mittlerweile, verteilt über das gesamte Bundesgebiet.

Doch nicht immer ist ein Seminar die beste Wahl, findet Etventure-Gründer Depiereux. Auch hierbei sei entscheidend, ob das Unternehmen überhaupt eine intrinsische Motivation hat, sich zu digitalisieren.„Mitarbeiterseminare sind nur sinnvoll, wenn die Strukturen des Unternehmens es erlauben, die Inhalte auch umzusetzen.“

Lasse ein Unternehmen einen Mitarbeiter etwa zum Social-Media-Manager fortbilden, müsse es anschließend auch bereit sein, die sozialen Medienkanäle aktiv zu nutzen. Durch alle Unternehmensschichten hindurch müsse der Wille zur Digitalisierung erkennbar sein. „Am besten macht der Unternehmenschef die Schulung selbst – sonst ändert sich nicht viel“, sagt Depiereux.

Neue Impulse bringe ein mehrstündiger Workshop in digitalem Marketing dem Mitarbeiter zwar in jedem Fall. Doch in einem Unternehmen mit verkrusteten Strukturen verlören solche Modernisierungseffekte schnell an Wirkung. Da kann es sinnvoller sein, das gesamte Berufsprofil einzelner Mitarbeiter auf den Bereich Digitalisierung auszurichten.

Dafür können Unternehmen entweder neue Mitarbeiter rekrutieren, die bereits Erfahrung mit digitalen Themen haben – etwa von innovativen Start-ups. Oder sie qualifizieren eigene Mitarbeiter, etwa, indem sie sie einen geeigneten Lehrgang oder auch ein Studium absolvieren lassen. Eine solche Möglichkeit sind spezielle MBA-Programme (Master of Business Administration).

Laut Sebastian Horndasch, der zwei Bücher über dieses Thema geschrieben hat, bietet ein berufsbegleitendes MBA-Studium im Gegensatz zu Seminaren ein breiteres und tieferes Wissen. Daher lohne es sich vor allem für Menschen, die sich intensiv und langfristig in digitale Themen einarbeiten wollen.

So bietet die Hochschule Neu-Ulm einen MBA Digital Leadership und IT-Management sowie einen Zertifikatskurs zum Thema Digitale Wertschöpfungsketten mit Schwerpunkt auf Social Media und Datenanalyse. Die RWTH Business School hat einen Executive MBA für Führungskräfte über Datenökonomie im Angebot. Darüber hinaus haben einige Hochschulen Wahlfächer eingeführt, um digitale Themen abzudecken.

Studenten der Berliner Wirtschaftshochschule ESCP Europe können etwa Kurse in Big Data oder Virtual Leadership belegen. „Viele Studiengänge führen das Wort ‚digital‘ zwar nicht im Titel, entwickeln sich aber dennoch inhaltlich weiter“, so Horndasch. MBA-Programme mit Schwerpunkt Entrepreneurship integrieren nach seiner Beobachtung schon lange das Thema Digitalisierung in ihr Curriculum.

Viel Potenzial sieht er auch im Change-Management: Wer mit seinem Master Positionen in diesem Bereich anstrebe, beschäftige sich zukünftig immer stärker mit der Beziehung zwischen Mensch und Maschine, Datensicherheit und der Frage, wie IT und Mitarbeiter besser miteinander arbeiten. Zwar gibt es keine Statistik, inwieweit digitale Themen bereits in MBA-Programmen Einzug gehalten haben.

Allerdings erkennt auch Plattformbetreiber Graf einen Trend hin zu einem stärkeren digitalen Fokus. „Bisher flossen Studieninhalte zur Digitalisierung vor allem in Kurse zu Marketing, Entrepreneurship und Innovation ein. Komplett verändert wurden die MBA-Programme allerdings nicht. Jetzt heben die Hochschulen Digitalisierungsthemen zunehmend hervor.“

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