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Deutscher Digitalpreis The Spark Warnung aus dem Weltall: Wie Orora Tech verheerende Waldbrände verhindert

Das Münchener Start-up Orora Tech wertet Satellitenbilder aus, um frühzeitig Waldbrände zu entdecken – und lässt bald eigene Kamerasysteme in den Orbit schießen.
13.11.2021 - 14:05 Uhr Kommentieren
The Spark 2021: Wie Start-up Orora Tech Waldbrände verhindert Quelle: Marc-Steffen Unger für Handelsblatt
Preisverleihung The Spark 2021

Thomas Grübler, Chef und Mitgründer von Orora Tech, erhält von Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes (l.) und McKinsey-Deutschland-Chef Fabian Billing den Preis.

(Foto: Marc-Steffen Unger für Handelsblatt)

Berlin Ob in Kalifornien oder Jakutien, an der Küste Griechenlands oder im Herzen Australiens: Jedes Jahr werden weltweit riesige Waldgebiete durch Feuer zerstört. Da der Klimawandel Trockenheit und Hitze begünstigt, wird es in Zukunft noch häufiger zu solchen Katastrophen kommen – die wiederum die Erderwärmung durch die Freisetzung von CO2 und Methan beschleunigen.

Forstbetriebe und Behörden postieren Mitarbeiter auf Aussichtstürmen oder lassen Flugzeuge kreisen, um Rauch und Flammen frühzeitig zu entdecken. Doch das ist mühselig, besonders in großen, dünn oder unbesiedelten Gebieten.

Das deutsche Start-up Orora Tech will die Brandbekämpfung mit digitaler Technologie effizienter machen: Es hat ein Frühwarnsystem entwickelt, das Satellitendaten auswertet. „Wir bringen das Ganze in das 21. Jahrhundert“, sagt Thomas Grübler, Chef des Münchener Unternehmens.

Mit dieser Mission hat Orora Tech Donnerstagabend den Deutschen Digitalpreis The Spark gewonnen, den Handelsblatt und McKinsey verleihen. Es handle sich um eine „disruptive Neuartigkeit“ bei der Prävention von Waldbränden, begründete die Jury ihre Entscheidung. Zudem biete die Lösung einen ganzheitlichen Lösungsbeitrag für die Bekämpfung des Klimawandels.

Die stand in diesem Jahr bei dem Wettbewerb im Mittelpunkt: „Net Zero Tech“ lautete das Motto – es ging also um Technologien, die die Transformation zu einer emissionsfreien Zukunft ermöglichen. Platz zwei belegte das Start-up Dabbel mit einer Technik für nachhaltige Gebäudesanierung. Auf Platz drei folgte das Start-up Circunomics, das einen Marktplatz für recycelte Autobatterien entwickelt hat.

Prototyp fliegt im Januar ins All

Die Katastrophen des vergangenen Sommers kann der Elektroingenieur Grübler mit einer Simulation plastisch machen. Die Software zeigt auf einer Landkarte Brandherde und gefährdete Regionen. In Australien färben sich beispielsweise große Flächen rot – auf dem Kontinent kommt es jedes Jahr zu großen Buschbränden.

Orora Tech verwendet für die Analyse derzeit Bilder von Wetter- und Forschungssatelliten, die beispielsweise die Raumfahrtbehörden Nasa und Esa betreiben. Allerdings sind die Daten unvollständig: Am Nachmittag gebe es eine Lücke von sechs bis neun Stunden, berichtet Grübler – die Systeme nutzen wegen der Lichtverhältnisse meist den Vormittag.

Deswegen will das Start-up Satelliten in den Orbit 600 Kilometer über der Erde schießen lassen, die eine selbst entwickelte Wärmebildkamera an Bord haben. „Ein erster Prototyp fliegt voraussichtlich am 10. Januar ins All“, berichtet Grübler – der Transport in die USA, wo Raketenbetreiber SpaceX seine Startrampe hat, steht kurz bevor. Das erste Gerät für den operativen Einsatz werde „wahrscheinlich 2023“ einsatzbereit sein.

Von links: Björn Stoffers, Rupert Amann, Florian Mauracher und CEO Thomas Grübler haben 2018 Orora Tech gegründet. Quelle: Pressefoto
Gründerteam von Orora Tech

Von links: Björn Stoffers, Rupert Amann, Florian Mauracher und CEO Thomas Grübler haben 2018 Orora Tech gegründet.

(Foto: Pressefoto)

Die Entwicklung war nicht trivial. Die Kameras werden auf Nanosatelliten des US-Unternehmens Spire installiert, die keine Kühlung der Elektronik ermöglichen. Die Gründer – neben Thomas Grübler sind das Björn Stoffers, Florian Mauracher und Rupert Amann – haben daher mit ihrem 50-köpfigen Team ein System entwickelt, das ungekühlt funktioniert.

Rund 100 Satelliten im Schuhkartonformat will Orora Tech in den kommenden fünf Jahren in Betrieb nehmen. Dann sollen die Infrarotkameras des Start-ups die Erde flächendeckend scannen, und zwar zu jeder Tag- und Nachtzeit. Das Unternehmen könnte seine Dienste damit weltweit anbieten, auch in Europa, wo die Wälder kleiner sind und Brände schneller entdeckt werden müssen.

Deutsche „New Space“-Szene wächst

Um ein solches Netzwerk aufzubauen, muss das Start-up indes weiteres Kapital auftreiben. Die Kosten für Raketenstarts sind zwar dank privater Raketenanbieter wie SpaceX deutlich gesunken. Zudem ermöglicht die Miniaturisierung der Elektronikkomponenten deutlich kleinere Satelliten. Für den Transport eines Systems von Orora Tech, das rund acht Kilogramm wiegt, dürfte nach Einschätzung aus Branchenkreisen trotzdem eine Summe von bis zu mehreren Hunderttausend Euro fällig werden.

Bei einer ersten institutionellen Finanzierungsrunde, der sogenannten Series A, erhielt das Unternehmen im Juni 5,8 Millionen Euro von Investoren wie Findus Venture, Ananda Impact Ventures, Apex Ventures und Bayern Kapital. Im kommenden Jahr will das Management erneut Kapital einsammeln. Diese Series B erfolgt üblicherweise in der Wachstumsphase eines Start-ups.

Orora Tech ist Teil einer wachsenden Szene: Immer mehr Start-ups erkennen das wirtschaftliche Potenzial des Weltraums. Nach einer Studie der Forschungs- und Beratungsagentur Capitol Momentum im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Industrie gibt es in Deutschland 125 „New Space“-Unternehmen, von denen ein Drittel weniger als fünf Jahre alt ist. Die Investitionen verdoppelten sich im vergangenen Jahr auf 308 Millionen Euro. Gerade München, wo auch Orora Tech angesiedelt ist, hat sich zu einem Hotspot entwickelt.

Die Szene profitiert davon, dass die Kosten für Raketenstarts dank neuer Technologie sinken. Auch deutsche Start-ups tragen dazu bei. So entwickeln Isar Aerospace, Rocket Factory und Hyimpulse Trägerraketen, die kleine und leichte Satelliten kostengünstig in den Orbit bringen sollen. Das ist die Grundlage für neue Geschäftsmodelle wie die Analyse von Daten aus dem All.

Versicherungen und Ölkonzerne als potenzielle Kunden

Das Netzwerk von Orora Tech ist noch im Aufbau, trotzdem hat das Unternehmen bereits mit der Vermarktung des Services begonnen. „Unsere Software wird bereits von Kunden in aller Welt genutzt und konnte diesen Sommer erfolgreich Waldbrände verhindern“, sagt Grübler. Man habe bereits Kunden in zehn Ländern.

So haben kommerzielle Forstbetriebe in Australien und Südamerika Verträge abgeschlossen – abgerechnet wird pro Monat und Hektar. Potenzial sieht das Unternehmen auch bei Versicherungen und Rückversicherungen, die so beispielsweise Schäden kontrollieren und Risiken bewerten können. Den aktuellen Umsatz legt das Unternehmen nicht offen.

Wenn das Satellitennetzwerk in Betrieb ist, will Orora Tech weitere Einnahmequellen erschließen. Die Daten der Wärmebildkameras seien beispielsweise für lokale Wettervorhersagen geeignet, berichtet Grübler. Auch das routinemäßige Abfackeln von Gas bei der Förderung von Öl, im Fachjargon Gas-Flaring genannt, lässt sich mit der Technologie überwachen. In einem Projekt mit der europäischen Raumfahrtbehörde Esa, der Weltbank und mehreren Ölkonzernen hat das Start-up demonstriert, wie das geht.

Mehr: „Raumfahrtindustrie wird sich dramatisch verändern“ – Das sind die Weltraumpläne der großen Staaten.

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