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Exklusive Umfrage „Grüne Finanzen nur gesellschaftliches Placebo”: Finanzbranche hat Angst vor „Greenwashing“

Neue Studie: Der Kampf gegen den Klimawandel ist im wirtschaftlichen Mainstream angekommen. Gleichzeitig wächst die Angst vor „Greenwashing“. Den größten Druck üben US-Investoren aus.
20.09.2021 - 07:00 Uhr 1 Kommentar
Bei den am Kapitalmarkt aktiven Unternehmen und den globalen Großinvestoren wächst das Bewusstsein für den Kampf gegen den Klimawandel. Ein Auslöser dafür ist die Coronakrise. Quelle: dpa
Braunkohlekraftwerk Jänschwalde in der Lausitz

Bei den am Kapitalmarkt aktiven Unternehmen und den globalen Großinvestoren wächst das Bewusstsein für den Kampf gegen den Klimawandel. Ein Auslöser dafür ist die Coronakrise.

(Foto: dpa)

Frankfurt Eigentlich geht es ja darum, Gutes zu tun. Doch kaum ein Thema löst derzeit so große Kontroversen in der Finanzbranche aus wie die drei Buchstaben ESG. Die Abkürzung steht für Investments und Unternehmensstrategien, die ökologischen, sozialen und ethischen Standards gerecht werden. Eine aktuelle Umfrage der britischen Großbank HSBC unter weltweit 2000 am Kapitalmarkt aktiven Unternehmen und Großinvestoren zeigt: Nicht nur das Thema Nachhaltigkeit ist endgültig im wirtschaftlichen Mainstream angekommen, sondern auch die Angst vor dem Missbrauch.

Vor allem bei US-Investoren ist die Angst verbreitet, dass Unternehmen ihr Nachhaltigkeitsengagement deutlich positiver darstellen, als es tatsächlich ist. Rund 65 Prozent der befragen US-Anleger halten „Greenwashing“ für ein ernstes Problem. In Asien sind es etwa 20 Prozent, in Europa liegt der Vergleichswert dagegen bei deutlich unter fünf Prozent.

Ein Auslöser für diese Diskussion ist die Kritik der ehemaligen Nachhaltigkeitschefin der deutschen Fondsgesellschaft DWS an ihrem Ex-Arbeitgeber. Desiree Fixler ging nach ihrer Entlassung mit dem Vorwurf an die Öffentlichkeit, die Deutsche-Bank-Tochter habe ihr ESG-Engagement systematisch zu positiv dargestellt.

Kritik am Umgang der Finanzbranche mit dem Thema kommt auch von einem anderen Insider. Tariq Fancy, bis 2019 Chef für nachhaltige Investments bei der Fondsgesellschaft Blackrock, glaubt, dass grüne Finanzen nur ein „gesellschaftliches Placebo“ sind, und die einzigen Nutznießer die Finanzfirmen, die von höheren Gebühren profitieren würden.

Es sind ebenfalls die Investoren aus den USA, die den größten Druck auf die Unternehmen ausüben, sich von umweltschädlichen und sozialunverträglichen Aktivitäten zu verabschieden. Rund 80 Prozent der US-Großanleger gaben in der Studie zu Protokoll, dass ESG-Themen für sie sehr wichtig sind. In Europa gilt das dagegen für lediglich rund 40 Prozent.

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Für etwa 60 Prozent der US-Anleger ist es sehr wichtig, dass die Unternehmen deren Wertpapiere sie kaufen, sich auf die Folgen des Klimawandels einstellen. Die gleiche Einstellung findet sich bei lediglich rund 25 Prozent der Europäer. Dieses Ergebnis müsste eigentlich ein Alarmsignal für die europäische Finanzbranche sein.

Denn das Thema Nachhaltigkeit zählt bislang zu den wenigen Bereichen, bei denen die Europäer einen Vorsprung gegenüber der Wall Street herausholen konnten. Egal, ob es um Umfragen zu den grünsten Finanzzentren der Welt geht oder Analysen, in denen untersucht wird, an welchen Börsen die nachhaltigsten Unternehmen gelistet sind. Überall hat Europa bislang die Nase vorn. Die Ergebnisse der HSBC-Umfrage sprechen nun allerdings dafür, dass die Amerikaner die Bedeutung des Themas erkannt haben und aufholen.

Es geht um einen gigantischen Markt. ESG-Investments haben im zweiten Quartal dieses Jahres weltweit die Marke von zwei Billionen Dollar überschritten. Damit haben sich nachhaltige Anlagen in drei Jahren fast verdreifacht. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sieht das Thema als eine der größten Wachstumschancen seit Jahrzehnten und vertritt sogar die Meinung, dass sich an diesem Megatrend Gewinner und Verlierer im Bankensektor scheiden werden.

Unternehmen wollen aus schmutzigen Geschäften aussteigen

Laut der HSBC-Umfrage wollen in den kommenden fünf Jahren 94 Prozent aller befragten Unternehmen Aktivitäten, die die Umwelt schädigen oder sozial unverträglich sind, herunterfahren. Allerdings dürfte das Ausmaß dieses Wandels sehr unterschiedlich ausfallen.

Immerhin rund 30 Prozent der Befragen rechnen mit substanziellen Veränderungen, weitere 30 Prozent gehen von zumindest spürbaren Umbauten aus, der Rest der Veränderungswilligen sieht lediglich leichten Reformdruck.

Die Unternehmen reagieren nicht nur auf den Druck von Investoren und Regulierern, sie erhoffen sich auch wirtschaftliche Vorteile. Über die Hälfte der Befragten denken, dass sich ein stärkeres Engagement in Sachen Nachhaltigkeit auch wirtschaftlich für sie auszahlen wird, entweder durch höhere Renditen oder niedrigere Risiken.

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Das ist der höchste Umfragewert seit drei Jahren und eine deutliche Steigerung gegenüber den 39 Prozent vom vergangenen Jahr. Umgekehrt fürchten nur noch 25 Prozent der globalen Großinvestoren, dass nachhaltige Investments die Rendite drücken. Im vergangenen Jahr waren es noch 31 Prozent.

Unternehmen bekommen den Klimawandel zu spüren

Aber es sind nicht nur wirtschaftliche Gründe, die für einen Sinneswandel sorgen. Über 60 Prozent der Befragten Unternehmen und Investoren gaben an, dass sich ihre Einstellung zur eigenen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft verändert hat, dabei spielte für drei Viertel die Coronapandemie eine Schlüsselrolle.

Aber es gibt noch einen weiteren Grund für das gewachsene ESG-Bewusstsein in der Wirtschaft. Rund die Hälfte der befragten Unternehmen bekommen die Folgen des Klimawandels bereits selbst zu spüren. Das ist der höchste Umfragewert seit drei Jahren, und deutlich mehr als die 37 Prozent aus dem Vorjahr. Weitere 30 Prozent gehen davon aus, dass die Erderwärmung mittelfristig ihr Geschäft beeinflussen wird. Lediglich ein Prozent glaubt, dass das niemals der Fall sein wird.

Mehr: Abzocke mit pseudogrünen Investments: Wie Anleger betrogen werden

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1 Kommentar zu "Exklusive Umfrage: „Grüne Finanzen nur gesellschaftliches Placebo”: Finanzbranche hat Angst vor „Greenwashing“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Aus den Fragen kann niemand sinnvoll erkennen ,ob der "Klimawandel" die Befragten positiv oder negativ beeinflußt hat,ja nicht einmal ob der Klimawandel selbst oder die Maßnahmen ,die gegen ihn eingeleitet wurden.Nehmen wir die Autoindustrie und ihre Zulieferer:Diese wird durch die Maßnahmen wesentlich beeinflußt.Vor allem Zulieferer für die Verbrennungsmotoren werden z.T. in den Ruin getrieben,Batteriehersteller,E-Motorenherstellen dagegen erleben einen Boom.Mit der Klimaänderung hat das primär nichts zu tun.

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