Gaswirtschaft Flüssigerdgas-Terminal in Hamburg könnte Wasserstoff-Drehkreuz werden

Deutschland verfügt bislang über kein Terminal für den Import von verflüssigtem Erdgas.
Berlin Das in Hamburg-Brunsbüttel geplante Terminal für den Import von verflüssigtem Erdgas (Liquefied Natural Gas, kurz LNG) hat gute Voraussetzungen, langfristig auch bei klimaneutralem Wasserstoff eine große Rolle zu spielen. Es könnte sich zu einer Drehscheibe für den Import und die Weiterverteilung von Wasserstoff entwickeln. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten des Instituts für Umwelttechnik und Energiewirtschaft der Technischen Universität Hamburg. Eine Zusammenfassung liegt dem Handelsblatt vor.
Ein LNG-Terminal, wie es für Brunsbüttel geplant werde, könne künftig „multifunktional“ genutzt werden, heißt es in dem Gutachten. Möglich sei die Anlandung von flüssigem Methan, flüssigem Wasserstoff oder flüssigem Ammoniak. „Das ist aus technischer Sicht grundsätzlich umsetzbar und auch anzustreben“, sagte Martin Kaltschmitt, Leitautor der Studie. Allerdings seien für die einzelnen Energieträger unterschiedliche technische Anpassungen im Vergleich zu einem klassischen LNG-Terminal notwendig.
Das geplante Terminal in Brunsbüttel hat hohe politische Relevanz. Die Bundesregierung befürwortet den Bau. Sie hatte den USA in Aussicht gestellt, dafür zu sorgen, dass sich in Deutschland eine eigene LNG-Infrastruktur entwickelt. Bislang gibt es kein entsprechendes Terminal in Deutschland.
Vordergründig kritisieren die Amerikaner, Deutschland begebe sich durch den Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 in große Abhängigkeit von russischen Lieferungen. Deutschland müsse eine eigene Infrastruktur aufbauen, um sich den Zugriff auf alternative Bezugsquellen zu sichern. Tatsächlich geht es der US-Regierung auch darum, LNG aus den USA nach Deutschland zu verkaufen.
Die Bundesregierung beugte sich dem Druck aus den USA, indem sie einen attraktiven Regulierungsrahmen für LNG-Projekte schuf: Die Anschlussleitungen eines LNG-Terminals an das Gas-Fernleitungsnetz wurden der öffentlichen Gasnetzinfrastruktur zugeschlagen. Der Vorteil: Die Investoren müssen die Anschlussleitung nicht selbst finanzieren. Die Kosten werden vielmehr über die Netzentgelte auf alle Nutzer des Gasnetzes umgelegt. Das steigert die Wettbewerbsfähigkeit eines LNG-Terminals.
Klimaschützer kritisieren das Vorhaben
Allerdings hat das Projekt in Brunsbüttel Gegner. Klimaschützer kritisieren, mit dem Vorhaben werde fossile Infrastruktur auf Jahrzehnte zementiert. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte im Juli Proteste und rechtliche Schritte gegen die Errichtung des Terminals angekündigt.
Die Projektgesellschaft German LNG Terminal GmbH will die Argumente der Klimaschützer entkräften. Dazu weist sie auf die Möglichkeit hin, das Terminal zum Wasserstoff-Hub weiterzuentwickeln. „Unser Geschäftsmodell soll möglichst weit in die Zukunft reichen“, sagte Philipp Kroepels, kaufmännischer Leiter des Unternehmens, dem Handelsblatt.
„Schon das Grunddesign der Anlage ist beispielsweise mit Blick auf die Grundstücksgröße und den wasserstoffkompatiblen Pipelineanschluss, die Lagermöglichkeiten und Kapazitäten so angelegt, dass uns alle Möglichkeiten offenstehen“, ergänzte er. „Heute ist unser Thema LNG.“
Bereits vom Tag der Inbetriebnahme des Terminals an könne auch biogenes oder synthetisches – und damit klimaneutrales – Methan am Terminal umgeschlagen werden. Der weitere Weg zur Klimaneutralität könne darüber hinaus bis hin zu grünem Wasserstoff führen, sagte Kroepels.
Planfeststellungsantrag ist gestellt
Hinter der German LNG Terminal GmbH stehen die niederländischen Unternehmen Gasunie und Vopak sowie das Hamburger Unternehmen Marquard & Bahls. Dieses ist in den Bereichen Energieversorgung, -handel und -logistik tätig.
Die German LNG Terminal GmbH hat im Juni den Planfeststellungsantrag für ihr Projekt gestellt. Das Vorhaben gilt als das aussichtsreichste unter drei ähnlichen Projekten in Deutschland. Die beiden anderen Projekte befinden sich in Wilhelmshaven und Stade.
Mehr: Nord Stream 2 soll der EU-Gasmarkt-Regulierung unterworfen werden
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Brunsbüttel ist allerdings nicht Hamburg ;) Das sind schon zwei ganz verschiedene Welten. Wenn man alle H2 Projekte hier im Umfeld zusammenbringt, entsteht dann in der Tat ein Drehkreuz in der Region (was übrigens bereits 2013 in einer ChemCoast Studie vorgezeichnet war).
Ich bin fuer Nordstream 2 und auch fuer LNG-Terminals. Unabhaengigkeit bedeutet
Optionen zu haben. Was ich nicht gut finde, ist das offenbar die Bedingungen fuer die
LNG-Terminals besser sind als fuer Nordstream 2. Das ist Wettbewerbsverzerrung und
sollte in Bruessel entkraeftet werden.