Glencore und BHP Rohstoffriesen wollen grüner werden – und setzen dabei auf unterschiedliche Strategien

Der Rohstoffkonzern erwirtschaftet den Großteil seiner Gewinne mit Eisenerz und Kupfer.
Zürich Die globalen Minenkonzerne beugen sich dem Druck der Investoren, ihre Geschäfte mit fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Am Dienstag gab der australische Minenkonzern BHP bekannt, sein Öl- und Gasgeschäft ausgliedern zu wollen. Es soll mit Woodside Petroleum fusioniert werden.
Nach Abschluss der Transaktion sollen die BHP-Aktionäre noch etwa 48 Prozent an Woodside halten, hieß es. Im Gegenzug will BHP rund 5,7 Milliarden US-Dollar (etwa 4,85 Milliarden Euro) in eine neue Düngemittelmine in Kanada investieren. Zudem kündigte BHP die Abschaffung seiner doppelten Börsennotierung an, zukünftig soll es nur noch ein Listing in Australien geben.
BHP ist der nach Marktkapitalisierung größte Rohstoffkonzern der Welt. Der seit Januar 2020 amtierende Unternehmenschef Mike Henry baut das Unternehmen um. BHP soll sich künftig auf „zukunftsweisende“ Rohstoffe konzentrieren – Metalle und Mineralien, die zur Reduzierung von Emissionen, für die Elektrifizierung von Städten und die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung von entscheidender Bedeutung sind.
Eine ähnliche Strategie – wenn auch weniger einschneidend – treibt auch der neue Chef des Schweizer Rohstoffkonzerns Glencore, Gary Nagle, voran. Glencore, nach BHP, Rio Tinto und Vale die nach Marktkapitalisierung globale Nummer vier im Rohstoffsektor, gab am Dienstag eine strategische Partnerschaft mit dem Batteriezellenhersteller Britishvolt bekannt. Glencore will das britische Unternehmen langfristig mit Kobalt beliefern, ein Metall, das in leistungsstarken Lithium-Ionen-Akkus für Elektroautos eingesetzt wird. Im Gegenzug hat sich Glencore eine Beteiligung in ungenannter Höhe an Britishvolt gesichert.
BHP erwirtschaftet den Großteil seiner Gewinne mit Eisenerz und Kupfer. Glencore wiederum gehört zu den weltgrößten Produzenten von Kupfer, Nickel und Kobalt. Allerdings ist Glencore auch stark im Handel mit Öl und Gas engagiert und produziert pro Jahr 100 Millionen Tonnen Kohle. Im Gegensatz zu BHP ist die Ausgliederung des Öl- und Gashandels oder ein Ausstieg aus dem Geschäft mit Heizkohle bei Glencore bislang kein Thema. Das Schweizer Unternehmen hat sich bislang lediglich dazu verpflichtet, den Umsatz mit Kohle bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren und bis 2050 klimaneutral zu sein.
Minenkonzerne mit rasantem Gewinnwachstum
Dabei wächst der Druck der Geldgeber: So haben sich über 40 Vermögensverwalter, Versicherungen und Pensionskassen mit zusammen 6,6 Billionen Dollar verwaltetem Vermögen in der „Net-Zero Asset Owner Alliance“ dazu verpflichtet, die Treibhausgasemissionen ihrer Investments bis 2025 um knapp 30 Prozent zu senken und weniger Geld in energieintensive Branchen zu pumpen.
Ähnliche Absichtserklärungen haben auch die Mitglieder der „Net Zero Banking Alliance“ abgegeben, die unter anderem die Deutsche Bank und zahlreiche europäische Großbanken unterzeichnet haben.
Allerdings kritisierte die Umweltschutzorganisation Urgewald zuletzt, dass deutsche Banken zu langsam aus dem Finanzierungsgeschäft mit Klimasündern aussteigen. Den Naturschützern zufolge haben zwischen Oktober 2018 und 2020 allein sechs der großen deutschen Banken zusammen mindestens zehn Milliarden Dollar (8,4 Milliarden Euro) als Kredite an Unternehmen vergeben, die im Kohlebergbau, Kohlehandel und -transport aktiv sind. Dazu kommen Unternehmen, die aus Kohle Strom erzeugen. Glencore gehört der Analyse zufolge beispielsweise zu den Topschuldnern der Deutschen Bank und der DZ Bank im Rohstoffsektor.
Die wirtschaftliche Basis für den Umbau könnte bei beiden Minenkonzernen dagegen kaum besser sein. Sowohl BHP als auch Glencore haben zuletzt ein rasantes Gewinnwachstum vermeldet. Die Rohstoffpreise sind im vergangenen Jahr in die Höhe geschnellt. Der Gewinn von BHP kletterte im Gesamtjahr 2020/21 bereinigt um 69 Prozent auf 37,4 Milliarden Dollar (rund 31,7 Milliarden Euro). Unterm Strich blieb ein auf die Aktionäre anzurechnender Gewinn von 11,3 Milliarden Dollar. Ein Jahr zuvor betrug der Überschuss acht Milliarden Dollar.
Glencore steigerte das bereinigte Ebitda im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 79 Prozent auf 8,7 Milliarden Dollar. CEO Nagle kündigte eine Sonderdividende und Aktienrückkäufe an. Trotz der rasant gestiegenen Nachfrage nach Kupfer, Nickel, Kobalt und Co. halten sich viele Minenkonzerne mit Investitionen in neue Projekte noch zurück. Die Internationale Energieagentur (IEA) warnte daher kürzlich vor einem Nachfrageüberschuss und steigenden Preisen, die den Fortschritt der Energiewende bremsen könnten.
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