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Innovationsplattform Innosabi-Gründer verkaufen Mehrheitsanteil an Questel Group

Der Münchener Anbieter will mit seiner Software Innovationsprozesse vereinfachen. Mit der Questel Group im Rücken hofft Innosabi auf weiteres Wachstum.
19.01.2021 - 08:00 Uhr Kommentieren
Jan Fischer (v.l.), Catharina van Delden, Hans-Peter Heid und Moritz Sebastian Wurfbaum.Foto: Veronika Wurfbaum
Die Innosabi-Gründer

Jan Fischer (v.l.), Catharina van Delden, Hans-Peter Heid und Moritz Sebastian Wurfbaum.

Foto: Veronika Wurfbaum

Düsseldorf Deutsche Großkonzerne wie Siemens oder die Deutsche Telekom gehören bereits zu den Kunden des Münchener Innovationssoftware-Anbieters Innosabi. Jetzt wollen die Gründer ihre Lösung Unternehmen weltweit zugänglich machen und verkaufen die Mehrheit ihrer Unternehmensanteile dazu an die französische Questel Group, einen Anbieter für das Management von Erfindungen und Patenten.

„Mit dem Verkauf der Mehrheitsanteile können wir unser internationales Wachstum auf größere Füße stellen und unsere Produkte mit denen von Questel phänomenal verheiraten“, erklärte Mitgründerin und Geschäftsführerin Catharina van Delden, 36, dem Handelsblatt.

Mit zahlreichen Akquisitionen und nun auch der Teil-Übernahme von Innosabi will die Questel Group ein „europäischer Champion“ für das Management von Patenten und Innovationen in einem von US-Firmen dominierten Markt werden. Questel-CEO Charles Besson lobt Innosabi für „eine außergewöhnliche Erfolgsbilanz, wenn es darum geht, die Innovationsprogramme seiner Kunden zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass es bei Innovationen um mehr als nur um Ideen geht.“

Innosabi bietet Kunden eine Plattform, auf der Wissen aus verschiedenen Quellen für Unternehmen verfügbar gemacht wird und der Innovationsprozess methodisch und technologiegetrieben stimuliert wird – bei Mitarbeitern, Partnerunternehmen und mithilfe der Kunden.

„Was Questel an Patentdaten und geschäftsrelevanten Informationen hat, ist im Innovationsprozess unglaublich wertvoll und zahlt auf unsere Vision ein“, sagt van Delden, die wie ihre Mitgründer und das gesamte Team nach der Transaktion im Unternehmen und an ihrem Standort in München verbleibt.

Analysten sehen Innosabis Lösungen als marktführend an

Hervorgegangen ist Innosabi 2010 aus einem studentischen Projekt von vier Absolventen der Technischen Universität München. Van Delden, die einen MBA-Abschluss in „Innovation und Business Creation“ gemacht hat und einen Teil ihres Studiums im Silicon Valley verbrachte, gründete die Firma zusammen mit Jan Fischer, Hans-Peter Heid und Moritz Wurfbaum. Heute hat das Unternehmen 55 Mitarbeiter und zählt laut den Analysten von Forrester zu den vier führenden Innovationsmanagement-Plattformen.

Konkret bietet das Unternehmen spezialisierte Kollaborationstools für drei verschiedene Bereiche an: die Zusammenarbeit auf Mitarbeiter-Ebene, zwischen Partnerunternehmen und mit den Kunden.

Ein Werkzeug für die Zusammenarbeit auf Mitarbeiter-Ebene ist laut Catharina van Delden besonders erfolgreich bei Bayer im Einsatz: „Jemand in der medizinischen Forschung hat vielleicht eine Fragestellung, die jemand in der Forschung zu Nahrungsergänzungen schon beantwortet hat“, erklärt sie. Stelle der Medikamentenforscher seine Frage in dem Tool, bringe die Innosabi-Software ihn mit dem entsprechenden Kollegen zusammen.

Daimler und Siemens hingegen nutzten das Produkt für internes „Crowdfunding“. Dabei könnten Mitarbeiter individuell entscheiden, für welche Ideen Budgets eingesetzt werden sollen. „Durch diese Budgetverantwortung fühlen sich die Mitarbeiter auch verantwortlich für die Zukunft ihres Unternehmens“, sagt van Delden.

Gemeinsame Innovationsprozesse mit Zulieferern, Dienstleistern und Universitäten funktionieren laut der Innosabi-Chefin ähnlich wie bei internen Fragestellungen: „Im Fall der offenen Innovation tun sich Unternehmen lieber zusammen, als mit eigenständigen Entwicklungen zu spät zu kommen.“

Vorreiter beim Einholen von Kundenfeedback im Innovationsprozess sind laut van Delden die Telekom und die Postbank. Letztere habe die Innosabi-Software etwa genutzt, um Prototypen neuer Online-Banking-Lösungen testen zu lassen.

Niko Mohr, McKinsey-Partner und Professor für Innovations- und Technologiemanagement, kennt die Gründerin Catharina van Delden schon lange und hat sich ihre Firma insbesondere für den Female Founders Award im Rahmen des Start-up-Wettbewerbs The Spark von McKinsey in Kooperation mit dem Handelsblatt angesehen, bei dem van Delden im vergangenen Jahr den zweiten Platz erreichte.

Beim Female Founders Award im Rahmen des Start-up-Wettbewerbs The Spark von McKinsey in Kooperation mit dem Handelsblatt belegte sie im vergangenen Jahr den zweiten Platz.
Catharina van Delden

Beim Female Founders Award im Rahmen des Start-up-Wettbewerbs The Spark von McKinsey in Kooperation mit dem Handelsblatt belegte sie im vergangenen Jahr den zweiten Platz.

„Viele große Unternehmen haben aufgrund ihres langjährigen Erfolges vergessen, wie eigentlich Innovation geht“, sagt er. Die Mitarbeiter wieder dahingehend zu bewegen habe viel mit Kollaboration, Engagement und der Organisation von Finanzierung zu tun. Diese Überlegung habe Innosabi in eine Software-Plattform gegossen. „Catharina van Delden adressiert mit ihrer Innovationsplattform deshalb einen Themenschwerpunkt, der aktuell insbesondere in traditionellen Unternehmen einen sehr großen Stellenwert hat“, sagt Mohr.

Questel im Kaufrausch

Für die Kunden von Innosabi soll sich an der operativen Zusammenarbeit durch den Deal mit Questel nichts ändern. „Zukünftig werden wir weitere spannende Funktionen in unserem Produkt anbieten können, die durch die Synergien mit Questel möglich werden“, sagt van Delden.

Im Vergleich mit den 13 wichtigsten Innovationsmanagement-Plattformen der Forrester-Analysten erreichte Innosabi insbesondere im Bereich Strategie sehr gute Bewertungen. Top-Noten bekam die Firma etwa für Vision, Marktansatz und finanzielle Performance. Die Analysten hoben die „exzellente Fähigkeit“ der Plattform hervor, externe Innovationsgemeinschaften aufzubauen, und betonten die Datensicherheit.

Schlechte Noten bekam Innosabi hingegen für Verkaufserlöse und schwache Bewertungen für die Anzahl der Kunden. Das Start-up ist bisher bis auf kleinere Investitionssummen von drei Business-Angels in der Gründungsphase aus eigener Kraft gewachsen.

Die Firma selbst macht keine Angaben zur Höhe ihrer Umsätze, die zu drei Vierteln aus den Abos für die Software und zu einem Viertel aus Beratungsleistungen stammen. Fest steht: Umsatz und Absatz sollen durch die Integration in die Questel Group nun deutlich gesteigert werden.

Über die Summe der Anteile und die Transaktionssumme wurde Stillschweigen vereinbart. Es dürfte sich aber um mehrere zehn Millionen Euro handeln.

Das französische Unternehmen, das laut Catharina van Delden seinerseits nah an eine Milliardenbewertung herankommt, ist stark auf Wachstum getrimmt. In den vergangenen drei Jahren hat es bereits zehn Unternehmen zugekauft und zur Fortsetzung dieser Strategie kürzlich 400 Millionen privates Beteiligungskapital eingesammelt, das wiederum für mehrere Übernahmen reichen soll.

Einen Hinweis auf den Umfang der Transaktion liefert auch M-&-A-Berater Clipperton, der Innosabi beraten hat: „Clipperton begleitet typischerweise M-&-A-Geschäfte bei Unternehmensbewertungen zwischen 30 und 300 Millionen Euro“, sagt Managing Partner Stéphane Valorge.

Mehr: Diese Tech-Trends bestimmen das Jahr 2021.

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