Klimaschutz „Herausfordernde“ Aufgabe: Deutsche Post will Briefe mit der Deutschen Bahn transportieren

Die Deutsche Post will den CO2-Ausstoß drastisch reduzieren.
Düsseldorf Schon im März kündigte Post-Vorstandschef Frank Appel an, bis 2030 sieben Milliarden Euro in den Klimaschutz zu investieren. Nun reicht Brief- und Paketvorstand Tobias Meyer die teilweise überraschenden Maßnahmen dazu nach.
Man werde demnächst einen Teil der Briefe über die Deutsche Bahn transportieren, sagte er am Donnerstag. Auch der Anteil der Pakete, die der Bonner Konzern per Schiene befördert, soll sich von zwei auf sechs Prozent erhöhen, langfristig sogar auf 20 Prozent.
„Die Formel E plus 1, also die Zustellung einen Tag nach dem Briefeinwurf, wird über den Bahn-Transport nicht darstellbar sein“, gab der seit zwei Jahren amtierende Vorstand zu bedenken. Hier werde man Gespräche vor allem mit den Großkunden führen müssen. Ausbauen will man vor allem die Bahn-Transporte über den sortierfreien Sonntag hinweg. „Hier haben wir für die Zustellung jeweils 30 Stunden Zeit“, sagte Meyer.
Aktuell lässt die Post lediglich Pakete über die Langstrecken zwischen Hamburg und München sowie Hamburg und Stuttgart transportieren. Nun aber sollen auch Ost-West-Verbindungen hinzukommen, etwa eine Strecke von Berlin ins Ruhrgebiet.
Gespräche mit der Deutschen Bahn würden bereits dazu geführt, berichtete der Post-Vorstand. Die Aufgabe sei „herausfordernd“. Zwar seien viele Post-Verteilzentren ans Bahn-Netz angeschlossen, vielfach seien diese Strecken aber nicht elektrifiziert und mit strengen Geschwindigkeitsbeschränkungen belegt. Ob die Bahn hier Investitionen in Aussicht gestellt habe, wollte Meyer auf Anfrage nicht sagen.
Klimaneutrale Post mit der Bahn, mit Lieferwagen und Fahrrädern
Leicht wird die Aufgabe jedenfalls nicht. Der Post-Wettbewerber DPD – im europaweiten Geschäft gleichauf mit der Post-Pakettochter DHL – gab ein ähnliches Projekt vor wenigen Jahren wieder auf. 2010 hatte DPD seine Pakete von der Sammelstelle Hamburg zum Hauptverteilzentrum Nürnberg auf die Schiene begeben. Ein Jahr später folgte die Verbindung Bremen-Nürnberg. „Die Bahn war am Ende nicht flexibel genug“, sagte ein DPD-Sprecher. „Versprochene Laufzeiten konnten nicht eingehalten werden, an manchen Tagen fielen Verbindungen sogar komplett aus.“

Der Konzern-Vorstand kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie.
Dass die Deutsche Post an ihren Plänen festhält, dürfte einen triftigen Grund haben: Bis 2050 will der komplette Konzern klimaneutral arbeiten, und schon ab 2022 sollen sämtliche Brief die Kennzeichnung „Go Green“ tragen, wie Meyer am Donnerstag bekanntgab. Das bislang mit Zusatzgebühren versehene Siegel hatte die Post 2007 eingeführt, um klimaneutrale Zustellungen zu bewerben.
Neben dem Bahntransport setzt die deutsche Brief- und Paketsparte zudem auf emissionsfreie Transporter. Die Zahl der Elektrofahrzeuge soll bis 2025 auf 37.000 anwachsen, darunter auch die elektrischen Transport-Dreiräder von derzeit 9000 auf 14.000. Hinzu kommen nach derzeitigem Stand auch 8000 Elektro-Zweiräder. Diese Form der Zustellung habe sich bewährt, erklärte Meyer.
Der Konzern bleibt dabei auch länger als gedacht Hersteller der Streetscooter, von denen die Deutsche Post aktuell 15.000 besitzt. Die Produktion für den Eigenbedarf werde noch bis mindestens Ende 2022 laufen, erklärte Meyer. Grund sei die konzernintern hohe Nachfrage: Die Zahl der Streetscooter soll bis Ende 2022 auf etwa 21.500 steigen. Danach müssen vor allem Fremdhersteller liefern.
Vor etwa einem Jahr hatte der Konzern das Aus der Streetscooter wegen hoher Verluste verkündet. Später deutete die Konzernspitze ein Auslaufen der Produktion im Jahr 2021 an. An dem grundsätzlichen Beschluss, aus dem Geschäft auszusteigen, ändere sich aber nichts, teilte der Konzern mit.
Verteilstationen mit Photovoltaik
Auch an der Gebäudetechnik will der Gelbe Riese feilen. Neue Verteilstationen rüstet er mit Photovoltaik aus, wobei der so gewonnene Strom in Batterien gespeichert werden soll, die nach der altersbedingten Stilllegung von Streetscooter-Lieferwagen übrig bleiben. „Die Fahrzeuge laufen acht bis zwölf Jahre“, berichtete Meyer, „danach aber haben die Batterien weiterhin eine Ladefähigkeit von 70 bis 80 Prozent.“

Die Zahl der Elektrofahrzeuge soll bis 2025 auf 37.000 anwachsen.
Zudem werde man sich nicht allein auf Elektromobilität verlassen, sagte der Nachfolger des umstrittenen Konzernvorstands Jürgen Gerdes, der Mitte 2018 den Konzern verlassen musste. „Wir schauen uns auch um nach Lösungen, etwa mit Biogasen oder Power-to-Liquid-Treibstoffen.“
Der Anteil der Zustellbezirke, die klimaneutral arbeiten, soll auf diese Weise bis 2025 von 45 auf 75 Prozent erhöht werden, verspricht die Deutsche Post. Schon zwischen 2016 und 2020 gelang es dem Unternehmen, den CO2-Ausstoß um 25 Prozent zu reduzieren.
Pro Paket verbrauche man heute im Durchschnitt 500 Gramm Kohlendioxid, hatte Konzernchef Frank Appel vor wenigen Tagen berichtet. Wettbewerber DPD, der sich selbst als „Nummer eins beim CO2-Ausgleich“ bezeichnete, kam bei der letzten Meldung Mitte 2019 noch auf 830 Gramm.
Mehr: Post-Chef Frank Appel kündigt Milliardeninvestitionen in Klimaschutz an
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