Kommentar Die Bahn muss auch in Zukunft wirtschaftlich betrieben werden

Wenn wir uns jetzt darüber freuen, dass dieser Staatskonzern in der Lage ist, die mobile Grundversorgung in diesem Land zu sichern, dann sollten wir genau diesen Zustand aber auch erhalten.
Für Bahn-Chef Richard Lutz ist der Koalitionsvertrag ein Segen. Seit SPD und Union vor zwei Jahren vereinbart hatten, dass mehr Verkehr auf der Schiene Vorrang haben soll vor Gewinn, ist die Richtung eindeutig. Jetzt, in Zeiten des grassierenden Coronavirus, müssen sich Lutz und sein Team keinen Kopf machen, ob es sinnvoll ist, fast leere ICE durch die Lande rauschen zu lassen. Berlin sagt Ja.
Diese Entscheidung hat ihnen die politische Leitlinie für die Deutsche Bahn abgenommen: Das Unternehmen soll die Mobilität aufrechterhalten. Komme, was da wolle. Abgerechnet wird später – und im schlimmsten Fall durch einen Griff in die Bundeskasse.
Das muss man nicht für die richtige Lösung halten. Aber: Der Staat hat sein Verhältnis zum größten Staatskonzern geklärt. Das ist mindestens genauso wichtig. Die Irrfahrt des Schienenkonzerns dauerte schon viel zu lange.
Nach der Absage des Börsengangs vor nunmehr über zehn Jahren war das Ziel für die 200.000 Eisenbahner verloren gegangen. Und Lutz stand als langjähriger Finanzchef nun wahrlich nicht für eine Neujustierung der Verhältnisse. Im Gegenteil: Der Finanzexperte werkelte schon damals fleißig mit am letztlich gescheiterten Börsengang und galt auch eher als ein Mann der Zahlen. Vor allem als ein Freund schwarzer Zahlen.
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Die Coronakrise darf nun allerdings kein Vorwand sein, alle Dämme brechen zu lassen. Und dem Unternehmen alle möglichen und unsinnigen politischen Wünsche aufs Auge zu drücken. Wenn die Bahn in Zukunft jedem Landrat seine eigene Haltestelle einrichten muss, dann ist die Kehrtwende gescheitert.
Die Bahn ist ein Staatskonzern, ja. Wenn wir uns jetzt darüber freuen, dass dieser Staatskonzern in der Lage ist, die mobile Grundversorgung in diesem Land zu sichern, dann sollten wir genau diesen Zustand aber auch erhalten. Und zwar mit einer Deutschen Bahn, die durchaus dem Gemeinwohl dienen kann, die das aber auch halbwegs wirtschaftlich betreibt.
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