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Kooperation US-Tech-Konzern Nvidia hilft Mercedes bei der Entwicklung des Autos der Zukunft

Der Autokonzern entwickelt gemeinsam mit Nivida ein Betriebssystem. Die deutsche Autoindustrie fährt in Sachen Software Tesla aber noch immer hinterher.
23.06.2020 Update: 24.06.2020 - 13:42 Uhr Kommentieren
In alle Mercedes-Autos soll Nvidias Autocomputer „Orin“ eingebaut werden. Quelle: Mercedes
Daimler und Nvidia

In alle Mercedes-Autos soll Nvidias Autocomputer „Orin“ eingebaut werden.

(Foto: Mercedes)

Stuttgart/Santa Clara/San Francisco Ola Källenius hat am Dienstagabend das wichtigste Projekt seiner noch jungen Amtszeit verkündet. Gemeinsam mit dem US-Chiphersteller Nvidia will Mercedes eine neue Software-Architektur entwickeln, die ab 2024 in jedem Modell arbeiten soll. Künftig wollen die Schwaben nur noch Autos bauen, die mit einem einheitlichen Betriebssystem arbeiten und über das Internet aktualisiert werden können. Vom Angebot des App-Stores, über die Reichweite der Batterie bis zu den Fähigkeiten des Autopilotes können künftig per Knopfdruck die Eigenschaften des Autos verändert werden. „Das ist ein entscheidender Punkt unserer Strategie, unser Geschäftsmodell wird sich ändern“, sagte Källenius.

Daimler holt sich Unterstützung aus dem Silicon Valley. Nvidia hat sich über Jahrzehnte von einem Grafikkartenhersteller zu einem Schwergewicht in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Maschinenlernen und Supercomputing entwickelt. Die neu eingegangene Partnerschaft soll Källenius, seit gut einem Jahr Daimler-Chef, helfen, das Unternehmen in die digitale Zukunft zu führen.

Per Videokonferenz erklärten Nvidia-Gründer Jensen Huang und Källenius aus Stuttgart und dem kalifornischen San José ihre Pläne. Beide kennen und schätzen sich, trafen sich regelmäßig auf der Technologiemesse CES in Las Vegas. Für den Silicon-Valley-Konzern sei es „die Chance des Lebens“, sagte Huang.

Källenius, der nicht nur Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, sondern auch Leiter des Geschäftsfelds Mercedes-Benz Cars ist, hält die Kooperation für eine „sehr wichtige strategische Partnerschaft“. Mercedes wolle einfach „mit den Besten“ zusammenarbeiten. Tausende Ingenieure sind auf beiden Seiten des Atlantiks mit der Umsetzung des Projekts beschäftigt, heißt es vonseiten der Konzerne.

Tesla kann seine Autos heute schon updaten

Mercedes werde Nvidias Technologie lizenzieren, ein Joint Venture ist nicht geplant, auch Exklusivität in der Nutzung gibt es mit diesem Deal nicht. Trotzdem sei die Kooperation der beiden Unternehmen tiefgreifend, sagte Mercedes-Manager Bernhard Wardin.

Mercedes könnte der erste Pkw-Massenhersteller werden, der eine komplett auf erneuerbarer Software basierende Flotte anbiete. Für diesen ehrgeizigen Fahrplan ist nun auch die bisherige Partnerschaft mit BMW geopfert worden, die eine gemeinsame deutsche Antwort auf den amerikanischen Herausforderer Tesla bei selbstfahrenden Autos hervorbringen sollte.

BMW arbeitet seit 2017 mit dem US-Chiphersteller Intel zusammen. Jetzt ist klar: Eine Einigung über die künftige Plattform erzielten die deutschen Konzerne nicht. Knackpunkt war offenbar die Geschwindigkeit der Umstellung. „Es war eine Frage des Timings“, sagte Källenius zurückhaltend. Die Nvidia-Architektur verträgt sich nicht mit der Intel-Technologie, mit der BMW arbeitet.

Offiziell „ruht“ die Entwicklung, wurde vergangenen Freitag mitgeteilt. Auch das komplett selbstfahrende Auto ist nicht mehr das Ziel, sagte Källenius. Vorranging wird Daimler das fahrerlose Fahren für Lastwagen entwickeln.

Mercedes ist in Sachen Software wie weite Teile der deutsche Autoindustrie spät dran. Vorreiter ist der Elektroautobauer Tesla, der bereits seit Jahren mit einem einheitlichen Betriebssystem arbeitet. Schon heute können Tesla-Kunden über das Mobilfunknetz neue Funktionen laden, beispielsweise frische Updates für den Autopiloten. In die Werkstatt müssen Tesla-Kunden dafür nicht, geliefert wird über das Mobilfunknetz. Auch BMW „flasht“ derzeit rund 500.000 Autos mit neuen Features. Nach Aussage von Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich könne BMW über das 2017 neu eingeführte Betriebssystem OS7 „jede einzelne Codezeile im Fahrzeug over the air aktualisieren.“

Die Entwicklung und der Vertrieb von Software, Dienstleistungen und Apps für eine gesamte Fahrzeugflotte sei ein „völlig neues Geschäftsmodell für beide Unternehmen“, sagte Nvidia-Gründer Huang. Der Weg, wie man „Autos baue und verkaufe“, werde sich grundsätzlich ändern. Verdienen die Autohersteller heute am Bau und der Reparatur und der komplizierten Hardware, so stecken künftig die Erlöse in der ständigen Aktualisierung der Intelligenz. Ein Autohersteller wird künftig weniger Entwickler für Motoren und Fahrwerke beschäftigen, dafür aber mehr Rechenzentren und Softwareschmieden haben.

Tesla und sein früherer Partner Nvidia haben das früh erkannt. Nvidia lieferte Grafikkarten, Rechner und Software für die ersten Tesla-Modelle, doch dann ist das Verhältnis deutlich abgekühlt.

Mitte 2018 hatte Tesla-Chef Elon Musk die Entwicklung eigener Chips für autonomes Fahren verkündet und Nvidia aufs Abstellgleis geschoben. Den bisherigen Tiefpunkt erreichten die Unternehmen in ihrem Verhältnis, als Musk auf einem Investorentag im April 2019 die überragende Leistung der hauseigenen Computerchips lobte. Nvidia sah sich daraufhin genötigt, detailliert darzulegen, warum Musks Äußerungen unrichtig seien und er teils „Äpfel mit Birnen“ verglichen habe, um Teslas Neuentwicklungen besser aussehen zu lassen – ein ungewöhnlicher Schritt. Seitdem geht Nvidia ständig neue Partnerschaften, auch mit Volkswagen und Audi. Das Projekt mit Mercedes ist aber bislang das ambitionierteste.

Volkswagen startet seine Software-Tochter

Der Respekt vor den Software-Fähigkeiten von Tesla ist in der Deutschen Autoindustrie groß. „Tesla baut das Auto um den Computer, wir versuchen den Computer in das Auto zu bekommen“, sagt ein führender VW-Manager. Die deutschen Autohersteller arbeiten immer noch weitgehend mit der Integrationslogik aus dem Maschinenzeitalter.

So bespielt jeder Zulieferer seine Mechanik mit eigenem Steuergerät und eigener Software. Die deutschen Autohersteller haben bislang weder einheitliche Betriebssysteme noch eine eigene Softwarekompetenz. Es fehlt an Spezialisten, teilweise aber auch am Verständnis der komplexen Zusammenhänge.

Das hat Folgen: Seit Wochen stockt die Auslieferung des neuen Golf und des Elektroautos „ID.3“ wegen Mängeln in der Software. VW-Chef Herbert Diess hat die Entwicklung neuer Betriebssysteme mittlerweile zum wichtigsten Zukunftsfeld des gesamten VW-Konzerns erklärt. Für die Lösung des Problems wird eine eigene Tochter gegründet. Die „Car.Software.Org“ mit Sitz in Ingolstadt wird zum 1.Juli für alle zwölf Konzernmarken die Arbeit aufnehmen. Hier sollen 15.000 Menschen das Auto der Zukunft entwickeln.

Der Druck wächst. Tesla baut derzeit eine Fabrik in Brandenburg, die Ende 2021 mit den Auslieferungen beginnen könnte. Mitten im Herz der Deutschen Autoindustrie produziert ein Newcomer Elektroautos die jederzeit über das Internet die neueste Software beziehen können. Das wird der Maßstab sein, an dem sich Mercedes, BMW und Volkswagen künftig messen lassen müssen.

Mehr: Was Europas größtes Start-up für autonomes Fahren mit Tesla verbindet

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