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Logistikkonzern Luftfracht soll klimaneutral werden: Deutsche Post bestellt zwölf Elektroflugzeuge

Die Post-Tochter DHL will das erste elektrische Luftfrachtnetzwerk aufbauen. Auch andere Logistikkonzerne experimentieren mit alternativen Antrieben.
03.08.2021 Update: 03.08.2021 - 14:50 Uhr Kommentieren
Die Ladezeit pro Flugstunde beträgt rund 30 Minuten, die maximale Reichweite liegt bei 815 Kilometern. Quelle: via REUTERS
Elektroflugzeug „Alice"

Die Ladezeit pro Flugstunde beträgt rund 30 Minuten, die maximale Reichweite liegt bei 815 Kilometern.

(Foto: via REUTERS)

Frankfurt, Düsseldorf Die Deutsche Post will in der Luftfracht bald Elektroflugzeuge einsetzen, um dem Ziel eines emissionsfreien Betriebs bis 2050 näherzukommen. Die Frachttochter DHL Express hat beim Hersteller Eviation zwölf Elektroflugzeuge des Typs „Alice“ bestellt, die im Jahr 2024 ausgeliefert werden sollen, teilte der Konzern am Dienstag mit. Der „Alice“-Jungfernflug solle noch in diesem Jahr erfolgen.

Mit dem Auftrag plane DHL den Aufbau des ersten elektrischen Luftfrachtnetzwerks, hieß es weiter. „Alice“ kann den Angaben zufolge über 1200 Kilogramm an Fracht transportieren. Die Ladezeit pro Flugstunde beträgt rund 30 Minuten, die maximale Reichweite liege bei 815 Kilometern. Das Flugzeug eigne sich damit für kürzere Zubringerflüge.

Zum Vergleich: Eine zweistrahlige Boeing 777 kann bei einer Reichweite von 9200 Kilometern ein maximales Frachtvolumen von 102 Tonnen transportieren.

„Wir glauben fest an die emissionsfreie Zukunft der Logistik“, sagte DHL-Express-Chef John Pearson. Dabei spiele die Elektrifizierung aller Transportarten eine entscheidende Rolle. Die Post will bis 2030 rund sieben Milliarden Euro investieren, um die CO2-Emissionen zu senken. Bis 2050 will der Konzern seine Treibhausgasemissionen auf null reduzieren.

Dabei spielt die Luftfracht eine wichtige Rolle: Sie ist mit täglich 600 Flügen in 220 Ländern allein in der Express-Sparte die größte Quelle von Treibhausgasemissionen in dem Konzern. Insgesamt hat DHL Express mehr als 260 Maschinen im Einsatz.

Zuletzt floss ein erheblicher Teil der Konzerninvestitionen in die Flotte, allerdings ausschließlich in konventionell angetriebene Flieger. Noch im Januar hatte DHL Express einen milliardenschweren Auftrag an Boeing bekannt gegeben, der acht zusätzliche Maschinen vom Typ 777 umfasst. Auch mit ihnen will Vorstandschef Frank Appel den CO2-Ausstoß mindern. Die neuen Flieger sollen bis zu 18 Prozent weniger Treibhausgas als die älteren Boeing-747-Frachter verursachen.

Logistikbranche treibt Wechsel zu nachhaltigen Kraftstoffen voran

Zum Transport der Pakete auf der Straße setzt die Post bereits seit Jahren in großem Stil Elektrofahrzeuge ein. So liefern über 15.000 Streetscooter-Elektrotransporter Güter an die Kunden aus.

Der Druck, die Lieferketten nachhaltig zu gestalten, ist groß. Die EU-Kommission will mit ihrem Klimapaket „Fit for 55“ für einen verstärkten Einsatz der nachhaltigen Kraftstoffe in der Luftfahrt sorgen. Mit dem Paket soll das Ziel erreicht werden, den Ausstoß von Treibhausgas bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zu senken, um den Klimawandel zu bekämpfen.

Zur Reduktion der CO2-Emissionen setzen Logistikfirmen wie die Post ebenso wie Fluggesellschaften bereits auf einen Wechsel vom fossilen Kerosin auf nachhaltige Kraftstoffe. Diese werden etwa aus Restmüll gewonnen. So startete die Bahn-Tochter DB Schenker gemeinsam mit Lufthansa Ende November 2020 eine Flugverbindung nach Schanghai, bei der die eingesetzte Boeing 777 aus Pflanzenrückständen und ausgedientem Speiseöl hergestelltes Kerosin tankt. Lufthansa-Manager Peter Gerber lobt die Verbindung als ersten Flug dieser Art, der „100 Prozent CO2-frei fliegt“.

Das Flugzeug soll über 1200 Kilogramm an Fracht transportieren können. Quelle: via REUTERS
Elektrisches Flugzeug „Alice“

Das Flugzeug soll über 1200 Kilogramm an Fracht transportieren können.

(Foto: via REUTERS)

Gerade im Zubringerbereich bieten sich allerdings auf den eher kurzen Strecken auch elektrische Antriebe an. So hat der Logistikriese UPS vor einiger Zeit 150 elektrische Senkrechtstarter von Beta Technologies bestellt. Diese können etwa 630 Kilogramm Fracht über eine Strecke von 400 Kilometern transportieren. UPS will die neuen Fluggeräte ab 2024 testen und kann sich vorstellen, damit die kleineren Niederlassungen so miteinander zu verbinden, dass ein Mikronetzwerk entsteht.

Auch die von dem bulgarischen Hersteller Dronamics produzierte Drohne, die mit ihrer Flügelspannweite von 16 Metern bis zu 350 Kilogramm Nutzlast in die Höhe stemmt, soll ab 2023 für die Spedition Hellmann CO2-neutral fliegen. „Wir werden dazu Biosprit verwenden“, kündigte CEO Svilen Rangelov gegenüber dem Handelsblatt an. „Sobald Batterieantrieb oder Wasserstoff für längere Flüge erlaubt werden, nutzen wir auch dies.“

Elektrische Businessjets als realistische Alternative

Die elektrisch betriebenen Flugzeuge könnten für Logistikfirmen wie DHL noch einen weiteren Vorteil haben. Da sie relativ leise sind, ist es denkbar, dass sie in Zukunft per Sondergenehmigung auch zu Zeiten fliegen können, in denen etwa am Drehkreuz in Frankfurt Nachtflugverbote existieren.
 

Während der Elektroantrieb für klassische Kurz- und Mittelstreckenjets mit deutlich über 100 Sitzen noch ferne Zukunft ist, sehen Experten batteriebetriebene Flugzeuge mit der Größe von Businessjets schon länger als eine Alternative, die in Kürze zu realisieren sein wird.

Erst vor wenigen Tagen hat zum Beispiel das auf Flugzeugwartung spezialisierte Unternehmen Rheinland Air Service (RAS) fünf E-Flyer 800 bestellt – eine elektrische Turbopropmaschine mit acht Sitzen. Hersteller ist die US-Firma Bye Aerospace, die bis 2024 eine Zulassung für das Flugzeug bekommen will. Es soll sowohl für Passagiere als auch für Fracht eingesetzt werden. RAS will die E-Flyer selbst verkaufen und warten.

Das nun von DHL bestellte Elektroflugzeug Alice wird wiederum vom Hersteller Eviation entwickelt. Die Firma ist in Israel gegründet worden, hat ihren Sitz mittlerweile aber im US-Bundesstaat Washington, wo das Flugzeug auch gebaut werden soll. Der Flieger kann als Fracht- oder Passagierflugzeug gefertigt werden. In dieser Version kann er dann bis zu neun Reisende aufnehmen.
Mit Agenturmaterial

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