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Mobilität Limousinen-Service Blacklane muss Börsengang verschieben

Die Coronakrise setzt dem Berliner Start-up weltweit zu. Ausgerechnet jetzt steht bei Blacklane eine Finanzierungsrunde an, die bis zum Börsengang reichen soll.
22.06.2020 - 04:27 Uhr Kommentieren
Die Berliner richten sich an Geschäftsreisende – doch diese bleiben aus. Quelle: Blacklane
Werbebild von Blacklane

Die Berliner richten sich an Geschäftsreisende – doch diese bleiben aus.

(Foto: Blacklane)

Hamburg Krisenanfälliger konnte ein Geschäftsmodell für den Corona-Lockdown kaum sein als das des Limousinen-Services Blacklane: Die Berliner haben sich darauf spezialisiert, weltweit Geschäftsreisende vom Flughafen abzuholen. Nun ist der Luftverkehr in den vergangenen Monaten eingebrochen. Im April fiel der Umsatz des Limousinen-Vermittlers daher fast auf null – ausgerechnet kurz vor einer geplanten letzten Finanzierungsrunde vor dem angepeilten Börsengang.

Blacklane-Gründer Jens Wohltorf will dennoch an den Plänen weitgehend festhalten. Er hofft, dass die Coronakrise die notwendigen Finanzierungsschritte lediglich um einige Monate verzögert. Dazu versprüht er im Gespräch mit dem Handelsblatt demonstrativ Optimismus: Blacklane könne sogar von der Krise profitieren. Sicher ist das jedoch nicht.

Wie Blacklane dürften etliche deutsche Start-ups ihre Finanzierungsrunden während des Höhepunkts der Coronakrise zunächst zurückgestellt haben. Laut neuen Daten von Dealroom.com investierten Risikokapitalgeber in Deutschland 2020 bis Ende Mai gerade einmal zwei Milliarden Dollar. Im gesamten Vorjahr waren es noch 7,5 Milliarden Dollar.

Damit liegt der Rückgang auf Monatsbasis bei gut einem Drittel. Entscheidend wird sein, ob die Finanzierungsrunden ganz ausfallen – oder ob sie lediglich ins zweite Halbjahr verschoben worden sind.

Die Coronakrise trifft besonders solche reiferen Start-ups wie das 2012 gegründete Blacklane, deren Businessplan eine zeitnahe Finanzierungsrunde vorsieht. Wohltorf erwartet, dass sich seine Geldspritze bloß um wenige Monate verzögert. Er will noch in diesem Jahr Mittel von Investoren einsammeln. Dabei braucht er Anpassungsfähigkeit. Klar ist nämlich, dass die operative Planung vom Jahresanfang Makulatur ist.

Fast alle Mitarbeiter in Kurzarbeit

Angesichts von 50 Prozent Wachstum im Jahr 2019 auf über 100 Millionen Euro Umsatz hatte Wohltorf noch zu Jahresbeginn geplant, in diesem Herbst die Gewinnschwelle zu erreichen. Gut zwei Jahre später wollte er an die Börse – bevorzugt in den USA. Dafür hatte Blacklane zuletzt dort mehrere Büros aufgebaut.

Doch es kam anders: In der Coronakrise musste Wohltorf ab Ende März fast alle 400 Mitarbeiter weltweit in Kurzarbeit schicken oder ähnliche Mittel nutzen, um zu sparen. „Das Instrument hilft uns auch, fast alle Arbeitsplätze zu halten“, sagt er. Das spiegelt die Hoffnung, in absehbarer Zeit an alte Erfolge anschließen zu können.

Wohltorf setzt darauf, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter künftig seltener in Züge oder Kurzstreckenflieger setzen und stattdessen eine Limousine buchen. Aktuell habe sich die durchschnittliche Fahrtstrecke bereits auf 69 Kilometer mehr als verdoppelt. „Wir sehen einen klaren Trend, dass die Menschen im geschützten Fahrzeug unterwegs sein wollen und daher auch für mehrere Stunden eine Limousine buchen“, sagt er.

Der ursprünglich für spätestens 2022 angepeilte Börsengang könnte sich bei einem positiven Verlauf der Coronakrise um nur sechs bis zwölf Monate verschieben, meint Wohltorf. Allerdings, so gesteht er ein, gibt es ein Risiko, dass diese Pläne nun nicht wie erwartet aufgehen. Schließlich nimmt Blacklane bislang hohe Anlaufverluste in Kauf.

Die aktuellsten im Bundesanzeiger verfügbaren Zahlen zeigen für 2018 unter dem Strich 15 Millionen Euro Verlust bei 72 Millionen Euro Umsatz. Seit der Gründung waren bis dahin insgesamt 60 Millionen Euro Verluste aufgelaufen. Laut dem Branchendienst „Crunchbase“ hat Blacklane in bisher neun Finanzierungsrunden insgesamt knapp 68 Millionen Euro eingesammelt.

Derzeit ist das Blacklane-Geschäft trotz aller Bemühungen immer noch nur minimal. Im April lag der Umsatz nach Wohltorfs Angaben nur bei knapp zwei Prozent des Vorkrisenniveaus von gut zehn Millionen Euro im Monat, im Mai waren es fünf Prozent, für den Juni peilt Wohltorf zehn Prozent an – also nur etwa eine Million Euro Monatsumsatz weltweit.

Ab Juli könnte ihm allerdings eine Partnerschaft helfen, die eigentlich schon zum April in Kraft treten sollte: Blacklane befördert dann die Premiumgäste von Emirates in Nordamerika zum Flughafen. Ursprünglich sollte die Kooperation den Umsatz um mehrere zehn Millionen Euro jährlich treiben, gut 30 Mitarbeiter arbeiteten an dem Projekt. Jetzt hängt der Erfolg des Projekts stark daran, in welchem Maße der Flugverkehr zurückkommt.

„Perle im Portfolio“

Um Investoren für die anstehende letzte Finanzierungsrunde vor dem Börsengang wirbt Wohltorf mit einem weiteren Argument: Die Coronakrise führe dazu, dass es nach der Erholung weniger Konkurrenz gebe, weil Konkurrenten aufgeben oder vom Gas gehen. Uber etwa streicht wegen der Krise 6.700 Jobs. Woltorf will beim Geldsammeln eine „Position der Stärke“ demonstrieren – und so möglichst den erhofften zweistelligen Millionenbetrag ohne Abstriche bekommen.

Dabei könnten seine Investoren wohl auch staatliche Unterstützung in Anspruch nehmen. Die Förderbank KfW Capital stockt noch bis zum Jahresende auf Antrag von Risikokapitalgebern deren Finanzierungsrunden auf. Ob das bei Blacklane passiert, ist jedoch noch offen.

Wohltorf erwartet, dass auch Altinvestoren bei der Runde mitgehen. Bei der vorherigen Finanzierungsrunde hatten sie das Unternehmen nach früheren Angaben mit „über 200 Millionen Dollar“ bewertet. Bei Blacklane sind etwa Daimler und der arabische Mischkonzern Alfahim als strategische Partner investiert. Nicht mehr aufstocken wollen Frühphaseninvestoren wie der Fonds Alstin Family des AWD-Gründers Carsten Maschmeyer. Blacklane sei aber „eine Perle im Portfolio“ des Investors, sagte ein Sprecher.

Mehr: Uber umwirbt deutsche Geschäftsreisende.

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