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Nachhaltigkeit LBBW finanziert künftig keine Unternehmen mehr, die neue Kohlekraftwerke bauen

Die Landesbank verschärft ihre Kohlerichtlinie. Damit geht sie weiter als andere deutsche Banken – für die Umweltschutzorganisation Urgewald aber nicht weit genug.
19.07.2021 - 04:14 Uhr Kommentieren
Die LBBW setzt sich selbst strengere Vorgaben bei der Kohlefinanzierung. Der Umweltorganisation Urgewald reicht das nicht. Quelle: imago images/Arnulf Hettrich
Landesbank Baden-Württemberg

Die LBBW setzt sich selbst strengere Vorgaben bei der Kohlefinanzierung. Der Umweltorganisation Urgewald reicht das nicht.

(Foto: imago images/Arnulf Hettrich)

Frankfurt Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) will ihr Engagement bei Kohleunternehmen zurückfahren. „Die LBBW wird künftig keine neuen allgemeinen Unternehmensfinanzierungen mit Unternehmen, die neue Kohlekraftwerke bauen, abschließen“, erklärte sie gegenüber dem Handelsblatt. Damit geht die Stuttgarter Bank noch einen Schritt weiter als andere deutsche Geldhäuser.

Bislang betreffe der Ausschluss Projektfinanzierungen von Kohlekraftwerken oder Kohleminen. Zudem greifen für Neu- und Bestandskunden Obergrenzen für deren Kohleanteil: So will die Bank kein Geschäft mehr mit Neukunden machen, deren Kohleanteil an der Stromproduktion oder dem Umsatz mehr als 20 Prozent beträgt.

Für bestehende Kunden ist die Vorgabe deutlich lockerer: „Bei Bestandskunden in Deutschland im Bereich Energieerzeuger wird die LBBW kein Neugeschäft mehr mit Kunden machen, deren Umsatzanteil aus Kohlestromerzeugung über 35 Prozent liegt.“ Der Wert solle bis 2030 schrittweise auf 25 Prozent sinken.

Für internationale Bestandskunden gelte für den Ausschluss eine Schwelle von 20 Prozent. Die neuen Regeln sollen noch im Juli in Kraft treten.

Urgewald moniert fehlenden Kohleausstiegsplan

Die Umweltorganisation Urgewald sieht die Kohlerichtlinie der LBBW in Hinblick auf Neukunden als „die beste der konventionellen Banken in Deutschland“ und zählt sie insgesamt zu den weitreichsten Richtlinien. Katrin Ganswindt, Leiterin der Finanzrecherche bei Urgewald, sagt: „Firmen, die neue Kraftwerke bauen, werden das erste Mal von einer konventionellen deutschen Bank ausgeschlossen.“

Die Commerzbank sei zwar bei deutschen Kunden mit 30 Prozent Kohleanteil am Strommix bei deutschen Kunden weiter, konstatiert die Urgewald-Expertin. Bei internationalen Kunden gelte allerdings nur ein Schwellenwert von 50 Prozent. Die Dekabank, die den Sparkassen gehört, und die Deutsche Bank bleiben Urgewald zufolge in bestimmten Punkten ebenfalls dahinter zurück.

Doch auch die LBBW geht aus Sicht von Urgewald längst nicht weit genug. „Absolute Schwellenwerte, ein Kohleausstiegsplan bis 2030 und ein Ausschluss von Firmen, die Kohleminen oder Infrastruktur ausbauen, wären notwendig, um die Richtlinie der LBBW richtig gut zu machen.“

Mit Blick auf Kohlequoten argumentiert die LBBW, sie sollten den Kunden ermöglichen, ihr Geschäftsmodell zu transformieren. „Denn gerade für den Ausbau erneuerbarer Energien besteht immenser Investitionsbedarf.“

Banken spielen als Kreditgeber bei der Entwicklung der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle. Sie entscheiden darüber, welche Unternehmen frische Mittel erhalten und welche nicht – oder nur zu teureren Konditionen. Die Finanzinstitute reklamieren seit einiger Zeit für sich, das Thema Nachhaltigkeit verstärkt zu verfolgen, wobei der Klimaschutz im Vordergrund steht. Kohle und andere fossile Energieträger gelten als Treiber des Klimawandels.

Dass die Branche Kohleengagements zurückfährt, liegt aber auch am zunehmenden Druck der Aufsichtsbehörden. Aufseher treibt die Sorge um, dass Klimarisiken in den Bilanzen der Banken schlummern – etwa wenn die Geldhäuser Kredite abschreiben müssen, weil Unternehmenskunden die viel CO2 emittieren, in Problemlagen geraten.

Deutsche Banken hinken hinterher

In Sachen Kohleausschluss sind die deutschen Banken keine Vorreiter. „Mit Blick auf den Rückzug aus der Kohlefinanzierung sind die französischen Banken im europäischen Vergleich am weitesten“, urteilt Ganswindt. „Unicredit aus Italien hat zudem festgelegt, bis auf wenige Ausnahmen bis 2028 ganz aus der Finanzierung von Unternehmen mit Kohlegeschäft auszusteigen.“ Die Münchener Hypo-Vereinsbank gehört zu Unicredit.

Das fehlt Urgewald auch bei der LBBW: „Wirklich enttäuschend ist das Ziel der LBBW, bis 2030 ihren Schwellenwert für deutsche Bestandskunden lediglich auf 25 Prozent zu senken.“ Die Umweltschützer monieren auch, dass die LBBW keine Schwellenwerte für das absolute Ausmaß des Kohlegeschäfts festlegt. Dadurch können große Unternehmen mit einem an ihrem Umsatz gemessen kleinen, aber absolut gesehen umfangreichen Kohlegeschäft durchs Raster fallen.

Einer Erhebung von Urgewald zufolge hat die LBBW zuletzt unter anderem den Schweizer Bergbaukonzern Glencore finanziert. „Glencore ist so groß, dass sein Kohlegeschäft im Umsatz mit rund sieben Prozent kaum ins Gewicht fällt.“ Dennoch sei Glencore der weltgrößte Exporteur von Kraftwerkskohle, kritisiert Ganswindt. Die LBBW äußert sich nicht zu den Urgewald-Daten, die Kredite von Oktober 2018 bis Oktober 2020 erfassen.

Urgewald hat auch die Nachhaltigkeitsziele anderer Geldhäuser beanstandet. Im Mai griffen die Umweltschützer die Deutsche Bank scharf an: „Mit dieser Augenwischerei wird die Deutsche Bank der Klimakrise nicht gerecht.

Mehr: Umstrittener EU-Vorschlag: Erdgas soll als klimafreundlich definiert werden.

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