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Nachhaltigkeit Warum die Banken erst in Zukunft vom grünen Boom profitieren werden

Die Banken knüpfen große Hoffnungen an das Geschäft mit grünen Finanzen. Bernie Mensah, neuer President of International der Bank of America, warnt aber vor den Risiken.
18.10.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
ESG gewinnt für die Bankenbranche noch mehr an Bedeutung. Quelle: imago images/blickwinkel
Windturbinen auf einem Feld

ESG gewinnt für die Bankenbranche noch mehr an Bedeutung.

(Foto: imago images/blickwinkel)

Frankfurt Gutes tun und dabei auch noch Geld verdienen. Für Bernie Mensah, President of International der Bank of America (BoA), ist das kein Gegensatz. Wie die meisten seiner Kollegen setzt er auf das Trendthema Nachhaltigkeit: „Weil die Kapitalmärkte ein so mächtiges Werkzeug sind, werden die Banken beim Kampf gegen den Klimawandel eine sehr wichtige Rolle spielen“, sagt er im Gespräch mit dem Handelsblatt. In ihrer Verteilerfunktion für Kapital und Liquidität sieht er die Branche in einer „zentralen Rolle“ bei der Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens.

Kurz vor dem globalen Klimagipfel in Glasgow Ende Oktober gewinnen die Themen Ökologie, soziales Engagement und ethische Unternehmensführung (Ecology, Social, Governance, kurz: ESG) noch mehr Bedeutung für die Branche.

Aber wie groß ist die wirtschaftliche Chance tatsächlich, die sich für die Banken bietet? Unabhängige Analysen zeigen, das Potenzial ist da, aber bis sich der grüne Boom auch geschäftlich auszahlt, kann es noch lange dauern. Der Weg dahin ist mit Risiken gespickt – und dabei geht es nicht nur um den Generalverdacht des Greenwashings.

Mit seinen Aussagen liegt Mensah nur auf den ersten Blick auf einer Linie mit vielen seiner Kollegen. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sieht den Kampf gegen den Klimawandel schlicht als eine der größten Geschäftschancen für die Branche seit einem Jahrzehnt.

Für Mensah, der seit Anfang September die Geschäfte der BoA außerhalb von Nordamerika führt, stellt sich die Lage allerdings etwas differenzierter dar: „Für uns ist die zentrale Frage, wie wir unseren Kunden helfen können, den Übergang zu einer CO2-neutralen Wirtschaft zu schaffen. Wenn die Banken dabei einen guten Job machen, sollte das auch geschäftlich netto positiv für die Branchen sein“, meint der Manager. Aber er betont auch, dass „auf diesem komplexen Weg eine Menge Risiken lauern“. Deshalb sollten die Banken das Thema Nachhaltigkeit nicht nur als Geschäftsmöglichkeit sehen, sondern erst einmal als Möglichkeit, die Beziehungen zu ihren Kunden zu vertiefen.

Billionen an zusätzlichem Geschäft

Die Analysten des Researchhauses Autonomous gehen davon aus, dass der Umbau in Richtung einer CO2-neutralen Wirtschaft den Banken in den Jahren 2020 bis 2050 ein jährliches zusätzliches Finanzvolumen von 2,3 Billionen Dollar beschert. Das entspräche einem Plus von 15 Prozent gegenüber dem Status quo. Die Börsenbewertungen der europäischen Banken könnten dadurch um 15 bis 20 Prozent steigen, glauben die Experten.

Autonomous räumt allerdings auch ein, dass der Trend zu mehr Nachhaltigkeit ein langfristiges Thema ist. Das eher ernüchternde Fazit des Researchhauses: „Wir sehen in den nächsten zwölf Monaten keinen Katalysator, der die Entwicklung auf breiter Basis beschleunigen könnte.“

Der President of International der Bank of America geht davon aus, dass nicht alle Banken in gleichem Umfang von grünen Finanzen profitieren werden.Foto: BoA
Bernie Mensah

Der President of International der Bank of America geht davon aus, dass nicht alle Banken in gleichem Umfang von grünen Finanzen profitieren werden.

Foto: BoA

BoA-Manager Mensah betont dagegen die Chancen für die Banken. Er sieht über grüne Anleihen und grüne Kredite hinaus eine Vielzahl von Möglichkeiten, um vom Nachhaltigkeitstrend zu profitieren: „Da gibt es den Handel mit CO2-Zertifikaten, dazu die Kompensation von CO2-Emissionen. Viele Unternehmen werden restrukturieren müssen. Davon wird unsere Fusionsberatung profitieren.“

Außerdem werde sehr viel Geld in grüne, saubere Technologien fließen. Daraus ergäben sich neue Möglichkeiten für Private Equity und Venture-Capital. Und schließlich werde der Umbau grenzüberschreitende Multimilliarden-Projekte notwendig machen, mit entsprechenden Geschäften zur Währungsabsicherung.

Großes Potenzial in Asien

Allerdings werden nicht alle Banken in gleichem Umfang von diesen Chancen profitieren. Autonomous bescheinigt vor allem Asien noch Nachholbedarf in Sachen Klimaschutz. Das Researchhaus sieht deshalb vor allem Banken mit einem Schwerpunkt in dieser Region gut positioniert. Dazu zählen HSBC und Standard Chartered, die ihren Sitz zwar in Großbritannien haben, aber ihr Geld zum Großteil in den Schwellenländern verdienen. Außerdem nennen die Experten das japanische Geldhaus Mizuho, aber auch die Deutsche Bank als Favoriten.

In ihrer Studie betonen die Autonomous-Experten, dass die Banken insgesamt noch sehr viel Arbeit vor sich haben, um ihre Kreditbücher an die selbst gesetzten Klimaziele anzupassen. Um die Fortschritte messbar zu machen, haben die Analysten unter Anspielung auf das Pariser Klimaabkommen einen Paris-Readinesss-Index, kurz APRI, entwickelt. „Der Index zeigt, dass europäische Banken noch immer in Führung liegen, allen voran ING, Société Générale und Barclays“, heißt es in der Studie.

Unter den 16 Banken, die von Autonomous mindestens die Note C erhalten haben, findet sich mit der US-Großbank Citi nur ein Institut mit Sitz außerhalb Europas. Die Deutsche Bank belegt Rang elf. Die Bank of America ist auf Platz 23 von insgesamt 43 untersuchten Instituten.

Diese Platzierung will Mensah genauso wenig kommentieren wie die Tatsache, dass Autonomous die BoA auf der Liste der weltweit größten Finanzierer von fossilen Energien auf Rang drei führt, hinter JP Morgan und Citi. Die BoA hatte versprochen, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Die Bank räumt jedoch ein, dass es sich dabei gerade für große Finanzkonzerne um einen „besonders komplexen“ Umbau handle. Denn nicht nur die Bank selbst und ihre Lieferketten müssten CO2-neutral werden, sondern auch all ihre Kunden. Die Bank betont, dass sie seit 2015 der wichtigste Investor und Kreditgeber für erneuerbare Energien in den USA ist.

Branche unter Verdacht

Zuletzt geriet die gesamte Finanzbranche unter den Verdacht, dass sie ihr grünes Engagement zu positiv darstellt. Auslöser der Diskussion über Greenwashing war eine Anschuldigung der ehemaligen Nachhaltigkeitschefin der deutschen Fondsgesellschaft DWS. Ihr Ex-Arbeitgeber sei in Sachen ESG bei Weitem noch nicht so weit wie öffentlich behauptet.

Dazu kam Kritik des Ex-Chefs für nachhaltige Investments der weltgrößten Fondsgesellschaft Blackrock. Tariq Fancy warnt, dass grüne Finanzprodukte im Kampf gegen den Klimawandel nicht mehr Wirkung hätten als ein Placebo.

BoA-Banker Mensah nimmt solche Vorwürfe ernst: „Greenwashing kann zu einem herben Rückschlag bei den Anstrengungen für eine klimafreundlichere Wirtschaft führen“, sagt er. Es bestehe die Gefahr, dass das Vertrauen in die Finanzmärkte, das nötige Kapital für den Umbau bereitzustellen und effizient zu verteilen, unterminiert werde.

Nach Mensahs Einschätzung ist es unvermeidlich, dass weitere Fälle von Greenwashing ans Licht kommen werden, weil „der ESG-Markt schnell wächst und die Definitionen von dem, was gut und grün ist, noch nicht so anspruchsvoll definiert sind wie nötig“.

Positiv sei, dass die Zahl der Fälle niedrig sei, weil die Gesellschaft die Entwicklung genau kontrolliere. Mensahs Schlussfolgerung: „Regulierung ist nötig, aber sie muss ausgewogen sein.“ Aus Sicht des Bankers gibt es „eine feine Linie zwischen der Verhinderung von Missbrauch und der Behinderung des Wachstums eines immer wichtigeren Teils der Finanzmärkte“.

Mehr: Europas Fondsbranche schaltet auf Grün: Warum Deutschland hinterherläuft

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