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Neobank Verbraucherschützer mahnen Smartphonebank Tomorrow wegen irreführender Nachhaltigkeits-Werbung ab

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg wirft der Neobank substanzlose Werbeaussagen vor. Tomorrow wehrt sich gegen die Vorwürfe.
07.08.2021 - 11:20 Uhr Kommentieren
Die Gründer und Geschäftsführer der Neobank Tomorrow, Michael Schweikart, Inas Nureldin und Jakob Berndt, müssen sich mit Kritik der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg auseinandersetzen. Quelle: Tomorrow
Die Gründer des Fintechs Tomorrow

Die Gründer und Geschäftsführer der Neobank Tomorrow, Michael Schweikart, Inas Nureldin und Jakob Berndt, müssen sich mit Kritik der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg auseinandersetzen.

(Foto: Tomorrow)

Frankfurt Geldanlage mit gutem Gewissen wird zusehends beliebter, ist aber nicht leicht zu greifen. Immer wieder versuchen Finanzanbieter, ihre Produkte als konkret positiv für Klima und Umwelt darzustellen. Die Smartphonebank Tomorrow aus Hamburg wirbt damit, dass ihr Girokonto „Zero“ das erste klimaneutrale Girokonto sei.

Für 15 Euro im Monat soll der Kontoinhaber nicht nur eine Kontokarte aus Holz bekommen, sondern auch eine Kompensation des eigenen CO2-Fußabdrucks. Dies befand die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg als „irreführende Werbung“ und mahnte die Smartphonebank ab.

Die Verbraucherschützer störten sich an der Aussage, dass „dein Fußabdruck“ kompensiert werde. „Für interessierte Verbraucher wäre es natürlich ein Gewinn, wenn sie ‚ihren CO2-Fußabdruck‘ reduzieren könnten. Aber woher soll ein Unternehmen diesen kennen und dann exakt kompensieren können?“, kritisiert Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

„Jeder Mensch hat einen individuellen CO2-Fußabdruck, weil die Produktauswahl nie deckungsgleich ist“, sagt er. Solche Werbeaussagen seien „schlichtweg irreführend“.

Die Neobank wehrt sich aber gegen den Vorwurf, die Berechnung des persönlichen CO2-Fußabdrucks angeboten zu haben. Man habe die Formulierung sofort und in vollem Umfang korrigiert, erklärt Tomorrow auf Anfrage. Tomorrow habe aber nicht versprochen, „dass es um den individuellen Fußabdruck geht“, der auf Basis der Zahlungen oder Ähnlichem entstehe.

Tomorrow ist mit seiner Banking-App im Frühjahr 2019 gestartet und damit ein Nischenanbieter, er zählt rund 85.000 Kunden und Kundinnen. Streng genommen ist das Unternehmen selbst keine Bank ist, es nutzt vielmehr – wie Wettbewerber auch – die Banklizenz des Finanz-Start-ups Solarisbank für seine Bankangebote. Die Banking-App stammt von Tomorrow selbst.

Verbraucherschützern reichen auch Durchschnittswerte nicht

Gleichwohl änderte die Smartphonebank die Formulierung. Sie erklärt zum Zero-Konto: „Kompensiere den durchschnittlichen CO₂-Fußabdruck einer Person in Deutschland.“ Genauer: „Über die Kontogebühr finanzieren wir CO2-Zertifikate, die den CO2-Fußabdruck des jährlichen deutschen Durchschnitts von 11,17 Tonnen Pro-Kopf-CO₂-Emissionen kompensieren.“ Das basiere auf Berechnungen des Umweltbundesamtes.

Für die Verbraucherschützer indes ist auch diese Angabe sinnlos: „Durchschnittswerte sind für eine informierte und selbstbestimmte Entscheidung schlicht substanzlos“, monieren sie. Für Nauhauser ist klar: „Solange es keine klare gesetzliche Regelung für Aussagen zur Klimaschutzwirkung von Produkten und Dienstleitungen gibt, ist solche Werbung nichts anderes als eine Marketingmasche,“ erklärt er.

Die Kritik geht noch weiter – mit Blick auf die Mittelverwendung der Bank, etwa bei Kundeneinlagen: Welche Projekte nachhaltig genug seien, lege Tomorrow selbst anhand eigener Kriterien fest, meint die Verbraucherzentrale. Dabei stehe die Tomorrow wie auch alle anderen Anbieter nachhaltiger Geldanlagen vor dem Problem, dass die Daten zu Ökologie, sozialem Engagement und guter Unternehmensführung (ESG) von Projekten oder Unternehmen vor allem auf nicht überprüfbaren Selbstauskünften beruhten.

Auch bei diesen beiden Kritikpunkten widerspricht Tomorrow. Natürlich kompensiere man pro Nutzer des Zero-Kontos jeden Monat wie angegeben rund 0,95 Tonnen. Die Kompensation laufe mit über die Partnerfirma Climate-Partner. Tomorrow betont weiter: „Wir investieren in klar projektbezogene soziale und grüne Anleihen.“ Durch den Projektbezug sei eindeutig nachvollziehbar, welche Einsparungen durch die Anleihen geschaffen würden.

Klage gegen Deka im Frühjahr

Die Verbraucherzentrale hatte bereits im Frühjahr gegen die Sparkassenfondstochter Deka geklagt, die einen ihrer Aktienfonds mit einem Nachhaltigkeitsrechner beworben hatte. Demnach sollten Anleger ausrechnen können, wie viel Abfall und Kohlendioxid gespart, Wasser aufbereitet und erneuerbare Energie produziert werde, wenn sie einen bestimmten Kapitalbetrag in einen bestimmten Nachhaltigkeits-Aktienfonds der Deka investieren.

Die Verbraucherschützer warfen der Deka vor, dass Kunden erst im Kleingedruckten erfahren, dass die ökologischen Effekte auf Schätzungen beruhen und nicht alle Firmen des Fonds dazu beitragen. Die Deka erkannte Unterlassungsansprüche der Verbraucherzentrale an, was den Rechtsstreit beendete.

In dem Zusammenhang hatte Deka-Vizechef Matthias Danne im Interview mit dem Handelsblatt ein „Dilemma“ skizziert: Anleger wollten konkret wissen, wie nachhaltige Geldanlage wirkt. Aber Regulierer und Politik hätten bisher keine belastbaren Messgrößen festgelegt. „Es gibt damit keine etablierten Methoden, die Wirkung zu messen.“

Mehr: Crowdinvesting mit Risiko: Fintech Tomorrow sammelt drei Millionen Euro ein.

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