Studie Nachhaltige Banken wirtschaften erfolgreicher

Die Berater von Bearingpoint haben ausgerechnet, dass sich ein gutes Nachhaltigkeitsrating für Banken auch finanziell auszahlt.
Frankfurt Nachhaltigkeit zahlt sich für Banken aus – zumindest, wenn sie das Thema ernst nehmen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der Unternehmensberatung Bearingpoint, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt.
„Obwohl die Nachhaltigkeitsbewertung von Banken erst in den vergangenen Jahren an Momentum gewonnen hat, ist bereits zu erkennen, dass überdurchschnittlich positive Bewertungen mit überdurchschnittlichen Entwicklungen der Erträge korrelieren“, so fasst Thomas Steiner, Partner bei Bearingpoint, die Ergebnisse zusammen.
Im angelsächsischen Fachjargon stehen die drei Buchstaben ESG für Investments, die ökologischen, sozialen und Standards der guten Unternehmensführung gerecht werden. Aufseher und Regierungen haben die Finanzmärkte als zentrales Steuerungselement zur Bekämpfung des Klimawandels entdeckt, gleichzeitig haben Banken und Vermögensverwalter den ESG-Trend als lukratives Geschäftsfeld ausgemacht.
Die Deutsche Bank will beispielsweise bis 2023 rund 200 Milliarden Euro an nachhaltigen Finanzierungen und Anlagen erreichen. „Die Banken, die sich nicht verändern, werden über kurz oder lang Kunden, Umsätze und ihre gesellschaftliche Akzeptanz verlieren“, prophezeite Vorstandschef Christian Sewing bei einem Investorentag zum Thema Nachhaltigkeit im vergangenen Mai.
Zuletzt musste sich die gesamte Branche allerdings gegen den Vorwurf des „Greenwashings“ wehren; so wurde ihr angelastet, sie nutze Nachhaltigkeit als Deckmantel, um ihre Gewinne zu maximieren. Ein Auslöser dieser Debatte waren Vorwürfe einer ehemaligen Mitarbeiterin der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS, der Vermögensverwalter würde sein ESG-Engagement schönen.
Höhere Nachhaltigkeit gleich höhere Erträge
Basis der Analyse von Bearingpoint sind die Bewertungen externer Agenturen, die die ESG-Strategien der verschiedenen Banken vergleichen, indem sie alle öffentlich zugänglichen Informationen zum Thema Nachhaltigkeit analysieren. Die Auswertung stützt sich auf die ESG-Ratings der beiden Anbieter MSCI und Sustainalytics für insgesamt 84 Banken. MSCI stuft die Unternehmen in „Führende“, „Durchschnittliche“ und „Nachzügler“ ein, Sustainalytics nutzt fünf Risikoklassen zur Bewertung der Firmen.
Dabei zeigt sich, dass Banken der Risikoklassen 1 und 2 im Sustainalytics-Rating in den vergangenen drei Jahren sowohl beim Nettozinsertrag als auch bei den Provisionserträgen besser abschnitten als der Durchschnitt. Während im Marktschnitt der Nettozinsertrag um 4,9 Prozent zurückging, stieg er bei den Banken der Klasse 1 um 0,6 Prozent.
In Klasse 2 ging der Ertrag um lediglich 1,5 Prozent zurück. Bei den Provisionen verzeichnet der Markt insgesamt einen Rückgang von zwei Prozent. Banken in Klasse 1 jedoch konnten im gleichen Zeitraum ihren Ertrag um 7,9 Prozent steigern, und auch in Klasse 2 ging er um nur 0,5 Prozent zurück.
Zu einzelnen Banken äußert sich Bearingpoint nicht. Aber eine Analyse der Sustainalytics-Daten zeigt, dass weder die Deutsche Bank noch die Commerzbank es in die beiden besten Risikoklassen schaffen. Die Ratingagentur attestiert beiden Instituten ein mittleres ESG-Risiko.
Unter den europäischen Großbanken schneidet die niederländische Rabobank am besten ab, aber auch die deutschen Landesbanken LBBW und Helaba sowie der Immobilienfinanzierer Aareal Bank schaffen es in die zweitbeste Risikoklasse. Die absolut besten Ratings in Sachen ESG erreichen staatliche Förderbanken wie die Europäische Investitionsbank oder die deutsche KfW.
Ähnliche Schlussfolgerungen wie bei Sustainalytics ziehen die Bearingpoint-Experten aus einer Analyse der MSCI-Ratings. Während der Nettozinsertrag seit 2018 über die gesamte Branche hinweg um 4,6 Prozent zurückging, weisen „Nachhaltigkeits-Leader“ lediglich einen Rückgang um 2,9 Prozent auf. Die gleiche Tendenz ist bei den Provisionseinkommen zu erkennen, wo ein Rückgang um 1,9 Prozent im gesamten Markt einer Abnahme von nur 0,2 Prozent bei den führenden Banken gegenübersteht.
„Investments schlagen Einsparungen“
„Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, dass die Banken ESG mit ihrer Strategie vereinen, um langfristig profitabel und wettbewerbsfähig zu bleiben und um ihre Erträge zu steigern“, meint Steiner.
Für die neue Bankenstudie hat Bearingpoint die Jahresabschlüsse von 123 europäischen Banken von 2013 bis 2020 analysiert. Ein Ergebnis der Analyse: „Banken können sich nicht gesundsparen, die Institute müssen investieren, um effizienter zu werden“, meint Bearingpoint-Partner Frank Hofele.
Die Berater teilen die untersuchten Banken in zwei Gruppen ein. 75 Prozent der europäischen Geldhäuser müssen nach wie vor mehr als 55 Cent ausgeben, um einen Euro einzunehmen. Diese Institute fallen in die Gruppe der Nachzügler. Alle Institute, die effizienter arbeiten und eine Cost-Income-Ratio von unter 55 Prozent erreichen, gelten dagegen als Performer.
Laut der Studie ist das Ergebnis vor Steuern der Nachzügler im Corona-Jahr 2020 im Schnitt um 50 Prozent eingebrochen, dagegen hätten die Performer das Ergebnis vor Risikokosten während der Pandemie im Griff behalten.
„Die Performer haben früh und konsequent reagiert und bauen ihren Wettbewerbsvorsprung durch massive Investitionen in die Modernisierung von Prozessen und Systemen aus“, heißt es in der Studie. Die breit aufgesetzten Sparprogramme der Nachzügler hätten dagegen bisher keinen Erfolg gehabt und sich in der Coronakrise als nicht robust erwiesen. Dafür spreche die Tatsache, dass sich die Cost-Income-Ratio dieser Gruppe 2020 um 0,7 Prozentpunkte verschlechtert habe.
„Die Institute müssen lernen, sich zu fokussieren, sonst geraten sie in eine Abwärtsspirale. Es geht nicht darum, ganze Produktlinien aus dem Programm zu nehmen, sondern die Produktvarianten zu reduzieren“, meint Hofele.
Als Beispiel nennt er Institute, die ihr Angebot beim Thema Hypothekendarlehen von 90 Varianten auf zwei zusammengestrichen hätten. „Egal ob private Banken, öffentlich-rechtliche Institute oder Genossenschaftsbanken, die meisten Geldhäuser haben erkannt, dass sie handeln müssen“, ergänzt sein Kollegen Steiner. Die Bereitschaft zu komplexeren und härteren Reformen sei deutlich gewachsen.
Mehr: Nachhaltigkeitsstudie wirft deutschen Banken Bummelei bei Klimazielen vor
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Die EZB mißbraucht ihre Unabhängigkeit in der Geldpolitik ja auch dafür, neben der Währungsstabilität (ihre EINZIGE Aufgabe, ihr EINZIGES Ziel), auch Politik zu betreiben. Und da sie politisch auch Nachhaltigkeit fördert, ist das für die Banken natürlich auch rentabler. Wir müssen uns nur bewußt sein, dass die EZB hiermit Themen, unter dem Vorwand Gutes zu tun, dem demokratischen Prozess entzieht.