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Versicherer und Klimaschutz Allianz macht Nachhaltigkeit zum Unternehmensprinzip

Keine Verbrenner mehr als Dienstwagen, Investments nur noch in „grüne“ Anlagen: Die Norwegerin Line Hestvik soll Europas größten Versicherer nachhaltig umbauen.
10.08.2021 - 10:17 Uhr 2 Kommentare
Bis spätestens 2050 will der Konzern klimaneutral wirtschaften.
Hauptgebäude der Allianz in München

Bis spätestens 2050 will der Konzern klimaneutral wirtschaften.

München Es ist eine der anspruchsvollsten Aufgaben, die der Allianz-Konzern im Moment zu vergeben hat. Versicherungsprodukte für mehr als 100 Millionen Kunden weltweit, ein verwaltetes Vermögen von gigantischen 2,4 Billionen Euro und eine Organisation mit rund 150.000 Mitarbeitern müssen spätestens bis 2050 klimaneutral sein. Besser wäre es, dies schon früher zu schaffen – dabei sind schon die Zwischenziele herausfordernd.

Die Frau, die diese Mammutaufgabe bewältigen muss, ist Line Hestvik. Seit Jahresbeginn ist die 52-jährige Norwegerin Chief Sustainability Officer. Eine Position, die es in der 131-jährigen Geschichte der Allianz zuvor nicht gab.

Allein das zeigt den hohen Stellenwert, den Nachhaltigkeitsthemen inzwischen im Konzern, aber auch bei den Aktionären genießen. Bei der jüngsten Hauptversammlung Anfang Mai bezogen sich 15 Prozent der Fragen auf den Komplex der Nachhaltigkeit. Konzernchef Oliver Bäte sah sich dadurch in seiner Strategie bestätigt.

Das Handelsblatt erreicht die Managerin im Homeoffice in ihrer norwegischen Heimat. Im Gespräch erläutert Line Hestvik die drei wichtigsten Bereiche des laufenden Veränderungsprozesses.

Der Ansatz: Es kommt auf jeden Mitarbeiter an

„Wir wollen Nachhaltigkeit einfach und skalierbar machen“, lautet Line Hestviks Mantra. Jede und jeder der 150.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit sei aufgefordert, Handlungsweisen und Entscheidungen künftig auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu bewerten. Um dies zu fördern und zu gewährleisten, wurden die Strukturen im Konzern bis in die obersten Führungsstrukturen hinein neu aufgestellt. Sogar im Konzern-Aufsichtsrat gibt es seit diesem Jahr einen Nachhaltigkeitsausschuss.

Dabei hat sich die Perspektive auf das Thema deutlich geweitet: Noch vor ein paar Jahren wurde es vor allem aus dem Blickwinkel des Risikomanagements betrachtet, um potenziellen Reputations- und finanziellen Risiken vorzubeugen. Inzwischen gelten Nachhaltigkeitsziele als wichtige Wachstums- und Entwicklungstreiber des Unternehmens.

Konkrete Folgen des gewandelten Bewusstseins sind bereits zu besichtigen: Vorbei sind die Zeiten, in denen vor dem Versicherungskonzern nur schwere schwarze Limousinen parkten. Die Dienstwagenflotte der Allianz in Deutschland mit rund 1900 Fahrzeugen wird komplett auf E-Autos und Hybrid umgestellt, bis 2025 soll weltweit kein reiner Verbrenner mehr für Mitarbeiter des Konzerns auf den Straßen unterwegs sein. „Man sieht auch hier im Kleinen, dass eine Veränderung im Gange ist“, sagt Line Hestvik.

Die Partnerschaften: Investoren und Wettbewerber ins Boot holen

„Auch ein Konzern von der Größe der Allianz kann allein nur begrenzt etwas bewirken, für die globale Transformation braucht man Partnerschaften“, ist Line Hestvik überzeugt. Die Allianz hatte dafür schon vor zwei Jahren die Weichen gestellt, als sie als Gründungsmitglied bei der Net Zero Asset Owners Alliance der Vereinten Nationen (UN) einstieg. Mittlerweile sind mehr als 40 institutionelle Investoren versammelt, die insgesamt in ihren Portfolios etwa 6,7 Billionen Dollar Kapital verwalten. Das gemeinsame Ziel ist klar definiert: Klimaneutralität bis 2050 und ein Anstieg der Erderwärmung um maximal 1,5 Grad Celsius.

Seit Jahresbeginn ist die 52-jährige Norwegerin Chief Sustainability Officer der Allianz. Quelle: Allianz
Line Hestvik

Seit Jahresbeginn ist die 52-jährige Norwegerin Chief Sustainability Officer der Allianz.

(Foto: Allianz)

Unter der Führung von Line Hestvik sind zuletzt weitere Initiativen hinzugekommen. Die Net Zero Asset Manager Alliance existiert seit dem Frühjahr, Allianz Global Investors (AGI) ist Mitglied. Kürzlich hat die Allianz-Tochter den Kohleausstieg bei Publikumsfonds zum neuen Jahr bekanntgegeben.

Erst vor wenigen Wochen schloss sich der Konzern zudem der neu gegründeten Net Zero Insurance Alliance an, die ebenfalls unter dem UN-Dach organisiert ist. Acht der weltgrößten Namen aus der Branche kommen dort zusammen, darunter Munich Re, Generali, Zurich und Swiss Re, den Vorsitz hat die Axa. Der Unterschied zum bereits bestehenden Zusammenschluss liegt in der Stoßrichtung. „Man könnte fast sagen: Die Net Zero Asset Owners Alliance fördert den Wandel, die Insurance Alliance versichert ihn“, erläutert Hestvik.

Die Investments: Transformationsprozesse begleiten

„Wir stehen im Dialog mit den Unternehmen, in die wir investieren“, sagt Line Hestvik. Das geschieht entweder direkt oder über Engagement-Scores wie Climate Action 100 plus. Diese Investoreninitiative hält ständigen Kontakt zu den 100 globalen Unternehmen mit dem größten Treibhausausstoß.

Die sogenannten ESG-Scores, die dabei die Richtung vorgeben, werden ständig an die neuesten Entwicklungen angepasst. ESG steht für die drei Bereiche Ökologie (Environment), Soziales und Unternehmensführung (Governance).

Dabei verzichtet die Allianz auf eine streng festgelegte Strategie des Ausstiegs aus problematischen Branchen – auch nicht aus energieintensiven wie beispielsweise der Stahlproduktion oder der Luftfahrt. Stattdessen will sich der Konzern als starker Finanzpartner beim Umbau hin zu mehr Klimaschutz engagieren und diese Transformation auch versichern.

Unterstützung kommt von den institutionellen Investoren, für die die beiden großen Vermögensverwalter des Münchener Konzerns, Allianz Global Investors (AGI) und Pimco, zuletzt mehr als 1,7 Billionen Euro anlegten.

Vor zwei Jahren wollte man von den Großinvestoren wissen, wann sie zu 100 Prozent in ökologische, soziale und Produkte mit guter Unternehmensführung investieren wollen. 50 Prozent der Kunden gaben an, dies bis 2025 zu planen, 80 Prozent bis 2030. „Es ist ein sehr starkes Signal, dass Kunden das von sich aus vorantreiben“, interpretiert Hestvik diese Ergebnisse. Ähnlich stark schätzt sie die Motivation bei Privatkunden ein.

Beteiligung am Ausbau für E-Auto-Ladesäulen

Welche Veränderungen möglich sind, wenn viele unterschiedliche Partner in Sachen Nachhaltigkeit in eine Richtung gehen, beschreibt Line Hestvik an einem Beispiel aus ihrer Heimat: In Norwegen verfügten noch vor zehn Jahren nur ein Prozent der Neuwagen über einen Elektroantrieb, inzwischen sind es 56 Prozent. Gemeinsam mit Hybridmodellen beträgt der Anteil sogar 90 Prozent. Ein Beweis dafür, wie sehr sich die Art des Wirtschaftens und die Art zu leben in ihrem Heimatland verändert hätten.

Die Allianz will sich nun gemeinsam mit den Partnern unter dem Dach der Vereinten Nationen finanziell daran beteiligen, dass die Zahl der Ladestationen in Deutschland deutlich steigt. Zudem investieren die Münchener in die Verbesserung der Batterietechnik. „Die Leute wollen schließlich weiter fahren können als nur 300 Kilometer am Stück“, zeigt Hestvik Realitätssinn. Bei der Bewältigung ihrer Aufgabe, die Zukunft zu gestalten, könnte ihr der durchaus zugutekommen.

Mehr: Rohstoffe meiden und Anleihen übergewichten: So machen Anleger Rendite mit einem grünem Depot

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2 Kommentare zu "Versicherer und Klimaschutz: Allianz macht Nachhaltigkeit zum Unternehmensprinzip"

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  • Mich würde es in Deutschland nicht auch noch wundern, wenn die Allianz auch ihre Versicherungsbedingungen und Formulare in eine Gendersprache übersetzt, eine Frauenqoute hat bzw. einführt, auch für Diverse & Co.

  • Mich würde es in Deutschland nicht auch noch wundern, wenn die Allianz auch ihre Versicherungsbedingungen und Formulare in eine Gendersprache übersetzt, eine Frauenqoute hat bzw. einführt, auch für Diverse & Co.

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