Werbeagentur Start-up Media 4 Planet will jetzt mit Reklamen die Welt retten

Mit seiner Agentur will Peter Christmann auf den Klimaschutz noch aufmerksamer machen.
München Alle wollen Klimaschutz, aber keiner will dafür bezahlen. Niemand weiß das besser als Peter Christmann. Vor knapp zwei Jahren ging der Ex-Vorstand von Pro Sieben Sat 1 mit seiner Agentur Media 4 Planet an den Start. Sein Ziel: die Natur bewahren – und zwar mit Werbung.
Allerdings hat der 56-Jährige seither nur einen einzigen Kunden überzeugt. „Es braucht viel Geduld und einen langen Atem“, sagt der Gründer. Sein Glück: Christmann hat ein halbes Dutzend ehemalige Weggefährten aus seiner Zeit bei der Sendergruppe Pro Sieben Sat 1 als Gesellschafter um sich geschart. Die glauben an sein Geschäft. So etwa der frühere Konzernvize Conrad Albert oder die langjährige Vermarktungschefin Sabine Eckhardt.
Christmanns Konzept: Der Münchener sucht Werbetreibende, die Reklame für Nachhaltigkeitsthemen schalten wollen, und vermittelt sie an TV-Sender, Radiostationen oder Verlage. Mit den Provisionen, die er dafür von den Medienhäusern kassiert, finanziert er Klimaprojekte. Dabei hat sich der Unternehmer mit UNEP zusammengetan, dem Umweltschutzprogramm der Vereinten Nationen. „Wir sind nicht gewinnorientiert. Unser Überschuss fließt, abzüglich der Kosten, in den Klimaschutz“, beteuert Christmann.
Beim Pilotkunden Vaillant kam das Konzept gut an. Für den Heizungshersteller hat Christmann vergangenes Jahr im Herbst eine Umweltkampagne platziert. „Wir fanden das Modell von Media 4 Planet von Anfang an sehr spannend, da es einen Teil der Mediabudgets beziehungsweise der Margen nutzt, um ganz konkrete Klima- und Umweltprojekte zu unterstützen“, sagt Patrick Stolte, Marketingchef von Vaillant Deutschland. „So kommen Budgets dem Klimaschutz zugute, die zwar in dieser Form vorhanden waren, aber so nie genutzt worden wären.“
Vaillant warb vergangenen Herbst auf den TV-Sendern Pro 7, Sat 1 und Kabel eins. Das Unternehmen versucht, Hausbesitzer zum Austausch ihrer alten Heizung zu bewegen – und so etwas für die Umwelt zu tun. Vor der Reklame erschien ein Hinweis auf dem Bildschirm: „Der nächste Spot fördert den Klimaschutz für unseren Planeten.“ Darauf zu sehen war unter anderem das Logo von UNEP.
Jetzt im TV: Eine Kampagne für die Vereinten Nationen
Neben seinem alten Arbeitgeber arbeitet Christmann eigenen Angaben zufolge auch mit Hubert Burda Media, Ströer, Goldbach und Verizon Media zusammen. Sie bieten dem Gründer besondere Konditionen an, um das große Ziel Umweltschutz zu unterstützen.
Einen Teil des Gewinns nutzt Media 4 Planet jetzt für eine TV-Kampagne von UNEP. Sie läuft der Firma zufolge von der kommenden Woche an auf allen sieben Sendern von Pro Sieben Sat 1 und wird von der Fernsehgruppe auch unterstützt.
Bei konkreten Klimaschutzprojekten kooperiert Christmann mit dem auf Umweltschutz spezialisierten Beratungsunternehmen Climate Partner. „Es ist gut, wenn sich Marketingabteilungen und Werbeprofis darüber Gedanken machen, wie sich Aufmerksamkeit für den Klimaschutz erzeugen lässt. Noch besser ist es, wenn die Werbung selbst bereits ein Beitrag dazu ist“, sagt Moritz Lehmkuhl, Gründer und Chef des Münchener Mittelständlers.
„Die Plattform Media 4 Planet war hier ein Vorreiter und hat ein Konzept entwickelt, mit dem auch die Mediabranche das Klima schützen kann.“ Mit den Spots von Vaillant wird ein Wasserkraftwerk im Virunga-Nationalpark im Kongo gefördert.
Der Gründer hofft auf den Durchbruch im Herbst
Christmann betont, dass Werbetreibende bei ihm keinen Cent mehr zahlen, als sie ohnehin für ihre Werbebotschaften aufbringen müssten. Ihr Vorteil sei, dass sie durch ihr Engagement an Ansehen in den Augen der Kunden gewinnen würden.
Der Medienprofi hat eine ganze Reihe von Firmen gegründet, seit er 2008 den Vorstand von Pro Sieben Sat 1 verließ. Dazu gehören etwa Intersellers, ein Anbieter von Onlineshops für Winzer, oder auch Averycore, ein Hersteller von Marketingsoftware aus München.
Corona war für Christmann Fluch und Segen zugleich. Einerseits sei Klimaschutz für viele Menschen wichtiger geworden während der Pandemie. Andererseits seien vergangenes Jahr einige potenzielle Auftraggeber abgesprungen. Christmann: „Vor Corona standen drei Kunden bereit. Die haben ihre Kampagnen dann erst mal auf Eis gelegt.“
Der Unternehmer rechnet fest damit, diesen Herbst mit mehreren Firmen ins Geschäft zu kommen. Und auch Vaillant-Manager Stolte hofft, dass sich noch mehr Kunden finden. „Mein Wunsch für die Zukunft wäre, dass dieses Modell Standard im deutschen Werbemarkt wird – unabhängig von eventuell vorher vorhandenen Rahmenverträgen oder Commitments – und dass gerade auch die großen Digital Player dabei mitmachen. Dann würde sofort ein enormes Budget zusammenkommen.“
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.