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Corona-Impfung Neue Studien: Der Druck in die Richtung Booster-Impfung wächst

Auch der US-Konzern Johnson & Johnson dringt nun auf eine Booster-Strategie: Laut neuen Daten kann ein weiterer Piks die Antikörper-Konzentration gegen Covid deutlich erhöhen.
27.08.2021 - 16:56 Uhr 2 Kommentare
Die Hersteller arbeiten an Impfstoff-Varianten für Mutationen. Quelle: dpa
Corona-Impfung

Die Hersteller arbeiten an Impfstoff-Varianten für Mutationen.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Neue Beobachtungsstudien sowie Testresultate von Impfstoffherstellern verstärken den Druck in Richtung Zusatzimpfungen mit den bereits zugelassenen Covid-Vakzinen. So kam eine weitere britische Analyse zu dem Ergebnis, dass die Schutzwirkung der Impfstoffe von Astra-Zeneca und Pfizer/Biontech im Zeitverlauf nachlässt. Zugleich wartete nun auch der US-Konzern Johnson & Johnson mit klinischen Daten auf, die dafür sprechen, dass mit einer zusätzlichen Booster-Impfung die Antikörper-Konzentration gegen Covid-Infektionen deutlich erhöht werden kann. Sie liege nach der Zwischenauswertung einer entsprechenden Studie etwa neunmal höher als vier Wochen nach der ersten Impfung, teilte Johnson & Johnson am Mittwoch mit. Man wolle diese Daten nun mit Blick auf mögliche Booster-Strategien mit den Zulassungsbehörden diskutieren.

Ähnliche Pläne wie J&J verfolgen längst auch die anderen Impfstoffhersteller. So haben Biontech und Pfizer in der vergangenen Woche bereits erste Daten aus ihrer laufenden Studie mit einer dritten Dosis ihres Covid-Impfstoffs BNT-162b2 bei der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA eingereicht. Die Zusatzdosis des Biontech-Impfstoffs Comirnaty erzeugte bei den Testpersonen nach Angaben des Unternehmens eine etwa fünfmal höhere Antikörperkonzentration als nach der zweiten Impfung. Endgültige Phase-3-Daten aus der Studie erwarten Biontech und Pfizer in naher Zukunft.

Auch Moderna richtet sich bereits auf die Notwendigkeit von Booster-Impfungen ein und testet dazu sowohl eine dritte Impfung mit einer vollen Dosis seines mRNA-Vakzins als auch eine Impfung mit halbierter Dosis. Bisherige Daten sprechen nach Angaben des Unternehmens dabei eher für die halbierte Dosis.

Sowohl Moderna als auch Biontech arbeiten darüber hinaus auch an Impfstoff-Varianten, die an bestimmte Virusmutationen wie die Deltavariante angepasst sind, und bereiten sich damit vor, auch solche Impfstoffe möglichst schnell lancieren zu können. Bisher sieht man bei Biontech aber noch keine Notwendigkeit, einen solch modifizierten Impfstoff einzusetzen.

Die mRNA-Vakzine von Biontech und Moderna werden bisher regulär bereits in zwei Dosen im Abstand von drei bis vier Wochen verimpft. Als Booster-Impfung soll daher eine dritte Dosis eingesetzt werden. Demgegenüber ist bei dem Vektor-Impfstoff von Johnson & Johnson regulär nur eine Dosis vorgesehen.

Mehrere Länder, darunter Deutschland, Israel und die USA, empfehlen Auffrischimpfungen inzwischen bereits für Personen mit geschwächtem Immunsystem. Die USA zeigen sich zudem entschlossen, eine Zusatzimpfung gegen Covid generell einzuführen. Die WHO dagegen spricht sich mit Blick auf die noch ungenügende Impfstoff-Versorgung und schwachen Impfraten in vielen Schwellenländern gegen entsprechende Strategien aus, da sie den Bedarf an Impfstoffen zusätzlich erhöhen.

Praxisdaten zeigen nachlassende Wirkung

Rückenwind erhalten die Booster-Strategien der Impfstoff-Hersteller unterdessen von immer neuen Praxisdaten, die den Impfstoffen zwar weiterhin gute Schutzwirkung gegenüber schweren Covid-Erkrankungen und Krankenhauseinweisungen bescheinigen, insgesamt aber klar auf eine nachlassende Wirkung der Impfstoffe ab etwa fünf bis sechs Monaten deuten.

Die jüngste britische Analyse basiert auf der groß angelegten ZOE-Covid-Studie, einer vom Londoner King’s College initiierten Beobachtungsstudie, die das Covid-Infektionsgeschehen mithilfe einer Smartphone-App erfasst. Untersucht wurden in diesem Fall Infektionsfälle, die zwischen Ende Mai und Ende Juli gemeldet wurden.

Danach reduziert sich die Schutzwirkung des Biontech/Pfizer-Impfstoffs fünf bis sechs Monate nach der zweiten Dosis von ursprünglich 88 auf nur noch 74 Prozent. Beim Astra-Zeneca-Impfstoff sank die Wirksamkeit nach vier bis fünf Monaten von 77 auf 67 Prozent. Die Daten basieren auf mehr als 1,2 Millionen Testergebnissen.

Im schlimmsten Fall könne der Schutz für ältere Menschen bis zum Winter unter 50 Prozent sinken, erklärte der Epidemiologe Tim Spector, der die Studie leitet. „Wir müssen daher dringend Pläne für Booster-Impfungen machen und falls nötig auch Strategien ins Auge fassen, Kinder zu impfen, wenn wir die Zahl der Todesfälle und Krankenhauseinweisungen reduzieren wollen.“

Ähnlich wie die jüngsten britischen Daten hatten zuvor bereits eine Reihe weiterer Real-World-Analysen die nachlassende Schutzwirkung der Impfstoffe belegt. Eine jüngst von der amerikanischen Mayo-Klinik publizierte Studie deutete sogar auf einen noch stärkeren Wirkungsabfall hin, insbesondere beim Biontech-Impfstoff. Danach lag der Wirkungsgrad des Biontech-Impfstoffs im Juli nur noch bei 42 Prozent gegenüber 76 Prozent im gesamten Zeitraum von Januar bis Juli. Für das Vakzin von Moderna ermittelten die Autoren der Mayo-Studie eine Relation von 76 Prozent im Juli gegenüber 88 Prozent im Gesamtzeitraum.

Israelische Beobachtungsstudien, die im Juli publiziert wurden, kamen zum Ergebnis, dass sich die Schutzwirkung des Biontech-Impfstoffs gegenüber symptomatischen sowie symptomlosen Covid-Infektionen im Juni, als die Delta-Variante bereits dominierte, auf 64 Prozent verringerte. Zuvor lagen die beobachteten Werte für die Effektivität bei etwa 94 Prozent.

Andere britische Beobachtungsstudien waren zuvor zu dem Ergebnis gelangt, dass sich der Infektionsschutz des Vakzins unter dem Einfluss der Delta-Variante auf 79 Prozent verringert hat gegenüber 92 Prozent bei der Alpha-Variante.

Auch die tendenziell steigenden Infektionszahlen bei vollständig geimpften Personen deuten darauf hin, dass sich die Wirkung der Vakzine nach und nach abschwächt. Das Robert Koch-Institut (RKI) etwa berichtete in seinem jüngsten Report gut 6900 sogenannte Impfdurchbrüche, also symptomatische Covid-Infektionen bei voll geimpften Personen, in den letzten vier Wochen. Das entspricht etwa 15 Prozent aller symptomatischen Covid-Fälle in diesem Zeitraum.

Im gesamten Zeitraum seit Verabreichung der ersten vollständigen Impfungen, also in den Kalenderwochen 5 bis 32, lag der Anteil der Impfdurchbrüche nach den Daten des RKI dagegen nur bei rund 1,3 Prozent.

Mehr: Biontech und Moderna streben Zulassung für die Corona-Impfung von Kleinkindern noch für dieses Jahr an

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2 Kommentare zu "Corona-Impfung: Neue Studien: Der Druck in die Richtung Booster-Impfung wächst"

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  • Die Autoindustrie - Mercedes ehemals stolz auf Autos, die 20 Jahre halten und 300.000 km erreichen - hat auch auf einmal entdeckt, dass Leasing und alle 2-3 Jahre ein neues Auto viel besser für den Kunden ist. Dann hat man schließlich immer die neueste Sicherheitstechnik und den neuesten Abgasstandard.
    Und Pharmaindustrie and Friends entdecken jetzt den Trend zur Dritt-Impfung für
    - einen not-zugelassenen Impfstoff
    - zu dem es quasi nur retrospektive und schlampige Studien gibt
    - der mangels Konkurrenz keinem Preisdruck unterliegt.

  • Das die Impfstoffproduzenten auf eine Booster-Impfung drängen kann nicht wirklich überraschen,schließlich bedeutet das mehr Umsatz und Gewinn. Zu pfüfen ob und wann eine solche Impfung nötig sein sollte ist eine staatliche Aufgabe durch Stiko und RKI.

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