Analyse Die Stärken und Schwächen der Deutschen Post

Das Porto stieg zum Jahresbeginn 2015 auf 62 Cent für den Standardbrief an.
Stärke 1: Sinkende Kosten
Wozu eigentlich, fragen sich Analysten und Fondsmanager in regelmäßigem Abstand, braucht die Deutsche Post ein Konzerndach? Die vier Unternehmenssegmente Brief/Paket, Express, Spedition und Lagerverwaltung haben im operativen Geschäft wenig miteinander zu tun. Die Synergien sind überschaubar, die Zustellnetze für die jeweiligen Schwesterfirmen ungeeignet.
Um die vier Konzernbereiche nicht allzu sehr nebeneinander herwurschteln zu lassen, gründete der Vorstand 2004 die „Global Customer Solutions“. Sie soll den 100 Topkunden der Deutschen Post Logistikdienstleistungen aus möglichst allen vier Konzernbereichen gleichzeitig verkaufen. Doch die Skepsis einiger Investmentfonds gegenüber dem Mischkonzern konnte das kaum besänftigen. Union Investment beispielsweise forderte vor fünf Jahren unverhohlen, den Bonner Konzern zu zerschlagen.

Betriebsergebnis des Corporate Center der Deutschen Post in den vergangenen vier Jahren. Um die Grafik vollständig anzuzeigen, klicken Sie bitte auf das Bild.
Eine aktuelle Studie der Investmentbank J. P. Morgan stützt die Forderung bis heute. Um vier Milliarden Euro, so errechnete deren Analyst Christophe Combe, mindert die Konzernzentrale den Firmenwert der Deutschen Post. Ohne sie schätzt er die Summe der einzelnen Sparten auf knapp 39 Milliarden Euro. An der Börse ist die Post dagegen derzeit nur rund 36,5 Milliarden wert.
Seit 2014 aber gibt es Hoffnung. Die Kosten der Zentrale, die als Erbe alter Behördenzeiten stets als zu hoch empfunden wurden, bekommt der Vorstand zunehmend in den Griff. Nach mehreren vergeblichen Anläufen schaffte das Management endlich die Zielmarke von 350 Millionen Euro – nach 421 Millionen Euro Aufwendungen noch im Vorjahr. Gespart wurde allerdings kaum am Personal, Kostenkürzungen gab es vor allem in der Werbung.
Stärke 2: Steigendes Porto
Lange steckte das Briefgeschäft in der Klemme. Nicht nur gegen neue Wettbewerber hatte es sich zur Wehr zu setzen, auch die Konkurrenten E-Mail und SMS sorgen seit Jahren dafür, dass das transportierte Volumen schwindet – bei unverändert hohen Fixkosten.
Gleichzeitig aber hielt die Bundesnetzagentur den Daumen auf die Preise. Anfang 2003 senkte die Post das Porto für Standardbriefe auf 55 Cent; danach drängte sie zehn Jahre lang vergeblich bei der Genehmigungsbehörde auf eine Preiserhöhung. Erst im Januar 2013 durften sich die Bonner dann einen Zuschlag von drei Cent genehmigen. Was freilich viel wichtiger war: Im selben Jahr senkte die Bundesnetzagentur die Latte für künftige Portoerhöhungen. Seither darf die Post ihre Preise der jährlichen Inflation anpassen – minus 0,2 Prozentpunkte, die von der Netzagentur als „Produktivitätszuschlag“ verlangt werden. Seither ging es mit dem Porto stets zum Jahresbeginn um zwei Cent nach oben, was der Post jeweils einen zusätzlichen Jahresertrag von knapp 100 Millionen Euro einbrachte.
Klagen von Wettbewerbern beschied die Bundesnetzagentur erst neulich: Quersubventionen etwa für das Paketgeschäft habe es in den vergangenen Jahren aus dem Briefgeschäft der Deutschen Post nicht gegeben.
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