Baukonzern Strabag behält Millionen-Dividende von russischem Oligarchen Deripaska ein

Der russische Milliardär muss auf die Dividende aus seiner Strabag-Beteiligung vorerst verzichten.
Düsseldorf Die Aktionäre des österreichischen Baukonzerns Strabag wird es freuen, wenn der Vorstand am Freitag bei der Hauptversammlung in Wien eine Erhöhung der Dividende auf 1,30 Euro je Aktie vorschlagen wird. Eine Ausnahme gibt es jedoch: den russischen Oligarchen Oleg Deripaska.
Wie Strabag am Mittwoch mitteilte, wird dessen Firma Rasperia Trading, die mit rund 26 Prozent an Strabag beteiligt ist, vorerst keine Dividende ausbezahlt. Der Grund sind Sanktionen, die die US-Regierung gegen Deripaska ausgesprochen hat. Es geht um einen Betrag von rund 37 Millionen Euro. Eine Sprecherin erklärte dem Handelsblatt: „Die Rasperia zustehende Dividende für das Geschäftsjahr 2017 verbleibt vorerst bei der Gesellschaft.“
Im April hatten die USA Sanktionen gegen Deripaska und weitere russische Unternehmen und Personen in Kraft gesetzt. Die Regierung vermutet, dass sich Russland 2016 verdeckt in den US-Wahlkampf eingemischt habe, und zielt mit den Maßnahmen auf wichtige Unternehmen des Landes – sowie mutmaßliche Verbündete des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Sie gelten nun als „Special Designated Nationals“ (SDN), das heißt: Wer mit ihnen Geschäfte macht, dem drohen selbst Sanktionen.
Um nicht künftig selbst als SDN zu gelten, behält Strabag Deripaskas Dividende vorerst ein. Der Konzern betont, dass es sich „nicht um eine Streichung“ handele, sondern „nur um einen Einbehalt so lange, bis Rasperia die geforderten Voraussetzungen erfüllt“ – also kein SDN zu sein.
Bis 2021 hat Deripaska nun Zeit, sich von der US-Sanktionsliste streichen zu lassen. Bis dahin können Aktionäre ihre Dividende offiziell einfordern. „Nicht rechtzeitig behobene Dividenden verfallen zugunsten der Gesellschaft“, heißt es in einer Mitteilung an die Investoren, die dem Handelsblatt vorliegt.
Für Deripaska ist es bereits das zweite Mal innerhalb eines Monats, dass ihm US-Sanktionen das Geschäft vermiesen. So gab der Oligarch, dessen Vermögen 2017 auf 5,1 Milliarden US-Dollar geschätzt wurde, Ende Mai seinen Posten im Verwaltungsrat beim russischen Aluminiumkonzern Rusal auf – und kündigte sogar an, seine Beteiligung an dem Konzern von rund 65 Prozent auf unter 50 Prozent zu senken.
Dass Sanktionen der USA sich auch auf die Geschäfte europäischer Unternehmen auswirken, ist immer wieder Thema in Unternehmensverbänden. So klagte etwa Ulrich Ackermann, Leiter der Abteilung Außenwirtschaft beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA), im April: „Besonders jetzt, wo sich die russische Wirtschaft dank des Ölpreises langsam erholt, werden europäische Hersteller durch die Sanktionen ins Hintertreffen geraten.“ Die Sanktionen verhinderten eine Normalisierung der Geschäftsbeziehungen zu Russland, so die Einschätzung des VDMA.
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