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Dammbruch von Brumadinho Opfer der Dammbruch-Katastrophe fordern Entschädigung vom TÜV Süd – TÜV wehrt sich

In einem Musterverfahren verklagen Hinterbliebene den TÜV Süd auf Entschädigung. Der hatte den Damm in Brasilien geprüft, verweist aber auf den Bergbaukonzern, der ihn betrieb.
28.09.2021 Update: 28.09.2021 - 14:20 Uhr Kommentieren
Bei dem Unglück kamen mehr als 270 Menschen ums Leben. Quelle: AFP
Dammbruch in Brumadinho im Januar 2019

Bei dem Unglück kamen mehr als 270 Menschen ums Leben.

(Foto: AFP)

München Vor dem Münchner Landgericht wird seit Dienstag eine Umweltkatastrophe mit rund 270 Toten in Brasilien juristisch aufgearbeitet. Die Stadt Brumadinho und die Familie einer bei dem Dammbruch umgekommenen Ingenieurin des Bergbau-Riesen Vale fordern Schadenersatz vom Münchner Prüfkonzern TÜV Süd. Über die Stadt hatte sich im Januar 2019 eine giftige Schlammlawine aus dem aufgeweichten Damm einer Eisenerz-Mine von Vale ergossen, der gebrochen war. Die brasilianische TÜV Süd Bureau, die über eine Spanien-Tochter zum TÜV Süd gehört, hatte vier Monate davor bestätigt, dass der Damm sicher sei.

Ohne die Stabilitätserklärung des TÜV hätten die Behörden den Betrieb der Mine oberhalb des Damms einstellen lassen und die Katastrophe damit verhindern können, argumentieren die Kläger. „Der TÜV Süd flieht vor seiner schweren Verantwortung und hilft uns nicht, unsere kleine Gemeinde wieder aufzubauen“, sagte Bürgermeister Avimar Barcelos vor dem Landgericht. „Sie sollten sich einmal vor Ort ansehen, was sie angerichtet haben.“ TÜV-Süd-Justiziar Florian Stork drückte sein Bedauern über die Katastrophe aus, lehnte aber einen Vergleich ab: „Der TÜV Süd trägt keine juristische Verantwortung.“

Die Gemeinde sowie die Eltern, drei Brüder und der Ehemann des Opfers fordern zusammen rund eine halbe Million Euro Schadenersatz vom TÜV Süd. Anwalt Jens Spangenberg sagte, man habe erstmal einen Teil des Schadens geltend gemacht, um Kosten zu sparen. Er vertrete aber „viele“ weitere Geschädigte, sagte der Jurist. Die Anwaltskanzlei PGMBM, die den Prozess in München angestrengt hatte, spricht von 1200 Klägern. Spangenberg hatte gesagt, deren Forderungen könnten insgesamt in die Milliarden gehen.

Der TÜV Süd verwies vor Gericht darauf, dass Vale sich im Februar in einem Vergleich bereit erklärt hatte, 37,7 Milliarden Real (sechs Milliarden Euro) als Entschädigung für den Dammbruch zu zahlen. Die Gemeinde könne davon allein elf Milliarden Real erwarten. Die Kläger würden bei einem Urteil gegen den TÜV Süd doppelt entschädigt. Spangenberg entgegnete, bis die Schäden in Brasilien beglichen seien, könnten Jahre vergehen. Die Gemeinde habe nur eine Million Real (160.000 Euro) vom Bundesstaat Minas Gerais bekommen. 70 Prozent des Schlamms seien immer noch nicht abgetragen.

Was den Bruch des Damms ausgelöst habe, sei nicht klar, sagte TÜV-Süd-Anwalt Philipp Hanfland. Es sei aber „nicht unplausibel“, dass Sprengungen der Grund seien, die Vale in der Nähe in den Wochen vor dem Bruch verstärkt und gegen den Rat des TÜV vorgenommen habe, betonte Hanfland. Er wies Vorwürfe zurück, dass im Auftrag des TÜV Süd noch am Tag der Katastrophe in dem Damm gebohrt worden sei. „Der Dammbetreiber ist für die Stabilität des Damms verantwortlich“, sagte er. Der Bruch habe sich einem Gutachten zufolge „schleichend“ angekündigt, der Damm habe sich schon zwei Monate vorher verformt.

Die Kläger wollen brasilianisches Umweltrecht anwenden, weil sie glauben, den TÜV Süd dadurch eher zur Verantwortung ziehen zu können - unabhängig von eigenem Verschulden. Der Prüfkonzern bezweifelt, dass Privatpersonen auf dieser Basis klagen können, sondern nur die Staatsanwaltschaft. Strittig ist auch, ob der Münchner Konzern überhaupt der richtige Adressat für die Klage ist. Die Kläger machen geltend, dass die brasilianische Tochter einem „deutschen Chef“ unterstand, der aus München entsandt worden sei. Der TÜV betonte, der Mann sei nur als strategischer Berater tätig gewesen, habe aber operativ keine Verantwortung getragen. Der Prozess wird erst im nächsten Jahr fortgesetzt.

Mehr: Vale zahlt nach Minenunglück in Brasilien 5,9 Milliarden Euro

  • rtr
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