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Deutsche Börse und LSE EU untersagt Börsenhochzeit

Der geplante Zusammenschluss von Deutscher Börse und London Stock Exchange (LSE) ist endgültig abgeblasen. Die EU-Kommission untersagte die gut 25 Milliarden Euro schwere Fusion.
29.03.2017 Update: 29.03.2017 - 11:47 Uhr 5 Kommentare
Mit dem Zusammenschluss von Londoner und Frankfurter Börse wollte der Deutsche-Börse-Chef sein Meisterstück abliefern. Quelle: Reuters
Carsten Kengeter

Mit dem Zusammenschluss von Londoner und Frankfurter Börse wollte der Deutsche-Börse-Chef sein Meisterstück abliefern.

(Foto: Reuters)

Frankfurt/Brüssel Die geplante Fusion von Deutscher Börse und London Stock Exchange (LSE) ist gescheitert. Die EU-Wettbewerbshüter untersagten den gut 25 Milliarden Euro schweren Deal am Mittwoch. „Der Zusammenschluss zwischen Deutsche Börse und London Stock Exchange hätte den Wettbewerb erheblich eingeschränkt, denn er hätte in einem wichtigen Bereich, dem Clearing festverzinslicher Finanzinstrumente, ein De-facto-Monopol geschaffen“, erklärte EU-Kommissarin Margrethe Vestager.

„Da die von den beteiligten Unternehmen angebotenen Abhilfemaßnahmen nicht ausreichten, um die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission auszuräumen, hat die Kommission beschlossen, den Zusammenschluss zu untersagen“, so die Kommissarin weiter. „Die europäische Wirtschaft benötigt gut funktionierende Finanzmärkte“, betonte sie. „Dies ist nicht nur für Banken und andere Finanzinstitute wichtig. Die gesamte Wirtschaft profitiert davon, wenn Unternehmen auf wettbewerbsorientierten Finanzmärkten Geld aufnehmen können.“

Damit ist auch der dritte Anlauf für eine deutsch-britische Börsenhochzeit geplatzt. Beide Unternehmen waren mit ihren Fusionsplänen vor gut einem Jahr an die Öffentlichkeit gegangen. Durch den Zusammenschluss wollten sie eine europäische Megabörse schaffen, die mit den größeren Konkurrenten aus den USA und Asien mithalten kann. Nach dem Brexit kam es jedoch zu immer mehr Streitigkeiten zwischen den Fusionspartnern. Für Deutschland war der geplante Holdingsitz der fusionierten Börse in London nicht mehr akzeptabel – genauso wenig wie für die Briten eine Verlagerung des Sitzes nach Frankfurt.

Die Deutsche Börse reagierte am Mittwoch mit Bedauern auf das Verbot der Fusion. Damit sei die Chance vertan, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Finanzmärkte im globalen Vergleich zu stärken, erklärte Deutsche-Börse-Aufsichtsratschef Joachim Faber. „Die Untersagung ist ein Rückschlag für Europa.“ Vorstandschef Carsten Kengeter betonte, die Deutsche Börse sei auch allein gut aufgestellt: „Wir werden unsere Wachstumsstrategie fortführen.“

Für den Deutsche-Börse-Chef hat sich das vergangene Jahr finanziell trotzdem gelohnt. Im vergangenen Jahr verdiente er 7,3 Millionen Euro nach 3,1 Millionen Euro im Jahr 2015. Der starke Anstieg ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Kengeter erst im April 2015 bei Deutschlands größtem Börsenbetreiber anheuerte und zwei Monate später die Führung des Unternehmens übernahm. 2016 schoss bei ihm besonders die erfolgsabhängige Vergütung nach oben.

Die EU-Wettbewerbshüter wollten eigentlich grünes Licht für die Börsenfusion geben. Sie forderten von der LSE dafür neben dem angebotenen Verkauf des Abwicklungshauses Clearnet jedoch auch noch die Veräußerung der kleinen italienischen Handelsplattform MTS. Die LSE lehnte dies Ende Februar aber ab und erklärte, eine Genehmigung der Börsenfusion durch die EU sei in der Folge unwahrscheinlich. Auch Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter räumte ein, ein Erfolg des Milliardendeals sei unwahrscheinlicher geworden. Anfang März sagte LSE-Chef Xavier Rolet jedoch, die LSE habe der EU-Kommission andere Zugeständnisse angeboten. „Es ist jetzt an ihr, darüber nachzudenken.“

Mit dem Deal vertraute Personen in Brüssel und Frankfurt waren sich aber einig, dass die Briten den MTS-Verkauf nur als Vorwand genutzt haben, um den Stecker zu ziehen. In Wahrheit habe die LSE-Spitze während der Brexit-Verhandlungen keine Debatte darüber führen wollen, dass der Holdingsitz nun wegen des EU-Austritts zumindest teilweise nach Frankfurt verlagert werden müsse.

Ein böses Nachspiel hat die geplatzte Fusion vor allen Dingen für die Deutsche Börse. Rund 66 Millionen Euro hat die Deutsche Börse im vergangenen Jahr in das Fusionsprojekt gesteckt. Für den Erfolgsfall kalkulierte der Dax-Konzern mit insgesamt 150 Millionen Euro Kosten. In den ersten beiden Monaten liefen auch die Geschäfte des Frankfurter Marktbetreibers schlechter – sowohl im klassischen Börsenhandel als auch bei der Derivate-Tochter Eurex.

Angesichts der geplatzten Fusion hat das Management einen Einstellungsstopp verhängt, ein Verbindungsbüro in Wiesbaden und ein Umbau der Berlin-Repräsentanz liegen auf Eis. Von Einsparungen in „mindestens zweistelliger Millionenhöhe“ ist die Rede. Über die Maßnahmen hatte zuerst die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. Ein Sprecher der Deutschen Börse wollte den Bericht nicht kommentieren: Zu Inhalten von Vorstandssitzungen äußere sich das Unternehmen grundsätzlich nicht.

  • rtr
  • mic
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5 Kommentare zu "Deutsche Börse und LSE: EU untersagt Börsenhochzeit"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • ... das ist mal eine wirklich gute Entscheidung. Deutschland braucht eine EIGENE große Börse!

  • Mit dem Brexit war die Fusion eigentlich schon tot, denn es wäre ein Treppenwitz der Geschichte gewesen, daß die wichtigste EU-Börse mit ihrem Sitz in ein Nicht-EU-Land abgewandert wäre. Und das die LSE ihren Sitz nach Frankfurt verlegt hätte....

  • EU untersagt...London hat eh kein Interesse mehr an dem EURO-EZB-Deutsche Bank-Börsen Desaster...der mehr und mehr zu einen nicht mehr bewältigenden Sanierungsfall wird.
    Somit ist die EU nur der Entscheidung Londons zuvorgekommen.

  • Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich.

  • Wenn Frankfurt und London die Fusion nicht mehr als Lohnenswert sehen, ist das kein Problem.

    Aber zum Problem wird die Scheidung Englands von der EU. Mit Merkel die eine Deutsche EU will aber nur um die EU Staaten zu dominieren und am Ende dadurch zu schädigen.

    Für England hat Merkel nichts über und sie wird sich erst einmal von der Deutschen Wirtschaft leiten lassen. Über alles andere werden wir sehen , wird es Erpressungsversuche von Merkel an England geben , die am Ende allein über Europa regieren will Ala DDR 2.

    Allerdings denke ich , dass die Oststaaten vor allen aber Polen mit England Wirtschaftsverträge über den Kopf der EU abschliessen um ihre Bürger in England zu schützen.

    Am Ende zerfällt die EU ,wie die Bauarbeiter im Turm von Babylon.

    Merkel ist Gift für Deutschland und Europa.




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