Fusion von Deutscher Börse und LSE: Warten bis zur letzten Minute
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Fusion von Deutscher Börse und LSEWarten bis zur letzten Minute
Der Tag der Wahrheit für die Deutsche Börse naht: Bis Dienstag müssen 60 Prozent der Anteilseigner der Fusion mit der London Stock Exchange zugestimmt haben. Doch die Aktionäre machen es spannend.
Frankfurt Spannung bis zum Finale: Viele Aktionäre der Deutschen Börse zögern offenbar weiter bei der geplanten Fusion mit der London Stock Exchange (LSE). Bis Montagmittag hatten nur 58 Prozent der Anteilseigner ihre Aktien gegen die der neuen Superbörse eingetauscht. Die Frist läuft noch bis Dienstag um Mitternacht.
Gemeinsam wollen Deutsche Börse und LSE zu einem europäischen Börsenriesen verschmelzen. Die Aktionäre der Londoner haben den 25 Milliarden Euro schweren Deal bereits mit breiter Mehrheit abgenickt, bei den Eschbornern bleibt es aber spannend bis zur letzten Minute. Dass Anleger ihre Papiere erst kurz vor knapp umtauschen, gilt bei Fusionsvorhaben nicht als ungewöhnlich. Doch so ganz scheint Börsenchef Carsten Kengeter der Sache nicht zu trauen, hatte die Börse zuvor doch die Mindestannahmeschwelle von 75 auf 60 Prozent gesenkt.
Fallen bei der Fusion
Die Anteilseigner der Deutschen Börse haben bis zum 26. Juli Zeit, um ihre Aktien gegen die der neuen Superbörse zu tauschen. 60 Prozent der Anleger müssen mitmachen, damit das Vorhaben weiter verfolgt wird. Danach beginnt die sogenannte erweiterte Annahmefrist. Sie gibt verbliebenen Aktionären der Börse die Chance, ihre Aktien doch noch zu tauschen.
Die Wettbewerbshüter der Europäischen Kommission müssen danach überprüfen, ob die Börsenhochzeit den Wettbewerb in Europa hemmt. Ihre Prüfung dürfte mehrere Monate in Anspruch nehmen.
Die Börsenaufsicht in Hessen kann den Deal stoppen, wenn sie die Fortentwicklung der Frankfurter Börse gefährdet sieht. Sie dürfte aber zunächst die Entscheidung aus Brüssel abwarten.
Durch das britische Votum für den Austritt aus der EU war das mühsam ausgehandelte Machtgefüge zwischen beiden Konzernen aus der Balance geraten. Wichtige Großanleger auf der deutschen Seite fürchten, zu kurz zu kommen. Fondsmanager verweisen etwa auf den schwachen Pfundkurs oder die unsicheren Aussichten für die LSE. So droht das lukrative Euro-Clearinggeschäft der Londoner bei den Brexit-Verhandlungen zwischen London und Brüssel zum Faustpfand zu werden.
Doch auch wenn die Aktionäre der Deutschen Börse dem Deal zustimmen, ist die Fusion noch längst nicht in trockenen Tüchern. Vor allem die Frage, wo der Sitz der Börse sein wird, droht zur Zerreißprobe zu werden. Laut Fusionsvertrag soll der Rechtssitz des fusionierten Konzerns in London angesiedelt werden. Dass die Superbörse nach einem Brexit von außerhalb der EU gesteuert werden soll, gilt für Politiker und Aufseher aus Deutschland aber als Tabu. Über die Standortfrage muss also neu verhandelt werden. Die Börsen haben einen Referendumsausschuss gebildet, der diese und weitere Fragen klären soll. Er kam am vergangenen Donnerstag erstmals zusammen.
Der Bankenverband machte sich am Montag für einen Börsensitz in Frankfurt stark. „Ein Unternehmenssitz außerhalb der EU erscheint nach dem Brexit nicht sinnvoll“, sagte der Geschäftsführer des Bankenverbands (BdB), Michael Kemmer der Nachrichtenagentur dpa. „Es ist davon auszugehen, dass diese Diskussion noch mal neu aufgerollt wird.“ Die Fusion bleibe aber auch nach dem Brexit-Votum sinnvoll.