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Handelsblatt-Umfrage BCG, McKinsey, Roland Berger: Berater setzen wegen der Pandemie auf mehr virtuelle Formate

Corona schadet großen Anbietern wie Boston Consulting wirtschaftlich kaum. Doch wird das Virus die Arbeitsweise der Beratungen dauerhaft verändern.
24.03.2021 - 07:12 Uhr Kommentieren
Aktuell finden bei McKinsey weltweit täglich um die 50.000 Meetings per Videokonferenz statt. Quelle: picture alliance / Zoonar
Videokonferenz

Aktuell finden bei McKinsey weltweit täglich um die 50.000 Meetings per Videokonferenz statt.

(Foto: picture alliance / Zoonar)

Düsseldorf Bei den Unternehmensberatungen läuft das Geschäft schon wieder auf Hochtouren. Dafür liefert die Boston Consulting Group (BCG) den jüngsten Beleg: „Wir sind gut ins Jahr gestartet und verzeichnen zweistellige Wachstumsraten“, sagte BCG-Deutschlandchef Matthias Tauber bei der Vorstellung der Geschäftsentwicklung.

Schon das Krisenjahr 2020 verlief für die weltweit zweitgrößte Strategieberatung relativ gut: Der Umsatz legte global um acht Prozent auf 8,6 Milliarden Dollar zu. In Deutschland war das Wachstum ähnlich gut, konkrete Zahlen gibt die Beratungsgesellschaft hier nicht bekannt. BCG bestätigt aber den allgemeinen positiven Trend in der Branche. Erst vorige Woche hat der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater eine starke Prognose für 2021 abgegeben.

Dennoch wird Corona bleibende Spuren hinterlassen. Experten gehen davon aus, dass die erzwungene Umstellung auf virtuelle Formate die interne Arbeit und die Zusammenarbeit mit den Kunden dauerhaft verändern wird. „Es wird keine hundertprozentige Rückkehr zum alten Modell geben“, sagt Tauber. Eine Umfrage des Handelsblatts unter Beratungsfirmen zeigt: Sie wollen eine hybride Arbeitsweise etablieren und setzen auf eine Mischung aus Präsenz und virtuellen Instrumenten.

Grund sind die positiven Erfahrungen, die die Unternehmen schon im ersten Lockdown gemacht haben. „Viele Beratungen waren verblüfft, wie einfach laufende Projekte in die digitale Welt übertragen werden konnten“, beobachtet Branchenexperte Dietmar Fink, geschäftsführender Direktor der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Management und Beratung. „Je länger diese Phase dauert, desto mehr neue Instrumente werden für die virtuelle Zusammenarbeit entwickelt.“

Auch bei BCG klappte die Umstellung laufender Projekte problemlos. Laut Tauber waren im vorigen Jahr bei den Kunden vor allem digitale Transformation, Nachhaltigkeit und Restrukturierung gefragt. Das werden aus seiner Sicht auch die Treiber in diesem Jahr sein.

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Dafür brauchen die Beratungen viele neue Mitarbeiter: BCG plant für 2021 mit 800 Neueinstellungen. McKinsey will 900 neue Mitarbeiter anwerben, bei Oliver Wyman und Roland Berger sind es mehr als 200. Bain erhöht die Zahl der neuen Berater auf 300, Simon-Kucher will die Zahl in Deutschland auf 135 nahezu verdreifachen.

Absehbar ist, dass die Mitarbeiter auch dank virtueller Arbeit künftig nicht mehr so viel reisen werden wie bisher. „Wir rechnen damit, dass sich die Anzahl der Geschäftsreisen dauerhaft verringert, schätzungsweise um 20 bis 30 Prozent“, sagt Kai Bender, Deutschlandchef von Oliver Wyman. Eine deutliche Reduzierung planen auch die anderen befragten Beratungen.

Das liegt auch daran, dass sich die Firmen ambitionierte Klimaziele setzen. So will BCG bis 2025 die reisebezogenen CO2-Emissionen pro Mitarbeiter um 30 Prozent senken. 2030 soll das Netto-Null-Emissionsziel erreicht werden. Roland Berger hat sich für 2028 das gleiche Ziel gesetzt.

Bei internen Meetings können die Beratungen am schnellsten durch die Umstellung auf virtuelle Formate Emissionen einsparen. Wie stark die Zahl der Reisen zu Kunden sinken wird und die Zusammenarbeit virtuell stattfindet, ist dagegen schwerer zu steuern.

Persönlicher Kontakt bleibt sehr wichtig

Branchenkenner Fink beobachtet, dass auch die Kunden Gefallen an virtuellen Formaten gefunden haben. „Sie verstehen in der aktuellen Phase, dass die Berater nicht jeden Tag vor Ort sein können“, sagt er. „Ich bin aber skeptisch, ob das nach der Pandemie alle weiterhin so sehen. Kunden wollen die Berater greifbar haben, schließlich zahlen sie hohe Honorare.“

Das traditionelle Arbeitsmodell des Beraters sieht oft so aus: Vier Tage beim Kunden und dann der „Casual Friday“ im Büro oder zu Hause. Schon vor Corona haben die Beratungsfirmen versucht, dieses Modell aufzubrechen – auch um ihren Mitarbeitern eine bessere Vereinbarkeit von Job und Familie zu ermöglichen.

Die Pandemie gibt dem Wandel eine neue Dynamik. „Vier Tage beim Kunden wird es auch in Zukunft in bestimmten Situationen geben“, sagt Bain-Deutschlandchef Walter Sinn. Jedoch würden die Projekte mit einem hohen Grad an virtueller Zusammenarbeit zunehmen. Er strebt einen ausbalancierten Mix an – vor Ort beim Kunden, im Homeoffice und in Büros.

BCG und McKinsey erwarten, dass sich ein Hybrid-Modell etablieren wird. „Wie das genau aussehen wird, erarbeiten wir gerade gemeinsam mit unseren Klienten“, sagt Mathias Huber, Director of Recruiting bei McKinsey. Aktuell finden bei McKinsey weltweit täglich um die 50.000 Meetings per Videokonferenz statt.

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BCG-Deutschlandchef Tauber präferiert eine Dreiteilung: je ein Drittel Arbeit im Büro, beim Kunden und im Homeoffice. Es wird viel mit neuen Technologien experimentiert. Oliver Wyman nutzt digitale Werkzeuge wie die App Mural, mit der gemeinsames kreatives Arbeiten ermöglicht werden soll. Roland Berger hat in den vergangenen Monaten nach eigenen Angaben Hunderte Webinare abgehalten.

Doch es gibt auch Warnungen: „Vertrauen lässt sich nicht ohne persönlichen Kontakt aufbauen“, heißt es etwa bei Roland Berger. Für Andreas von der Gathen, CEO der Beratungsgesellschaft Simon-Kucher, hat sich trotz aller Effektivität gezeigt, dass „eine rein virtuelle Zusammenarbeit an Grenzen stößt“. Praxis im Beraterjob ist es etwa, dass im laufenden Projekt schon die nächste Zusammenarbeit mit dem Kunden festgezurrt wird – gute Kontakte und das persönliche Gespräch sind da wichtig: „Die digitale Tasse Kaffee kann das nicht ersetzen“, sagt Experte Fink.

Einen Mix aus Präsenz und virtuellen Formaten wird es auch beim Recruiting dauerhaft geben. Aktuell suchen die Firmen nur über digitale Formate wie Videocalls, Webinare und Virtual Reality. Die Lockdowns hätten die Möglichkeit gegeben, dabei noch mehr mit Innovationen zu experimentieren, heißt es bei McKinsey.

BCG lädt Bewerber zum Großevent „The Group.Summit“ ein, bei dem in virtuell nachgebauten BCG-Büros Trainings, Workshops und soziale Programmpunkte zusammengebracht werden. Roland Berger freut sich, auf digitalem Wege noch mehr internationale Kandidaten ansprechen zu können. Doch allen ist klar: Ob die Chemie stimmt, kann oft nur in persönlichem Kontakt herausgefunden werden.

Auch der „Casual Friday“ dürfte als Ritual in der Beraterwelt trotz alle Digitalisierung erhalten bleiben. Bei Bain freuen sich die Berater nach eigenen Angaben schon wieder auf lockere Zusammentreffen am Ende der Arbeitswoche – und zwar im Office. „Unsere Büros behalten ihre Bedeutung als Kristallisationspunkt für Team-Spirit und Unternehmenskultur“, heißt es bei der Beratung.

Mehr: Neun Prozent Wachstum: Unternehmensberater wollen 2021 zurück zum Boom

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