Hendrik Witt Warum der Ubimax-Gründer sein Unternehmen komplett an Teamviewer verkauft

Dr. Hendrik Witt, CEO bei Ubimax
Dresden Es sind ereignisreiche Wochen für Hendrik Witt. Erst im Mai verkündete er, dass die Optikerkette Fielmann bei seinem Bremer Unternehmen einsteigt. Jetzt geht der promovierte Informatiker noch einen Schritt weiter: Er verkauft seinen Datenbrillen-Spezialisten Ubimax komplett an den aufstrebenden Göppinger IT-Anbieter Teamviewer.
Er freue sich „sehr darauf, künftig als Teil der Teamviewer-Familie das globale Wachstum und den Ausbau der Anwendungsmöglichkeiten voranzutreiben“, erklärte Witt.
Die Wurzeln von Ubimax reichen zurück bis ins Jahr 2004, als sich Gründer Witt in einem EU-Projekt erstmals mit Wearables für den Unternehmenseinsatz beschäftigte – damals noch mit Rechnern im Rucksack. 2011, als erste kommerziell nutzbare Datenbrillen auf dem Markt waren, gründete er Ubimax. Für die vergangenen zwölf Monate bezifferte er die Billings auf 9,1 Millionen Euro.
Die Übernahme ist auch deshalb etwas Besonderes, weil Teamviewer bislang noch nie ein anderes Unternehmen gekauft hat. Bei Ubimax übernimmt der börsennotierte Anbieter von Remote-Software gleich komplette 100 Prozent – Fielmann ist also schon wieder draußen.
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Dabei wollte die Optikerkette eigentlich Datenbrillen in allen Filialen anpassen und auch bei der Softwareentwicklung mitwirken. Er wolle zusammen mit Fielmann die „führende B2B-Plattform für Smart Glasses aufbauen“, teilte Hendrik Witt erst im Mai mit. Die Zusammenarbeit mit der Hamburger Kette von Marc Fielmann soll allerdings weiterlaufen. Kern dabei ist es, die Datenbrillen mit Korrekturgläsern auszustatten.
Allerdings passt Ubimax strategisch wohl auch gut zu Teamviewer. Die Bremer bieten ihre Datenbrillen für Unternehmen an, damit diese Maschinen aus der Ferne warten, Mitarbeiter anlernen und Produkte virtuell präsentieren können.
Zuletzt hatte Ubimax immer wieder namhafte Kunden genannt. So arbeiten Menschen bei südeuropäischen Coca-Cola-Abfüllern in Griechenland mit den Datenbrillen. Zudem gibt es eine Partnerschaft mit der Beratung McKinsey, die beim Gewinnen neuer Kunden hilft.
Gründer bleibt Aktionär
Gründer Witt selbst startete seine Karriere als Berater, allerdings bei Arthur D. Little, wo er vier Jahre arbeitete. Der Norddeutsche ist kein Unbekannter. Seine Vision hatte er beispielsweise im vergangenen Herbst in Berlin beim Start-up-Wettbewerb „The Spark“ von McKinsey und dem Handelsblatt präsentiert und damit die Jury überzeugt.
Witt soll auch nach dem Deal im Management bleiben. Er erhält daher nicht nur Bargeld, sondern auch Teamviewer-Aktien. „Die neuen Aktien unterliegen einer Sperrfrist von drei Jahren, wobei die Freigabe in jährlichen Tranchen erfolgt, was das langfristige Engagement der Gründer unterstreicht“, heißt es in einer Mitteilung.
Insgesamt lässt sich Teamviewer den ersten Zukauf 136,5 Millionen Euro kosten. „Mit der Übernahme von Ubimax wird Teamviewer sein Angebot für große Unternehmenskunden ausbauen und die Digitalisierung von Produktionsbereichen beschleunigen.
Teamviewer kann zudem die Entwicklung neuer Anwendungsfälle mit Fokus auf Datenanalyse und Künstlicher Intelligenz vorantreiben“, erklärten die Münchener ihre Idee hinter dem Kauf. „Wir freuen uns sehr, den erfolgreichen Weg von Teamviewer künftig aktiv mitgestalten zu können“, betonte Witt.
Mehr: Fielmann beteiligt sich an Datenbrillen-Start-up Ubimax
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