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Industriedienstleister Warum Bilfinger-Chef Blades wieder mit Zukäufen liebäugelt

Erstmals seit Jahren macht der Industriedienstleister wieder Gewinn – und schaltet auf Wachstum um. Bei Aktionären wachsen die Begehrlichkeiten.
13.02.2020 - 16:31 Uhr Kommentieren
Der Vertrag des Bilfinger-Chefs läuft noch bis Mitte 2021 – er würde ihn gerne verlängern. Quelle: action press
Tom Blades

Der Vertrag des Bilfinger-Chefs läuft noch bis Mitte 2021 – er würde ihn gerne verlängern.

(Foto: action press)

Frankfurt Wenn Vorstandschef Tom Blades zeigen möchte, was Bilfinger alles erreicht hat, dann bedient er sich gerne grüner Häkchen. Bei der Vorlage der Jahreszahlen am Donnerstag flogen die Häkchen nur so über die Bühne. Ob beim Umsatz, beim Betriebsgewinn oder beim Free Cashflow: „Wir haben es geschafft. Unsere Erwartungen für 2019 sind mehr als erfüllt“, fasste der britische Manager die Lage des Konzerns zusammen.

Für Blades selbst ist mit den Ergebnissen ein Meilenstein erreicht. 2016 war er angetreten, um den ehemaligen Baukonzern aus einer jahrelangen Krise zu führen. Seither hat der 64-Jährige das Unternehmen gründlich geschrumpft. Erstmals seit Jahren konnte Bilfinger so nun einen Jahresüberschuss von immerhin 24 Millionen Euro präsentieren. Das ist nicht viel, soll aber nur der Anfang des Wiederaufbaus werden.
Aktionäre liebäugeln mit Sonderdividende

Bis 2024, so kündigte Blades nun an, soll der Konzernumsatz von derzeit rund 4,2 Milliarden Euro auf fünf Milliarden Euro steigen. Die Bruttomarge, die zuletzt bei 9,5 Prozent lag, will der Manager bis dahin auf 12 Prozent steigern. Dafür muss Blades vor allem die Technologie-Sparte wieder auf Vordermann bringen: Im vergangenen Jahr fiel hier auf bereinigter Basis ein Betriebsverlust von 28 Millionen Euro an (Ebita).

Am Dienstag hatte sich der Londoner Investmentfonds ENA, der nach eigenen Angaben über verschiedene Finanzinstrumente auf einen Anteil von gut zehn Prozent kommen könnte, dazu kritisch geäußert. In einem Brief ans Management forderte der Investor, einen Verkauf der defizitären Einheit zu prüfen. Im Gespräch mit dem Handelsblatt zog auch Blades diesen Schritt in Erwägung.

„Ja, das ist ein gangbarer Weg“, sagte der Manager. Die Frage sei aber, wann man das Geschäft veräußere, zumal es derzeit Verluste schreibe. „Das haben wir alles sehr sorgfältig und genau abgewogen. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir den Turnaround selbst schaffen wollen.“ Wenn der gelinge, könne man über einen Verkauf nachdenken. „Wenn man den richtigen Käufer findet.“

Doch einen weiteren Schrumpfkurs strebt Bilfinger nicht an. Im Gegenteil denkt der Konzern eher wieder über Zukäufe nach. Dass das möglich ist, liegt auch daran, dass der Finanzinvestor EQT offenbar plant, sich von seiner Beteiligung an Apleona zu trennen. Bilfinger hatte seine Facility-Management-Sparte 2016 verkauft, sich dabei aber eine Beteiligung am späteren Verkaufspreis gesichert, sollte EQT das Geschäft weiterreichen.

Aktionäre hoffen auf Sonderdividende

Das dürfte bald der Fall sein. Wie es in Finanzkreisen hieß, gibt es mehrere Interessenten für das Geschäft, darunter Industriedienstleister wie Spie, Leadec oder Brand Safway. Bilfinger selbst beziffert den Wert seiner Verkaufsbeteiligung auf rund 250 Millionen Euro. „Das ist eine sehr konservative Schätzung“, erklärte Finanzchefin Christina Johansson.

Branchenkreise rechnen daher damit, dass der Erlös deutlich höher ausfallen könnte. Schätzungen zufolge könnte Bilfinger nach dem Verkauf auf Barreserven in Höhe von bis zu 500 Millionen Euro sitzen. Das weckt Begehrlichkeiten bei einigen Aktionären wie ENA, die bereits eine Sonderdividende gefordert haben.

Blades will sich alle Optionen offenhalten, schließt aber eine Sonderdividende nicht aus, sollte es an attraktiven Möglichkeiten für Zukäufe fehlen. „Ich weiß, wie ein Übernahmeziel aussehen muss, damit wir es machen“, so der Brite. Entscheidend sei, dass es sich um ein Geschäft handle, das profitabel ist und international funktioniert.

Dennoch müsse man den Verkauf durch EQT erst abwarten. „Wenn es soweit ist – und ich rechne damit eher später als früher – dann müssen wir sehen, ob es Objekte gibt, die den eben geschilderten Kriterien genügen.“ Gebe es die nicht, seien auch die Senkung von Schulden oder eine Sonderdividende möglich.

Ob es am Ende Blades sein wird, der diese Entscheidung trifft, ist offen. Sein Vertrag läuft bis Mitte 2021, typischerweise beginnen 12 Monate vorher die Verhandlungen für den Folgevertrag. Der Manager bekräftigte seinen Wunsch, Bilfinger danach weiter zu führen. „Ich bin 2016 angetreten, um die Firma ans Ziel zu bringen“, sagte Blades. Dort sei Bilfinger trotz aller Fortschritte noch nicht angekommen. „Das Unternehmen vorher zu verlassen, wäre schade.“

Die nötigen Vorkehrungen hat er jedenfalls bereits getroffen: Als gebürtiger Brite hat er in Vorbereitung auf den Brexit bereits einen deutschen Pass beantragt. „Das hat für mich jetzt schon Vorteile. Ich kann zum Beispiel viel schneller und unkomplizierter nach Russland einreisen als mit meinem britischen Pass“, so der Manager.

Mehr: Wie der Bilfinger-Chef Blades den Konzern wieder auf Erfolgskurs führt

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