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Karrieremessen Software statt Messestand: Start-up Talentspace digitalisiert das Recruiting

Die Coronakrise hat Karrieremessen die Geschäftsgrundlage abgegraben. Ein Berliner Unternehmen hat sich neu erfunden – und die Branche gleich mit.
24.03.2021 - 15:05 Uhr Kommentieren
2017 gründeten die drei Berliner mit Talentspace einen Messeveranstalter. In der Coronakrise entwickelten sie ihr Unternehmen in eine Softwarefirma. Quelle: Talentspace
Marco Eylert, Jason Reich und Markus Drücker

2017 gründeten die drei Berliner mit Talentspace einen Messeveranstalter. In der Coronakrise entwickelten sie ihr Unternehmen in eine Softwarefirma.

(Foto: Talentspace)

Düsseldorf Wenn Jason Reich an Livemessen zurückdenkt, hat er Kugelschreibersammler vor Augen. Messebesucher, deren einziges Anliegen ein Arsenal an Werbeartikeln war. Vor einem Jahr hat das Sammlertum aber ein Ende gefunden – und Reichs Start-up Talentspace auf eine harte Probe gestellt.

Das Berliner Start-up hatte sich aufs Planen und Organisieren von Karrieremessen spezialisiert, bekam die Coronakrise mit als Erster zu spüren – und hat sein Geschäftsmodell neu gedacht. Talentspace hat sich vom Veranstalter zum Software-Entwickler entwickelt.

Das Unternehmen bietet im Recruitingbereich Tools an, die in Deutschland schon zahlreiche Hochschulen nutzen. Mitten im Lockdown expandiert das Berliner Start-up nun in die USA und hat mit den renommierten Universitäten der Ivy League Verträge geschlossen. Zu ihnen zählen die Eliteunis Harvard, Princeton und Yale.

Die Notlösung avancierte für Talentspace zu einer erfolgreichen Neuausrichtung. „Uns geht es finanziell besser als je zuvor“, freut sich Mitgründer Reich. Die Chancen ständen gut, im nächsten Quartal zum ersten Mal in der Firmengeschichte die siebenstellige Umsatzmarke zu knacken. Konkretere Zahlen will Reich jedoch nicht nennen.

Konzerne wie Amazon und Google sagten Events auf lange Sicht ab. Die Situation damals wie heute: unklar. Ein Jahr später ist Mitgründer Reich froh, den Lockdown nicht bloß als kurzfristige Einschränkung abgetan zu haben.

Hochschulen sind Umsatzbringer

Veranstaltungsunternehmen und Messen kämpfen seit Beginn der Corona-Pandemie ums Überleben. Das Virus hat ihre Geschäftsgrundlage angegriffen. Vereinzelt setzten Unternehmen zwar bereits auf rein digitale Events. Meetyoo zum Beispiel lädt schon seit Jahren zu Onlinemessen. Doch Talentspace fand kein passendes Angebot, um seine Veranstaltungen auszutragen. „Also haben wir selbst ein Tool entwickelt“, sagt Reich.

Innerhalb von drei Wochen wurde aus dem Messeveranstalter eine Softwarefirma. Seit September vergangenen Jahres können Unternehmen die Software des Start-ups erwerben, um selbst Recruitingveranstaltungen durchzuführen. „Heute machen wir gar keine Eigenveranstaltungen mehr“, sagt Mitgründer Reich.

In der Krise hat Talentspace sein Personal auf 40 Mitarbeiter vervielfacht. Deren Aufgabe liegt nun vollständig darin, das System am Laufen zu halten und zu optimieren. Das Tool ist auf den Karrierebereich zugeschnitten: Eine Datenbank sammelt Eckdaten zu potenziellen Bewerbern. Im Vorfeld zu den Videositzungen kann jeder Online-Messebesucher sein Profil bearbeiten, Stärken und Kenntnisse angeben. Die Unternehmen können auf der Basis gezielt mit Bewerbern in Kontakt treten.

Eine Jahreslizenz von Talentspace lassen sich die Unternehmen und Hochschulen zwischen 5000 und 130.000 Euro kosten. Die Gebühr ist davon abhängig, wie viele Nutzer parallel zugreifen sollen. Viele Unternehmen benötigen eher kleine Kontingente, zum Beispiel für Assessment Center. Für Talentspace sind daher die Hochschulen der große Umsatzbringer.70 Unis in Deutschland nutzen den Dienst bereits.

Diese führen digital Karrieremessen durch und holen wiederum Unternehmen an Bord – und spülen so Geld in die Kassen der Unis. So sind rund 1600 deutsche Unternehmen, darunter fast alle Dax-Konzerne, bereits über Talentspace mit potenziellen Bewerbern zusammengekommen. Im Schnitt nehmen etwa 500 Bewerber an den Onlineevents teil.

„Effizienter und günstiger“

Vor dem Zwangsumzug ins Digitale organisierte Reichs Team etwa eine Karrieremesse im Monat. Heute laufen in etwa zehn Veranstaltungen pro Woche über die Systeme des Start-ups. Für Talentspace ist klar: Ein Zurück in die Organisation von Präsenzveranstaltungen wird es für sie nicht geben. Die Margen im Bereich der Onlineevents überträfen die von Livemessen bei Weitem.

Reich ist optimistisch, dass das Recruiting nachhaltig der analogen Welt entwachsen ist: „Unternehmen und Hochschulen haben erkannt, dass Online-Karrieremessen effizienter und günstiger sind. Und das wird bleiben“, argumentiert er. Die Zeiten, in denen Unternehmensvertreter quer durch die Republik reisten, um in der deutschen Provinz auf Absolventenfang zu gehen, seien vorbei.

Die Kundenanfragen jedenfalls bestätigen Talentspace, dass Onlineevents keine Eintagsfliege sind. Die ersten Universitäten hätten bereits Verträge mit mehrjähriger Laufzeit unterschrieben.

Mehr: Wie Sie LinkedIn und Co. richtig nutzen – auch wenn Sie nicht auf Jobsuche sind.

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