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Lieferdienst Wie viel Trinkgeld verdienen Fahrer bei Foodora und Lieferando?

Wer sich Essen nach Hause bestellt, gibt meistens Trinkgeld. Aber wie viel bekommen letztlich die Fahrer von Foodora oder Lieferando? Eine Spurensuche.
18.04.2018 - 10:42 Uhr Kommentieren
Trinkgeld beim Lieferdienst Quelle: dpa
Lieferdienst

Lieferando-Fahrer: Kanzleien oder Start-ups knausern beim Trinkgeld.

(Foto: dpa)

Dieser Artikel ist am 13. April 2018 bei Orange - dem jungen Portal des Handelsblatts - erschienen.

Zum Mittagessen ist es nie zu spät! Um Punkt 16 Uhr halte ich eine warme, duftende Box in der Hand. Darin: Lecker Nudeln mit Pesto Rosso – Foodora macht’s möglich. Ich danke der Fahrerin, will sie verabschieden… doch halt, sie bekommt doch noch Trinkgeld! Nur: Wie viel sollte ich ihr geben?

Trinkgeld bei Foodora, Lieferando und Deliveroo: Wie wichtig ist es für die Fahrer?

Wer als Fahrradfahrer bei einem Bringdienst anfängt, bekommt regulär kaum mehr als den gesetzlichen Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde (Stand: November 2020). Und das bei Wind und Wetter. Umso mehr freuen sich die Mitarbeiter von Foodora, Lieferando und Deliveroo, wenn sie an der Haustür ein paar Cent zusätzlich bekommen.

Trinkgeld bei Lieferando, Deliveroo und Foodora: Wie viel bekommen die Fahrer?

Glaubt man den Pressesprechern von Lieferando, Foodora und Deliveroo, sind die Kunden großzügig. Alle drei nennen Durchschnittswerte zwischen 1,50 und drei Euro – pro Bestellung. Das klingt viel, aber stimmt das auch?

Schließlich dürften die Bringdienste eher ein Interesse daran haben, dass angehende Fahrer mit einem hohen Trinkgeld rechnen. Legen die Kunden viel drauf, ist der Job attraktiv – und dann brauchen die Firmen nicht schon nicht so einen hohen Stundenlohn zu zahlen.

In Dresden treffe ich zwei Mitarbeiter, die von sehr unterschiedlichen Erfahrungen berichten: „Mal bekomme ich einen Fünf-Euro-Schein in die Hand gedrückt, mal nur 50 Cent“, sagt eine Foodora-Fahrerin. Allerdings sagt sie auch, dass sie manchmal bei zehn Lieferungen nicht mehr als ein Lächeln bekommt.

Ein Kollege von Deliveroo berichtet, dass er in vier Wochen ganze zwei Euro bekommen habe. Und das auch nur von einem einzigen Kunden. Elmar Wigand von der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) hat einen bundesweiten Überblick. In seinen Augen ist das Trinkgeld in dieser Branche nicht mehr als ein kleiner Zusatzverdienst.

Trinkgeld bei Deliveroo, Foodora und Lieferando: Wer gibt am meisten?

Die Foodora-Fahrerin erzählt, dass sie fast immer leer ausgeht, wenn sie Firmen das Mittagessen bringt. Kanzleien oder Start-ups knausern. Privatleute seien spendabler. Auch der Deliveroo-Fahrer hat sein einziges Trinkgeld in einer Privatwohnung erhalten: „Das waren Leute Mitte zwanzig, bestimmt Studenten“, erinnert er sich.

Trinkgeld bei Lieferando, Deliveroo und Foodora: Wieviel ist angemessen?

Der Deliveroo-Fahrer hat für seine 20 Euro-Bestellung zwei Euro bekommen, also zehn Prozent. Das ist für deutsche Verhältnisse schon relativ großzügig. Laut der Benimm-Bibel „Knigge“ gelten fünf bis zehn Prozent als angemessen, wenn du mit der Leistung zufrieden bist.

Was ist aber, wenn das Essen zu spät kommt – oder gar nicht? Bei mir hat es erst beim zweiten Versuch geklappt: Die erste Bestellung hat Foodora einfach storniert. Ich finde: Den Frust darüber solltest du nicht beim Fahrer abladen. Für die technischen Störungen von Foodora kann der ja nichts.

Trinkgeld bei Foodora, Lieferando und Deliveroo: Wie viel verdient ein Fahrer regulär?

Das kommt darauf an, wo er arbeitet. Bei Foodora und Lieferando sind alle Fahrer fest angestellt und erhalten einen Stundenlohn zwischen neun und zehn Euro.

Bei Foodora sind es sogar bis zu zwölf Euro. Die gibt es aber erst, wenn die Fahrer „verlässlich und kontinuierlich unser Bonussystem erfüllen“, wie der Pressesprecher erklärt. Das heißt: Wenn sie viel liefern und zusätzlich noch Büroarbeit übernehmen.

Der Deliveroo-Fahrer aus Dresden verdient nach eigenen Angaben nur 7,50 Euro pro Stunde, er ist freiberuflich und hat keinen Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn. Sein Arbeitgeber beschäftige immer mehr solcher Kräfte, behauptet er. Sie bekämen pro Lieferung einen Betrag zwischen 5,50 Euro und 13 Euro.

Eine Sprecherin von Deliveroo rechtfertigt das System: „So verdienen unsere freiberuflichen Fahrer durchschnittlich 16 Euro pro Stunde.“ Doch selbst wenn diese Rechnung aufgeht, gibt es einen Haken: Als Freelancer müssen die Fahrer die Beiträge für Arbeits-, Renten und Krankenversicherung selbst bezahlen.

Auch die Kosten fürs Fahrrad und für die Haftpflichtversicherung müssen sie selbst tragen und außerdem das private Datenvolumen ihres Handys nutzen. Deshalb haben an diesem Freitag in neun deutschen Städten Fahrer von Deliveroo gestreikt. „Wir wollen ein Zeichen gegen die Sozialausbeutung setzen“, sagt Gewerkschafter Wigand.

Mehr: Hello Fresh im Test: Lohnt sich das teure Kochen aus der Box?

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