Lünendonk-Liste: Warum Bilfinger gut aufgestellt ist
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Lünendonk-ListeWarum Bilfinger gut aufgestellt ist
Bilfinger schafft es im Ranking der Marktanalysten Lünendonk auf Platz eins. Das ist noch kein Grund zum Jubeln, denn die Umsätze sind gesunken. Ein Experte erklärt, warum das Unternehmen dennoch auf einem guten Weg ist.
Düsseldorf Die gute Nachricht: Der Industriedienstleister Bilfinger schafft es diese Jahr auf Platz eins im Ranking der Marktanalysten Lünendonk. Mit 4,2 Milliarden Euro erzielte das Unternehmen den höchsten Umsatz in der Branche. Das ist zwar erfreulich, aber nicht ganz so besonders, wie es klingt.
Denn erstens behauptet das Unternehmen seinen Spitzenplatz seit 2008. Und zweitens sagt die Platzierung über die Umsatzgröße nur bedingt Gutes aus. Denn der Industriedienstleister hat in den vergangenen Jahren massive Einbußen des Umsatzes hinnehmen müssen. Prozentual sank der Erlös um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2012 lag der er noch fast doppelt so hoch bei 8,34 Milliarden Euro. Das Ranking allein ist für Bilfinger also kein Grund zum Jubeln.
Die Top 10 der Industriedienstleister in Deutschland
InfraServ GmbH & Co. Knapsack KG
Standort: Hürth
Umsatz in Deutschland: 113,5 Millionen Euro* (plus 6,07 Prozent zum Vorjahr)
Gesamtumsatz: 113,6 Millionen Euro (plus 6,07 Prozent)
Mitarbeiter in Deutschland: 783
Quelle: Lünendonk-Liste 2017
*Alle folgenden Zahlen stammen aus dem Jahr 2016.
Babcock Industry and Power GmbH
Standort: Oberhausen
Umsatz in Deutschland: 155,8 Millionen Euro (-3,05 Prozent zum Vorjahr)
Gesamtumsatz: 191,9 Millionen Euro (-5,33 Prozent)
Mitarbeiter in Deutschland: 1124
Kiel Industrial Services AG
Standort: Wesseling
Umsatz in Deutschland: 185,7 Millionen Euro (+1,36 Prozent zum Vorjahr)
Gesamtumsatz: 189,2 Millionen Euro (+1,34 Prozent)
Mitarbeiter in Deutschland: 1621
Hertel Industrie Service GmbH*
Standort: Lingen
Umsatz in Deutschland: 260 Millionen Euro (-22,16 Prozent zum Vorjahr)
Gesamtumsatz: 261 Millionen Euro (-22,55 Prozent)
Mitarbeiter in Deutschland: 987
*Umsatz und/oder Mitarbeiterzahlen teilweise geschätzt
Weber Unternehmensgruppe GmbH & Co. KG
Standort: Pulheim
Umsatz in Deutschland: 262 Millionen Euro (keine Veränderung zum Vorjahr)
Gesamtumsatz: 284 Millionen Euro (+1,43 Prozent)
Mitarbeiter in Deutschland: 1830
Kaefer Isoliertechnik GmbH & Co. KG
Standort: Bremen
Umsatz in Deutschland: 335 Millionen Euro (keine Veränderung zum Vorjahr)
Gesamtumsatz: 1,5 Milliarden Euro (keine Veränderung)
Mitarbeiter in Deutschland: 3210
Leadec Gruppe
Standort: Stuttgart
Umsatz in Deutschland: 438 Millionen Euro (-2,66 Prozent zum Vorjahr)
Gesamtumsatz: 991 Millionen Euro (+1,54 Prozent)
Mitarbeiter in Deutschland: 7583
Remondis Maintenance & Services GmbH
Standort: Köln
Umsatz in Deutschland: 670 Millionen Euro (-4,29 Prozent zum Vorjahr)
Gesamtumsatz: 920 Millionen Euro (keine Veränderung)
Mitarbeiter in Deutschland: 5200
Wisag Industrie Service Holding GmbH
Standort: Frankfurt am Main
Umsatz in Deutschland: 740 Millionen Euro (+8,82 Prozent zum Vorjahr)
Gesamtumsatz: 740 Millionen Euro (+8,82 Prozent)
Mitarbeiter in Deutschland: 13.000
Bilfinger SE
Standort: Mannheim
Umsatz in Deutschland: 1,004 Milliarden Euro (-10,12 Prozent zum Vorjahr)
Gesamtumsatz: 4,219 Milliarden Euro (-15,67 Prozent)
Mitarbeiter in Deutschland: 8961
Bilfinger ist in der Branche keine Ausnahme. Denn insgesamt stagniert der Umsatz der großen Industriedienstleister, zeigt die Studie. Doch Bilfinger habe eine „eindeutige Kompetenz“, sagt Thomas Ball, Leiter der Studie bei Lünendonk. Während die meisten Unternehmen in der Industriedienstleister-Branche spezialisiert seien auf einen Bereich wie Wartung oder Rohrbau, sei Bilfinger ein Allrounder und „das Unternehmen, das am besten aufgestellt ist“. Ob das ausreiche, um das Wachstum anzutreiben, weiß er nicht. Doch: „Die Positionierung und die Größe sind Bilfingers Alleinstellungsmerkmal“ sagt Ball.
Das Geschäftsvolumen für die auf Instandhaltung spezialisierten Anbieter werden in Deutschland auf rund 19 Milliarden Euro geschätzt. Doch viele Unternehmen investieren selbst in die Instandhaltung ihrer Anlagen – ohne einen Dienstleister wie Bilfinger zu beauftragen. Zusammen mit den Eigen-Instandsetzungen beläuft sich das Markt-Volumen auf rund 90 Milliarden Euro. Und genau dort liegt die große Chance für Bilfinger.
Denn abgefragt wurden bei den Unternehmen auch, welche Themen für sie am dringlichsten sind. Heraus kam: Fachkräftemangel und Digitalisierung sind die Sorgenkinder der Branche. „Wer hier als Dienstleister eine Antwort findet und Lösungen für die Unternehmen anbieten kann, gewinnt“, sagt Lünendonk-Experte Ball. Der Bedarf sei groß, denn viele mittelständische Unternehmen seien noch nicht richtig aufgestellt. Dort sieht er Bilfinger auf dem richtigen Weg, weil das Unternehmen im Bereich der Digitalisierung schon recht weit sei und das entsprechende Know-how und Dienstleistungen anbieten könne.
Die Digitalisierung ist ein wesentlicher Teil der im Februar von Bilfinger-CEO Thomas Blades ausgerufenen neuen Strategie, um den Konzern wieder in die Gewinnzone zu führen. Sie soll dazu beitragen, aus einem Sammelsurium an Unternehmen unter der Bilfinger-Dach eine Marke zu machen.
Deshalb gibt es seit März einen Digitalchef, Franz Xaver Braun, der das Thema zentral vorantreiben soll. Erste digitale Lösungen kann Bilfinger schon anbieten. „Vibracheck“ misst zum Beispiel an Anlagen Schwingungen, die Daten werden dann per Mobilfunknetz gesendet, ein Techniker vor Ort wird überflüssig.
Auch die gerade hervorgebrachte Gewinnwarnung von Bilfinger-Chef Thomas Blades für 2017 lässt Ball nicht zweifeln, denn das Unternehmen habe immer noch einen guten Ruf in der Branche. Die Gewinnwarnung war wegen Altprojekten in den USA nötig geworden. Dort hatten sich Aufträge verzögert, nun wird es wohl zu einem Rechtsstreit vor Gericht kommen. Blades zog die Notbremse, Bilfinger bildet nun Rückstellungen, doch Gewinn wird das Unternehmen dieses Jahr nicht mehr machen.
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