Luftverkehr Airbus: Darum sind Flugzeugkabinen keine Virenschleudern

Die Reisebeschränkungen in Wuhan wurden nach fast elf Wochen wieder aufgehoben. An Bord gelten strenge Sicherheitsvorschriften.
Paris Fliegen löst wie das Betreten einer dunklen Höhle oder das Anfassen einer Schlange in vielen Menschen eine Urangst aus. Durch die Covid-19-Pandemie wird es noch heikler: „Physical Distancing“ ist mittlerweile gelernt. Dazu gehört, mindestens anderthalb Meter Abstand zu halten. Wer zwängt sich da in schmale Metallröhren, um mehrere Stunden Schulter an Schulter mit wildfremden Menschen zu verbringen, die möglicherweise das Virus in sich tragen?
„Wir müssen mithelfen, Ängste zu überwinden“, räumt Jean-Brice Dumont, Chefingenieur von Airbus, ein. Manche Leute würden darauf brennen, wieder in ein Flugzeug zu steigen, andere hätten Furcht davor, auch wegen des Coronavirus. Deshalb – und natürlich nicht ganz uneigennützig – arbeite der Flugzeughersteller mit den Flughäfen, den Airlines und den Behörden daran, die Umstände des Fliegens so zu verändern, dass wieder Vertrauen entsteht.
„Keep Trust in Air Travel“ nennt sich das Projekt, das der deutsch-französisch-spanische Konzern gestartet hat. Dabei geht es nicht um den Flug allein, sondern um den ganzen Ablauf vom Start- bis zum Zielflughafen. „Es gibt nicht die eine Maßnahme, die alles löst, wir werden viele verschiedene Aktionen bündeln müssen“, sagt Dumont.
Einen großen Trumpf habe die Luftfahrt in der Hand, ist der Ingenieur überzeugt: die Luftqualität an Bord. Alle zwei bis drei Minuten werde die Luft in der Kabine komplett erneuert, jeweils zur Hälfte durch frische beziehungsweise recycelte Luft. Das sei überhaupt nicht vergleichbar mit dem, was aus einer Klimaanlage ströme. „Sie atmen nicht in Reihe 20 die verbrauchte Luft aus Reihe fünf ein“, versichert der Franzose.
Die Filter an Bord seien so fein, dass sie auch wesentlich kleinere Viren als Sars-CoV-2 herausholen könnten. Von oben nach unten ströme dieses reine Gemisch über die Passagiere, weshalb das Risiko, vom Nachbarn etwas einzuatmen, bereits reduziert sei. „Wenn wir landen, ist die Luftqualität deutlich besser, als wenn wir abfliegen“, freut sich Dumont.
Fünf Tage Keimfreiheit
Dennoch müsse man noch sehr viel mehr tun. Vorstellbar seien die Vorlage eines frischen Virus-Testergebnisses beim Einchecken und eine Messung mit dem Fieberthermometer vor dem Boarding. Das könne sich mit den vorgeschriebenen Mindestabständen vollziehen und künftig strikt von vorn nach hinten, wobei die letzten Reihen zuerst gefüllt würden, deren Passagiere beim Ausstieg dann durch die hintere Tür als erste den Flieger verlassen.
Das größte Problem ist die physische Distanz an Bord. Auch deshalb, weil zumindest anfangs wohl vermehrt kleinere Maschinen – sogenannte Single-Aisle-Jets – zum Einsatz kommen und weniger Großraumflieger („wide bodies“). Die Airlines planen nicht, wie in Zügen jeden zweiten beziehungsweise den Mittelplatz frei zu lassen. Trennscheiben hat Airbus in Erwägung gezogen, aber wieder verworfen, weil sie die Evakuierung in einem Notfall verzögern würden.
Stattdessen denkt der Hersteller jetzt an eine Kombination aus Tiefenreinigung des Inneren der Kabine mit einem Produkt, das bis zu fünf Tage Keimfreiheit garantiere, Desinfektion des Handgepäcks, Gel für die Hände, chirurgischen Masken und Plastikvisieren, wie sie in vielen Geschäften getragen werden.
Absehbar sei, dass auf Regionalflügen nicht dieselben Maßnahmen greifen würden wie auf einem Langstreckenflug und in der Businessclass, wo die Sitzabstände deutlich größer sind als in der Economyclass. Was Dumont nicht sagt: Der Klassenunterschied bei den Vorsichtsmaßnahmen dürfte ein heikles Thema sein.
„Wenn Sie sicherstellen, dass die Passagiere kurz vor dem Flug getestet wurden, an Bord alles hygienisch rein ist und die Menschen Masken und/oder Visiere tragen, dann haben Sie das Risiko weitestgehend reduziert, mehr als bei einem Gang durch die Innenstadt“, ist sich der Chefingenieur sicher.
Ein Problem bleibt: Neben den Passagieren müssen auch die Behörden überzeugt werden. Die Verkehrsminister und ihre Beamten bringen viel Verständnis für die Anliegen der Fluggesellschaften auf, aber derzeit haben die Gesundheitsminister das Sagen. Und für die geht Virenschutz vor der möglichst schnellen Rückkehr zum Massenbetrieb über den Wolken.
Airbus-CEO Guillaume Faury versucht es mit einem großen Versprechen: „Bei einer Epidemie gibt es keinen besseren Ort als ein Flugzeug, denn nirgendwo ist die Luftqualität besser.“
Mehr: „Wir gehen durch die Hölle“ – So kritisch ist die Lage bei den US-Airlines.
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Es ist einfach eklatant, wie unwissend die Menschen hierzulande sind und wie das in diesen Zeiten zu Tage tritt.
Economy Class heißt Economy weil der Preis, nicht der Komfort, im Vordergrund steht.
Der Passagier definiert den Sitzabstand über den Ticketpreis, den er bereit ist zu zahlen - sonst niemand.
Das hat nichts mit dem Verdienst der Airline zu tun. Da alle immer alles billiger haben wollen, reagieren die Airlines im Wettbewerb mit niedrigeren Sitzabständen, um die Unkosten des Fliegens (und seine Risiken) bei gewissen Gewinnerwartungen der Eigner zu decken.
Airlines verdienen (!) pro Ticket durchschnittlich ca. 3,50€ (Lufthansa) und weniger als 15,-€ (Ryanair).
Dieser Gewinn steht offensichtlich nicht mit dem Sitzabstand in Relation, sondern vielmehr wie die Airline das Flugzeug (im Wesentlichen über den Ticketpreis) auslasten kann, neben weiteren Einnahmen oder Einsparungen. Man muss mal versuchen, bei solchen Gewinnen das Risiko von Covid19 oder allein einer Flugverspätung zu kompensieren.
Fakt ist, dass das Infektionsrisiko auf Flugzeugen allein durch den Passagier bestimmt wird, der nichts achtend seiner gesundheitlichen Verfassung an Bord geht. Das Flugzeug selbst ist bis auf den Reinraum und den Wald wohl als der aus gesundheitlich Aspekten gesehen unbedenklichste Ort anzusehen, den Menschen aufsuchen können. Das Ventilationssystem sucht seinesgleichen und auch größere Sitzabstände würden nicht nennenswert verhindern, dass ein Virus aus der Nase meines benachbarten Passagiers auf seinem Freiflug die meine trifft, insofern ich nicht direkt angehustet werde. Ich hoffe doch, das tut keiner.
Man stellt sich dennoch die Frage, warum Airbus so hart daran arbeitet, das Vertrauen der Flugreisenden wieder zu gewinnen. Ist es denn verloren gegangen, weil sich so viele in Flugzeugen angesteckt haben?
Vielleicht haben sie nur Angst vor der Unwissenheit der Menschen und was sich daraus entwickeln könnte.
Entscheiden Sie sich nicht für eine Billigairline und fliegen Sie Business-Class. Dann klappt das auch beim nächsten Mal mit dem teuren Urlaub.
Die beste Alternative sind allerdings Privatjets, die man sich je nach Destination mieten kann.
Das Infektionsrisiko wäre auf ein Minimum reduziert.
Bon Voyage!
Was mutet dieser Chefingeneur den Passagieren in der Economy Class noch alles zu, extrem kleine Sitzabstände, dazu Sitze die so schmal sind, dass selbst ein schlanker Mensch Probleme hat und jetzt noch Masken auf Langstreckenflügen, womöglich 10 Stunden und mehr, kennt denn die Gier dieser Herrschaften überhaupt keine Grenzen.
Es wird langsam Zeit dass die Politik hier Mindestanforderungen vorschreibt, die mehr Platz und Abstand garantieren .
Ich selbst habe einmal auf einem Flug nach Südamerika erlebt wie ein Passagier hinter mir permanent gerotzt und gekotzt hat, 3-4 Tage später hatte ich es dann auch und der teure Urlaub war vorbei.
Da hilft auch keine noch so gute Entlüftung oder Hepafilter, wenn der Infektionsherd unmittelbar neben, oder hinter ihnen sitzt, da helfen nur größere Abstände.
Bei manchen dieser Billig Airlines kann man inzwischen nicht einmal mehr die Sitze in Ruheposition stellen.
Was kommt dann als nächstes?