Neuer Uber-Chef Dara Khosrowshahi Ethik-Unterricht für den Taxi-Schreck

Der Uber-Chef ermuntert zur eigenen Meinung.
San Francisco Die wichtigste Nachricht über Uber ist, dass die Öffentlichkeit kaum Nachrichten über Uber hört. So lautete schließlich der Auftrag, den der Aufsichtsrat des Fahrdienstes dem neuen Chef Dara Khosrowshahi bei seinem Dienstantritt im August intern erteilte. In allem sollte der langjährige Geschäftsführer des Reiseportals Expedia der Gegenentwurf zu Gründer Travis Kalanick und der Zeit der Dauer-Skandale sein, Ruhe in die Firma bringen und den zum Kult erklärten „Hustle“ des Vorgängers beenden. Den Mangel an aktuellen News darf der Neue als ersten Erfolg verbuchen.
Bei dem „Kulturwandel“, den sich Uber selbst verordnet hat, geht es schließlich um mehr als nur das Wohlergehen der Mitarbeiter. Geldgeber wie der Risikokapitalgeber Benchmark oder die Finanziers von Morgan Stanley und Goldman Sachs haben Milliarden in den Fahrdienst gepumpt – sie wollen Returns für ihre Investments sehen und drängen Uber zum Börsengang. Doch welche Chance an der Wall Street hätte eine Firma, die sich öffentlich selbst zerfleischt, die es sich mit Fahrern, Behörden und nebenbei dem halben Silicon Valley verscherzt?
Khosrowshahi bemüht sich darum, Verlässlichkeit zu präsentieren. Die Leitideen, die der Uber-Chef nun in einem Blogpost bei Linkedin veröffentlichte, gehören zu dieser diplomatischen Mission. Gemeinsam mit dem Team habe er „neue kulturelle Normen“ entwickelt. Überhaupt solle die Firma künftig kollaborativer werden. Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht oder Herkunft seien nicht gestattet, ebenso wenig das Ignorieren von Hierarchien, wozu Gründer Travis Kalanick die Uber-Crew noch motiviert hatte. „Wir tun das Richtige. Punkt“, lautet die wichtigste Botschaft.
Tatsächlich sind die Richtlinien für den verordneten Wandel bei Uber weniger neu als behauptet. Von entsprechenden Änderungen in der Unternehmensführung redet das Management bereits seit Monaten. Ex-Chef Travis Kalanick hatte sie angekündigt, kurz nachdem der Blog-Post von Ex-Mitarbeiterin Susan Fowler über systematischen Sexismus im Unternehmen Mitte Februar erschien. Doch die Serie der Skandale, die danach einfach weiterging, darunter mit einem Video, in dem der Uber-Gründer mit einem Fahrer in Streit gerät, hatte an der Glaubwürdigkeit der Ansage gerüttelt.
Der neue Chef hat erkannt, dass die Veränderung hin zu einem „Uber 2.0“, wie die Firma ihren Neuanfang selbst nennt, inzwischen nicht oft genug betont werden kann. Die Chancen, dass sich der Uber-Diplomat mit seinen Leitideen durchsetzen kann, stehen nicht schlecht. Wie aus dem Start-up zu hören ist, sind viele Angestellten die permanenten Streitigkeiten und Eklats müde. Der Rückhalt der Investoren dürfte Khosrowshahi ebenfalls sicher sein. Die Zeit drängt. Der Börsengang des Fahrdienstes soll schließlich zwischen 2019 und 2021 erfolgen, verkündete der neue Uber-Boss.
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