Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung Brexit belebt das Geschäft

Steuerberater und Wirtschaftsprüfern geht es gut, aber nicht außergewöhnlich gut.
Berlin, Düsseldorf Nichts zu klagen – das ist eine recht zweideutige Antwort eines Anwalts auf die Frage nach seiner Befindlichkeit. Jedoch spiegelt diese Aussage recht gut das gegenwärtige Geschäftsklima im Bereich Rechts- und Steuerberatung/Wirtschaftsprüfung wider. Den Beratern gehe es „weiterhin gut, aber nicht mehr so außergewöhnlich wie noch im Vorjahr“, sagt Ifo-Experte Klaus Wohlrabe, der für das Handelsblatt das Beraterklima aus einer repräsentativen Unternehmensbefragung ermittelt. Neue Impulse könnte die Branche nun aber durch den Brexit erhalten.
„Die besten Zeiten scheinen im Moment vorbei zu sein“, analysiert Wohlrabe mit Blick auf die vergangenen Monate. Das Geschäftsklima gab das dritte Mal in Folge nach. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage und die Erwartungen für die kommenden Monate seien erstmals seit langem wieder unter den langfristigen Durchschnitt gefallen. Nur noch 18 Prozent der Berater erwarteten, dass sich ihre Geschäftslage verbessere. Knapp 80 Prozent gehen weiterhin von konstant guten Geschäften aus. Eine Verschlechterung erwarten nur wenige.
Das sind zwar Werte, von denen andere Branchen nur träumen können. Doch zeigen sich angesichts der sehr guten Auftragslage auch für die Berater Grenzen des Wachstums; aus Kapazitätsgründen können viele von ihnen ihre Geschäfte kaum noch ausweiten. Rund ein Viertel der Befragten bezeichnet den aktuellen Auftragsbestand als „verhältnismäßig groß“.
Sämtliche Detailfragen beantworteten die Berater deutlich schlechter als noch zur Jahreswende. Viele nahmen Prognosen für Umsatz, Beschäftigtenzahl und Preiseentwicklung leicht zurück. So möchte eine große Mehrheit der Firmen die Preise für ihre Leistungen konstant halten. Dennoch plant fast ein Viertel der Firmen demnächst neues Personal einzustellen. Personalabbau ist dagegen weiterhin ein Tabu – die Sorge vor Fachkräftemangel scheint klar zu überwiegen. Lediglich sieben Prozent reduzierten in den vergangenen zwei bis drei Monaten ihre Beschäftigtenzahl.
Das Votum der Briten für einen Ausstieg aus der EU – die Ifo-Umfrage wurde kurz vor dem Referendum durchgeführt – dürfte das Geschäft der Berater allerdings beleben. „Bei unseren Mandanten besteht nun Unsicherheit, ob, wann und wie der Brexit vollzogen wird und wie sie hierauf reagieren müssen“, berichtet Klaus-Peter Naumann, Sprecher des Vorstands des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW). Dies betreffe etwa die Anerkennung von Unternehmen in der Rechtsform einer SE in Großbritannien oder die Steuerpflicht von Zinsen, Lizenzgebühren und Dividenden von britischen Tochtergesellschaften.
Der Deutsche Anwaltverein (DAV) geht davon aus, dass der Brexit zu einer Stärkung der Kanzleien in Deutschland führt. „Der Einfluss des englischen Rechts auf die Rechtsetzung der EU fällt weg“, erklärt DAV-Hauptgeschäftsführer Cord Brügmann. Das kontinentaleuropäische Recht werde wohl gestärkt aus den Veränderungen herausgehen.
Alle Berater fordern indes von der Politik schnelle Planungssicherheit. „Großbritannien ist einer der wichtigsten Abnehmer für deutsche Produkte“, betont der Präsident des Deutschen Steuerberaterverbandes (DStV), Harald Elster. Im Interesse der exportorientierten Wirtschaft hierzulande gelte es zunächst, einer weiteren Abwertung des britischen Pfunds entgegenzuwirken, um den Absatz nicht zu gefährden.
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