Reiseveranstalter Thomas Cook sticht Tui an der Börse aus
Düsseldorf Zwei Prozent weniger Umsatz als von Analysten erwartet, ein Betriebsverlust im Weihnachtsquartal, der mit 60 Millionen Pfund (68 Millionen Euro) das Vorjahres-Minus noch um ein Viertel übertraf, und auch der Ausblick, den Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser den Aktionären Donnerstag präsentierte, gab reichlich Grund zur Sorge: Zwölf Prozent weniger Reisen als 2018 verkaufte der weltweit zweitgrößte Veranstalter für den kommenden Sommer.
Doch während im Londoner Reisekonzern die Urlauber ausbleiben, buchten Anleger am Donnerstag massiv auf Thomas Cook um. Allein an der Londoner Börse wechselten bis 13 Uhr Aktien im Wert von 238 Millionen Pfund den Besitzer, was den Kurs um 12,4 Prozent nach oben trieb.
Das Geld für die Zukäufe stammt wohl zum Großteil von enttäuschten Aktionären des Wettbewerbers Tui, der ebenfalls in London notiert ist. Viele von ihnen machten am Donnerstag Kasse, nachdem der Marktführer aus Hannover seine Ertragsaussichten überraschend nach unten revidierte. Bis kurz nach Mittag verkauften sie Tui-Papiere im Wert von 3,67 Milliarden Pfund. Der Kurs brach um 17 Prozent ein.
Den Anlegern reichte für den Sinneswandel der von Thomas Cook in Aussicht gestellte Verkauf der Airline-Sparte, zu der auch die deutsche Condor zählt. Mit dem zu erwartenden Erlös – die Citi-Bank rechnet mit 630 Millionen Pfund – könnte Fankhauser dringend benötigtes Geld eintreiben, um dem zu folgen, was Wettbewerber wie Tui, Alltours und seit Kurzem auch FTI vorexerzieren: den Ausbau des eigenen Hotelgeschäfts. Anders als der Verkauf von Reisen oder Flugtickets verspricht es stabile Renditen.
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Der Expansion geht das Geld aus
Die Aufholjagd hat Thomas Cook zwar gestartet. So sollen 2019 20 Häuser hinzukommen, darunter zwei Gemeinschaftsprojekte mit dem chinesischen Großaktionär Fosun in dessen Heimatland. Doch der Expansion geht das Geld aus. Zum Jahreswechsel drückten 1,6 Milliarden Pfund Nettoschulden – 22 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Einer Kapitalerhöhung, die 2013 den Reisekonzern vor Schlimmerem bewahrte, erteilte Fankhauser im Dezember eine Absage. Sie würde die Anteile der Altaktionäre drastisch verwässern. Nach zwei Gewinnwarnungen verlor Thomas Cook seit Mai drei Viertel des Börsenwerts, der aktuell nur noch bei rund 500 Millionen Pfund liegt.
Auch Tui büßte seit Mai fast die Hälfte an Börsenwert ein, obwohl Konzernchef Fritz Joussen noch im Dezember das angepeilte Ertragsplus von zehn Prozent bekräftigt hatte. Dass es nun wohl doch nur für einen Betriebsgewinn (Ebita) auf Vorjahresniveau reicht, hat ähnliche Gründe wie bei Thomas Cook: „Der extrem schwache Sommer des letzten Jahres wirkt nach“, erklärte Joussen am Donnerstag.
So bremste die Hitzewelle 2018 nicht nur bei Thomas-Cook-Kunden die Reiselust. Es werde deutlich später gebucht als im Vorjahr, erklärte der Tui-Chef. Um das Geschäft in Schwung zu bringen, musste sein Reisekonzern großzügige Rabatte gewähren – auf Kosten der Marge.
Tui wie Thomas Cook leiden darunter, dass die Nachfrage nach günstigen Urlaubszielen wie Türkei, Ägypten und Tunesien anzieht. Überkapazitäten im Hochpreisland Spanien inklusive Kanaren sind die Folge. Zudem drückt die Pfund-Schwäche das Ergebnis.
Doch von der Misere des Londoner Rivalen ist der Tui-Konzern weit entfernt. Kassierte Thomas Cook schon im November die Dividende, können Tui-Anteilseigner trotz Gewinnwarnung mit einer stabilen Ausschüttung rechnen. Auch 2019 soll es für 72 Cent reichen
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