„Die Entscheidung der Schweizer Notenbank war längst überfällig. Ihre Wechselkurspolitik hat zwar in den vergangenen Jahren Schweizer Exporteure geschützt und deren Wettbewerbsfähigkeit durch einen schwächeren Franken unterstützt. Diese Politik könnte sich jedoch als enorm teurer Fehler erweisen. Denn der Franken wird langfristig gegenüber dem Euro aufwerten. Die Wertverluste auf die Devisenreserven könnten deshalb enorm groß werden. Der Zeitpunkt der Entscheidung ist sicherlich nicht zufällig. Die Erwartung eines Anleihenkaufprogramms der EZB sollte den Euro mittelfristig weiter schwächen, und damit die sonst notwendigen Ankäufe und diese Verluste für die Schweizer Notenbank erhöhen.“
„Es war von Anfang an klar, dass die Wechselkursuntergrenze eine temporäre Maßnahme sein soll. Auch die Wirtschaft strebt im Prinzip eine Rückkehr zu flexiblen Wechselkursen an, aber nicht jetzt. Denn in der gegenwärtig angespannten Situation ist die Gefahr sehr groß, dass es zu einem Überschießen des Frankens kommt. Wir sind davon ausgegangen, dass die Wechselkursuntergrenze für die nächsten Monate noch halten wird.
Wir sind jetzt weit jenseits der Kaufkraftparität, die ich auf 1,29 Franken pro Euro schätze. Mit einer leichten kontinuierlichen Aufwertung kann die Wirtschaft leben. Aber bei einer schockartigen Aufwertung ist die Industrie überfordert. Das wird sehr große Probleme geben.
Es bricht eine schwierige Zeit für die Schweizer Unternehmen an. Dies gilt vor allem für die Export- und Zuliefer-Industrie sowie für den Tourismus. Die Planungssicherheit ist vorderhand weg. Entscheidend ist jetzt, wo sich der Euro einpendeln wird. Mit 1,15 Franken kann die Wirtschaft leben. Bei 1,05 würde es zu einem größeren Einbruch kommen.“
„Der Entscheid der SNB, den Mindestkurs aufzuheben, gefährdet die Löhne und Arbeitsplätze in der Exportwirtschaft massiv und erhöht die Deflationsgefahren in der Schweiz. Auch zum Kurs von 1,20 gegenüber dem Euro war der Franken nach wie vor deutlich überbewertet. Mit der Aufhebung der Untergrenze ist der Devisenspekulation nun Tür und Tor geöffnet. Es ist mit einer unkontrollierten Aufwertung zu rechnen. Die bereits heute unter dem überbewerteten Franken leidende Exportwirtschaft (Industrie/Tourismus) wird zusätzlich belastet.“
„Die SNB scheint nicht mehr an eine Durchsetzbarkeit für den Fall eines EZB-Staatsanleihenankaufprogramms zu glauben – und könnte sich doch mit der Panikreaktion in eine Sackgasse manövriert haben. Zumindest ist die Kommunikation der SNB – bei allem Wohlwollen – als missglückt zu bezeichnen.“
„Die größte Überraschung der heutigen Entscheidung ist, dass die SNB sich gegen einen gelenkten Rückzug entschieden hat – sie hat dem Euro zum Franken komplett den Boden entzogen.
Das ist zwar die sauberste Option für die SNB – alle Verbindungen zur Geldpolitik der EZB können nun gekappt werden. Aber es ist auch die Option mit dem größten Risiko, den Euro-Franken-Kurs unter den fairen Wert zu drücken, den wir bei etwa 1,10 Franken sehen.“
„Die SNB beugt sich dem Marktdruck, setzt aber ein Teil ihrer Glaubwürdigkeit aufs Spiel. Die Interventionen der vergangenen Wochen waren wohl für die eidgenössischen Währungshüter zu viel. Bei der Einführung des Mindestwechselkurses war an punktuelle Interventionen gedacht, nicht aber an permanente. Letztlich dürfte aber auch die Gold-Initiative eine gewisse Rolle bei der Entscheidung gespielt haben. (...) Da der Franken auf den aktuellen Kursniveaus deutlich gegenüber dem Euro überbewertet ist, sollten sich nach einer Übertreibungsphase wieder höhere Kursniveaus beim Währungspaar Euro-Franken einstellen.“
„Die Entscheidung der SNB hat den Markt völlig überrascht. Die SNB geht vermutlich davon aus, dass die EZB in der kommenden Woche auf ihrer Ratssitzung ihre Geldpolitik weiter lockern wird. Angesichts der anstehenden Wahlen in Griechenland wäre es für die Schweizer ziemlich schwierig, den Mindestkurs aufrecht zu halten.“
„Meine erste Reaktion war, dass das ein Signal für eine bevorstehende Aktion der EZB ist. Allerdings war die Reaktion an den Aktienmärkten dafür zu negativ. Aber es passiert ja nicht jeden Tag, dass eine Notenbank einfach einer Währung den Boden unter den Füßen wegzieht. Und die Leute haben eindeutig Angst, dass etwas Größeres bevorsteht. Für den Schweizer Markt und die Wirtschaft ist das sehr schlecht, wenn der Franken so rasant steigt und der Euro abstürzt. Die Stimmung ist seit Jahresbeginn ziemlich unruhig, und so eine Nachricht sorgt für Volatilität aus.“
„Die Aufhebung des Mindestkurses kommt sehr überraschend und die SNB dürfte an Glaubwürdigkeit verlieren, da sie in den vergangenen Monaten stets die vehemente Verteidigung der Untergrenze betonte. Einen neuen Mindestkurs dürfte es wohl nicht mehr geben, da Marktteilnehmer kein Vertrauen mehr haben, dass dieser langfristig gehalten wird. Der Euro-Franken wird nun den Marktkräften überlassen und es dürften sich Kurse im Bereich der Parität einstellen.“
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Die Banker bzw. ale, die Menschen schädigen, müssen den Schaden persönlich zahlen. Sofort! Wieviele Banken haben menschliche Existenzen vorsätzlich vernichtet durch Ihre Manapulationen?
Wer auf eine Abwertung des CHF spekulierte, hat seine Verluste zu Recht verdient. Dümmer geht es wirklich nicht mehr!
Ein gutes hat es, der Startschuss zur Gold-Rally ist gefallen...;-)
„Das war eine 180-Grad-Drehung der SNB. Die Menschen fühlen sich verletzt und betrogen.“
Das ist kein Betrug seitens der SNB sondern reine Notwehr!
herr westend wenn alle broker so toll arbeiten wie sie, hätte es die verwerfungen im jahre 2008 gar nicht erst geben dürfen. offensichtlich sind sie allein auf weiter flur mit ihrem hedging und ihren gegenpositionen. ganz toll!
Hat so ein Retail-Broker kein Hedging oder zumindest für jedes Geschäft eine Gegenseite ?
Aber so ist das vielleicht, wenn man Amateure und Zocker, ohne jegliche Erfahrung und fundiertes Backgroundwissen welche man nur während einer Händlerausbildung bei einer Investmentbank bekommt und anschl. jahrelang im Eigenhandel/Prop-Trading ein Handelsbuch (mit 7- bis 8 stelligen Handelslimit) und positiven Track-Record geführt hat, an die Märkte/Börse lässt. Selber schuld.
Grüße aus Downtown-Mainhattan. Der schönsten Stadt Deutschlands. And the heartbeat of financial €urope and HQ of Super-Mario.
Ralph
Investmentbanker (CFA, Eurex- und Xetra-Lizenz)
- selbst. Börsenhändler -
Algo- und System-Trading
Handelsbuch mit 5,0 Mio. € Handelslimit, genehmigt durch die hinterlegte Sicherheit in physischen Gold auf dem Margin-Konto
wieviele opfer ohne lobby wurden durch schweizer banken schwer geschädigt. diese schweizer bänker sind offensichtlich ehemalige bergbauern mit umgebundener krawatte. das ganze schweizer bankensystem lebte beinahe ausschließlich von der leistungskraft anderer volkswirtschaften oder vom geld aus diktaturen. auf dauer konnte dies nicht gut gehen. jetzt können sie ja ihre produkte auf den weltmärkten losschlagen. wenn man jahrelang gutgläubige anleger abzockt darf man sich jetzt über die schadenfreude nicht wundern. es gibt ja immer noch genügend deutsche die ihr geld in deutschland verdient haben und jetzt in der schweiz bunkern. modernes schmarotzertum eben.
Jeder Broker, der über den Jordan geht, ist ein Hai weniger in diesem Haifischbecken. Mein Mitleid mit diesem Volk hält sich sehr in Grenzen.
>> Ein Broker ist bereits pleite, andere sind schwer angeschlagen >>
Weg mit den Spekulanten ! Alle auf den Bau !
...so ein armer Mensch, der Broker, der jetzt €-Opfer wurde. Müssen wir jetzt den Hut herumgehen lassen...?