Stripe setzt auf Alipay Chinas Bezahlsysteme sollen Deutschland erobern

Deutsche Markenware soll chinesischen Kunden leichter zugänglich gemacht werden.
Peking/Frankfurt Der chinesische Tourist ist in Deutschland ein gern gesehener Gast. 3.000 Euro lässt einer der jährlich rund zehn Millionen chinesischen Gäste im Schnitt allein bei seinen Shoppingtouren in den Geschäften – zusätzlich zu Übernachtungen, Besichtigungen sowie Essen und Trinken. Seit Jahren machen sich Einzelhändler deswegen Gedanken, wie sie der zahlungskräftigen Kundschaft aus dem Reich der Mitte den Einkauf noch einfacher oder gar „mundgerechter“ machen.
Ein wesentlicher Indikator ist dabei ein reibungsloser Zahlungsverkehr. Der allerdings gestaltet sich in China deutlich anders als in Deutschland oder Westeuropa. Der rasante technische Wandel in den vergangenen Jahren hat dazu geführt, dass in China eine Stufe einfach übersprungen wurde: Vom Bargeld ging es direkt zu Online-Bezahlsystemen per App.
Auch deshalb ist China der globale Vorreiter bei mobilen Bezahldiensten. In den Metropolen der Volksrepublik haben viele Kunden erst gar kein Bargeld dabei. Egal ob im Supermarkt, im Restaurant oder im Krankenhaus: Überall lässt sich per App auf dem Smartphone bezahlen. Zwei große Firmen haben diesen Markt quasi unter sich aufgeteilt: Alipay hatte zuletzt einen Marktanteil von rund 60 Prozent, der Angreifer WeChat Pay hat die restlichen 40 Prozent.
Der Handelsgigant Alibaba unterstützt die Plattform Alipay und hat die Nutzerzahlen auf zuletzt mehr als 520 Millionen steigen lassen. Tencent, das Unternehmen hinter WeChat Pay, bringt es mit seiner Applikation sogar auf mehr als 600 Millionen Nutzer.
Nun sollen knapp eine Milliarde Chinesen mit diesen Diensten auch in Europa einkaufen können. Möglich machen das gleich zwei Firmen. Der erste ist der Paypal-Konkurrent Stripe, der eine Partnerschaft mit den beiden führenden chinesischen Bezahldiensten Alipay und WeChat Pay geschlossen hat. Hunderte Millionen Kunden aus der Volksrepublik können damit über die etablierten mobilen Finanz-Apps bei globalen Firmen einkaufen, wie das Start-up aus Silicon Valley ankündigte. Vor knapp drei Wochen war Stripe in Deutschland gestartet.
Zudem kündigte der deutsche Zahlungsabwickler Wirecard an, künftig auch das Bezahlen per WeChat Pay für Händler in Europa möglich zu machen. „Wir freuen uns darauf, unser Geschäft zu expandieren und Händlern in ganz Europa die Möglichkeit zu bieten, WeChat Pay zu akzeptieren“, sagte Jörn Leogrande, Executive Vice President Mobile Services bei Wirecard.
Seit 2015 bietet der Münchener Tech-Spezialist für den Zahlungsverkehr Einzelhändlern hierzulande bereits die Abwicklung über Alipay an – bisher ein voller Erfolg. Am Flughafen München, der das System schnell eingeführt hat, sind die Umsätze mit chinesischen Touristen seither um 92 Prozent nach oben gegangen. 750 Euro werden dabei im Schnitt umgesetzt. Wobei es auch viele gewaltige Ausreißer nach oben gab. Die höchste Transaktion seither lag bei 44.000 Euro, berichten sie bei Wirecard. Auch in den rund 2000 deutschen Filialen der Drogeriekette Rossmann, beim Haushaltswaren- und Besteckhersteller Zwilling und in ausgewählten WMF-Geschäften wird das mobile Zahlen aus China akzeptiert.
Die im TecDax gelistete Aktie von Wirecard ist seit Jahren einer der Lieblinge der Anleger. Wurde sie Anfang 2013 noch für weniger als 20 Euro gehandelt, so ist der Kurs zuletzt auf Höchststände über 60 Euro gestiegen. Seit Jahresanfang legte sie um gut 50 Prozent zu. Als „fantastische Wachstumsstory“ lobte sie Analyst Sebastien Sztabowicz von der Investmentbank Kepler Cheuvreux. Zudem trieben Gerüchte die Aktie, wonach sich Wirecard für den britischen Wettbewerber Worldpay interessiert.
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