Ströer-Chef Udo Müller In die erste Liga gebolzt

Der frühere Handballspieler fordert viel von seinen Mannen.
Düsseldorf Ein Fußball liegt immer griffbereit in seinem großen Vorstandsbüro. Den schnappt sich Udo Müller, CEO des Werbekonzerns Ströer, und bolzt durchs Zimmer, während er am Telefon seine Geschäftspartner von seinen Ideen zu überzeugen versucht. Müller mag’s sportlich. Wie viele Fußballspielzeiten für die Vorbereitung seines jüngsten Deals draufgegangen sind, ist nicht überliefert, aber so viel ist sicher: Mit dem Kauf des Internetportals T-Online und des Vermarkters Interactive Media von der Deutschen Telekom katapultiert sich Ströer weit nach vorn – in die erste Liga des deutschen Digitalwerbemarktes.
Die 300 Millionen Euro schwere Übernahme stärkt zum einen das Vermarktungsgeschäft für Onlinewerbeflächen und versorgt Ströer über die Plattform T-Online gleichzeitig mit wertvollem Content. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer Digitalstrategie, die das Kölner Familienunternehmen erst Ende 2012 in Gang setzte. Ströer wandelt sich so schnell und so radikal wie kaum ein anderes Unternehmen.
Der Kopf hinter der Neuerfindung, die sich dem Digitalen verschrieben hat, ist Müller. Der 53-Jährige hat das Unternehmen 1990 mit Heiner Ströer gegründet. In der aufgeregten Post-Mauerfall-Ära legten die beiden den Grundstein für Deutschlands größten Außenwerbekonzern, der heute 290 000 Plakatflächen im Portfolio hat und einen Umsatz von 721 Millionen Euro erzielt. 2010 dann der Börsengang, flankiert von großen Erwartungen, doch es begannen schwere Jahre – es fehlte schlicht die Erfolgsstory, denn Plakatwerbung würde niemals mehr die großen Wachstumsraten von einst aufweisen.
Innovation statt Stagnation
Also packte Müller das Unternehmen und warf es in die digitale Zeit. Er kaufte ein Digitalunternehmen nach dem anderen. Spezialanbieter wie Giga, wie Tube One, wie Content Fleet. Was wollte er nur mit all den Buden, fragte sich so mancher Beobachter. Heute ist die Antwort klar.
Müller, so sagen alle, die ihn kennen, sei ein echter Unternehmertyp. Einer, der weiß, was er will – und auch, wie er dort hinkommt. Als „unglaublich dynamisch“ beschreibt ihn ein Mitarbeiter, und es ist unklar, ob Müller selbst das immer so behagt. Zweifelsohne fordert der frühere Handballspieler viel von seinen Mannen. „Ich habe ein Faible für arbeitende Führungskräfte“, sagt der Firmenchef trocken, als er gefragt wird, wie er es schaffe, das hohe Innovationstempo herzustellen.
In jeder einzelnen Vorstandssitzung würde er seine Führungskräfte fragen, wie deren neue Pläne, deren Visionen aussehen. Innovation sei für ihn eine glasklare Führungsaufgabe, sagt er. Seine gesamte Organisation, zu der 2200 Mitarbeiter gehören, muss das beherzigen. „Die Schnellen fressen die Langsamen“, weiß Müller.
Mit dem Kauf von T-Online und Interactive Media verändern sich auch die Besitzanteile: Dirk Ströer, Sohn des verstorbenen Gründers, und Müller halten nun zusammen 51 Prozent. Die Telekom wird einen Anteil von elf bis 13 Prozent haben. Und was kommt als Nächstes? Müller lacht und sagt: „Wir sind schon längst beim nächsten und übernächsten Schritt.“
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