Touristen am Himalaya „Unsere Reisenden fühlen sich im Zelt sicherer“

Die Erdbeben trüben die wirtschaftlichen Aussichten stark ein.
Seit 15 Jahren ist der Reiseveranstalter World Insight spezialisiert auf Erlebnisreisen abseits der Touristenpfade. Die Erdbebenkatastrophe am Himalaya hat auch ihn getroffen. Wie die 50-köpfige Truppe in Köln die Krise managt, sagte Geschäftsführer Otfried Schöttle dem Handelsblatt.
Herr Schöttle, wie geht es Ihrer Reisegruppe?
Sie befand sich Gott sei Dank zur Zeit des Erdbebens im Chitwan National Park, also im Tiefland. Deshalb waren die rund 16 Reisenden von der Katastrophe nicht unmittelbar betroffen. Morgen werden sie, so hoffen wir, zurückfliegen. Der Flughafen ist ja zum Glück wieder offen, nachdem man erst befürchten musste, dass auch die Landebahn Schäden abbekommen hat.
Gibt es für die Reisenden Unterkünfte?
Sie werden auch heute noch im Zelt übernachten. Dort fühlen sie sich derzeit sicherer.

„Eine Reisegruppe haben wir spontan zurückgeschickt“.
Sie arbeiten mit Agenturen vor Ort zusammen. Was bedeutet die Erdbeben-Katastrophe für Ihre Partner?
Der Chef der Agentur, der etwas außerhalb wohnt, ist selbst in ein Zelt umgezogen. Die Leute im Land haben definitiv immer noch Angst vor Nachbeben. Für unsere Partner vor Ort ist leider nicht nur das aktuelle Leben im Land extrem schwierig, auch die wirtschaftlichen Aussichten sind nun stark getrübt. Wir hier in Köln können die Reisegruppen leicht umleiten, für die Agenturen in Nepal aber ist der finanzielle Schaden groß.
Wo mussten Sie selbst eingreifen?
Eine andere Gruppe von uns befand sich auf der Anreise mit Zwischenstopp in Abu Dhabi. Sie haben wir spontan zurückgeschickt. Wie wir mit einer weiteren Gruppe verfahren werden, die von China über Tibet nach Nepal reisen wollte, prüfen wir gerade. Eine Einreise nach Nepal ist höchstwahrscheinlich nicht möglich.
Was ist mit Buchern, die ihre Reise noch nicht angetreten haben?
Sie dürfen kostenlos bei uns umbuchen.
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Zahlen Versicherungen?
Wenn etwas passiert, zahlen sie natürlich. Versichert sind etwa Haftpflicht und Vermögensschäden, darüber hinaus haben wir auch noch eine Crises/Diseases-Spezialversicherung abgeschlossen. Zudem ist ein professionelles Notfall-Handling in unserer Branche Pflicht.
Gab es eine solche Situation für Sie bereits früher einmal im Himalaya?
Dort hatten wir so etwas noch nie, das ist für uns eine neue Situation. Ansonsten müssen wir des Öfteren Krisen meistern – zuletzt etwa die Ebola-Epidemie in Afrika oder die Lungenkrankheit Sars vor einigen Jahren in China.
Müssen Reisende bei Ihnen unterschreiben, dass sie das erhöhte Risiko in Kauf nehmen?
Nein. Das ergibt rechtlich auch gar keinen Sinn, weil das sittenwidrig wäre. Viele schreiben solche Klauseln in ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen, können aber eigentlich nur glücklich sein, wenn sie dafür keine Abmahnung erhalten.
Herr Schöttle, vielen Dank für das Interview.
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