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Touristen und der Brexit „Die Engländer sind erste Sahne – sie essen, trinken, haben Spaß“

Nach dem Brexit-Referendum geht in Europas Touristenhochburgen die Angst um. Bleiben die Briten, immerhin Vize-Europameister im Reisen, aufgrund des schwachen Pfunds zu Hause? Ortsbesuche in Irland, Spanien und Portugal.
01.07.2016 - 11:35 Uhr
Bleiben die Gäste weg, wenn sich der Kursrutsch des Pfund fortsetzt? Quelle: dpa
Britische Touristen in Benidorm

Bleiben die Gäste weg, wenn sich der Kursrutsch des Pfund fortsetzt?

(Foto: dpa)

Jetzt hilft nur noch Beten, ist sich der irische Restaurantbesitzer Padraic Og Gallagher sicher. Für die Aussicht auf den Brexit hat er nur ein Wort: „Katastrophe“.

Etwa 40 Prozent der Gäste in seinem Boxty House im Dubliner Touristenviertel Temple Bar kommen aus Großbritannien. Jetzt bereitet ihm der Kurssturz des Pfund große Sorgen. „Zum ersten Mal seit sieben Jahren hat mein Geschäft wieder zugelegt. Und jetzt denke ich mir: Oh Gott, muss ich da schon wieder durch?“, sagt der 55-Jährige, der in der Gegend seit 1989 Boxty auftischt, ein traditionelles irisches Kartoffelgericht. „Die Engländer sind erste Sahne – sie essen, sie trinken, sie haben Spaß.“

Die Brexit-Sorgen gehen nicht nur in Temple Bar um, wo sich Touristen zwischen Pubs und Restaurants drängen. Die gesamte europäische Tourismusbranche zittert vor den Auswirkungen eines britischen Ausstiegs aus der Europäischen Union. Die Briten sind Vize-Europameister im Reisen – nach den Deutschen. Jedes Jahr geben sie dafür etwa 39 Milliarden Pfund aus, rund 47 Milliarden Euro. Zu ihren fünf beliebtesten Zielen zählen Spanien, Frankreich und Irland.

Die Vorstellung, dass weniger Briten auf Reisen gehen könnten, lastet bereits auf den Aktien von Airlines und Hotelbetreibern. Die Papiere des Touristikkonzerns Thomas Cook fielen seit der Abstimmung um rund 15 Prozent. Billigflieger Easyjet warnte am Montag vor einem Gewinnrückgang im Sommer und erlebte daraufhin den heftigsten Kursrutsch seit zwölf Jahren. Und der Eigentümer von British Airways, der Luftfahrtkonzern IAG, senkte bereits das Gewinnziel, bevor das Ergebnis der britischen Abstimmung überhaupt bekannt war.

Das Pfund hat im Laufe der Woche einen Teil seiner Verluste wettgemacht. Doch gegenüber dem Euro ist es immer noch mehr als sieben Prozent schwächer als vor der Abstimmung am 23. Juni. Am Montag war das Pfund auf 83,80 Pence zum Euro gesunken; im Tagesverlauf notierte es gegenüber dem Dollar auf dem schwächsten Niveau seit 1985.

Unternehmen, die den Brexit schon heute spüren
Vodafone
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Der Mobilfunk-Riese Vodafone denkt nach dem Brexit-Referendum laut über die Verlegung seines Hauptsitzes aufs europäische Festland nach. „Die Mitgliedschaft Großbritanniens in der EU war ein wichtiger Faktor für das Wachstum eines Unternehmens wie Vodafone“, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens von Mittwoch. Noch sei es zu früh, Schlüsse für den langfristigen Standort des Hauptsitzes zu ziehen, aber es werde entschieden, was zweckmäßig für das Interesse von Kunden, Aktionären und Angestellten sei. Vodafone beschäftigt rund 13.000 Menschen in Großbritannien und hat Sitze in London und Newbury.

(Foto: Reuters)
Ryanair
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Wegen des Brexit-Votums will sich Billigflieger Ryanair verstärkt auf Kontinentaleuropa konzentrieren. Es sei „höchst unwahrscheinlich“, dass im kommenden Jahr auch nur eines der 50 neuen Flugzeuge in Großbritannien stationiert werde, sagte Firmenchef Michael O‘Leary (M.). „Wir werden all unser Wachstum in die Europäische Union umleiten.“ Bisher hat die irische Ryanair einen beträchtlichen Teil ihrer Flotte in Großbritannien stationiert. Der eingebrochene Pfund-Kurs werde die Bilanz belasten, die in Euro abgerechnet wird. Für Ryanair ist Großbritannien bislang der größte Markt.

(Foto: dpa)
Easyjet
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Die zweitgrößte europäische Billig-Airline Easyjet kassierte bereits die Prognose für das laufende Quartal. Wegen des Brexit könnten sich weniger Menschen im Sommer für eine Flugreise entscheiden. Zudem dürften gestiegene Treibstoffpreise und ungünstige Wechselkurse das Ergebnis im Ende September endenden Geschäftsjahr mit etwa 25 Millionen britischen Pfund (31 Millionen Euro) zusätzlich belasten. Easyjet-Chefin Carolyn McCall (Foto) versucht nun, an anderen Stellen im Unternehmen zu sparen. Laut Medienberichten vom Freitag erwägt der Billigflieger auch, den Firmensitz in ein anderes EU-Land zu verlagern. Das Unternehmen habe mit Luftfahrtbehörden mehrerer Länder bereits Sondierungsgespräche aufgenommen, meldet der Sender Sky News.

(Foto: Reuters)
IAG
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Die Entscheidung der Briten zum Austritt aus der EU durchkreuzt die Gewinnpläne der Fluggesellschaft British Airways und ihres Mutterkonzerns IAG. Schon in den Wochen vor dem Referendum habe sich der Ticketverkauf schwächer entwickelt als erwartet. Angesichts des Votums für den Brexit und der daraus entstandenen Marktturbulenzen werde der operative Gewinn in diesem Jahr zwar immer noch deutlich steigen, aber nicht mehr so stark wie im Jahr 2015. Zu IAG gehören neben British Airways auch die spanischen Fluglinien Iberia und Vueling sowie die irische Gesellschaft Aer Lingus.

(Foto: Reuters)
Virgin
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Der Brexit wird das Land nach Einschätzung des britischen Milliardärs Richard Branson (Foto) in eine Rezession stürzen und zum Verlust Tausender Arbeitsplätze führen. „Wir steuern auf ein Desaster zu. Ich glaube nicht, dass die Bürger schon begriffen haben, was für einen Schlamassel ihr Votum auslösen wird“, sagte der Gründer der Virgin-Gruppe . Seine Fluggesellschaft habe nach dem Brexit-Entschluss bereits einen „sehr großen“ Deal abgesagt, der etwa 3000 Arbeitsplätze geschaffen hätte. Sein Unternehmen habe seit der überraschenden Brexit-Entscheidung etwa ein Drittel an Wert eingebüßt. Tausende und Abertausende Stellen würden dadurch verloren gehen.

(Foto: AFP)
Airbus
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Der Flugzeugbauer stellt seine Investitionspläne in Großbritannien auf den Prüfstand. Vorstandschef Tom Enders (Foto) sagte, Großbritannien werde sich jetzt „noch mehr auf die Wettbewerbsfähigkeit seiner Wirtschaft gegenüber der EU und der gesamten Welt fokussieren. Aber natürlich werden wir unsere Investitionsvorhaben in Großbritannien überdenken, so wie jeder andere auch.“ Er hoffe, dass der wirtschaftliche Schaden durch den Brexit klein bleibe.

(Foto: dpa)
Siemens
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Der deutsche Industriekonzern Siemens friert seine Investitionspläne im Windkraftgeschäft in Großbritannien ein, bis es mehr Klarheit über die zukünftigen Handelsbeziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU gebe. Siemens hatte 2014 zugesagt, 160 Millionen Pfund in zwei Werke bei Hull zu investieren. „Die Regierung muss jetzt schnell handeln und die Natur der britischen Handelsbeziehungen zu der EU und anderen Handelspartnern festlegen, damit es klare Aussichten gibt, um künftige Investitionen zu ermutigen“, erklärte das Unternehmen.

(Foto: Reuters)

Im Vorfeld des Brexit-Referendums galt das Pfund als Stimmungsbarometer. Unmittelbar nach der Entscheidung spiegelte der rekordträchtige Absturz die weltweite Verunsicherung der Märkte wider. Post Office Travel Money, der größte Betreiber von Wechselstuben im Land, sagte, die Umsätze seien am Montag 15 Prozent niedriger gewesen als im Vorjahr.

In der EU macht die Tourismusbranche fünf Prozent der Wirtschaftsleistung aus. In vielen Ländern stellt man sich nun darauf ein, weniger britische Urlauber zu empfangen. „Sie kommen seit den 60er-Jahren hierher; sie geben am meisten aus und besitzen hier Sommerhäuser“, sagt Josep Francesc Valls, Dozent an der spanischen Esade Business School. Spanien ist das liebste Reiseziel der Briten. „Ich erwarte einen Rückgang der Urlauberzahlen um bis zu fünf Prozent allein in Spanien“, sagt Valls.

Die Briten schauen auf den Penny
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