Der Werber-Rat Verspielte Chance

Fifa-Großsponsoren wie Visa sollten Verantwortung übernehmen, schreibt unser Kolumnist.
Fifa-Präsident Joseph Blatter ist der Schutzheilige des Sponsorings. Keiner hat bisher so viel für die blühende Landschaftspflege von Trinidad Tobago bis Uruguay getan wie er. Und jetzt gibt er allen Werbetreibenden auch noch die Lektion „Teflonbeschichtung einer Marke als Schritt eins ihrer Reinwaschung“. Schonungslos rechnet er mit denen ab, die seine Gutgläubigkeit ausgenützt und als vermeintliche Vertraute seit über 18 Jahren gute Mienen zu ihrem bösen Spiel gemacht haben. Er verspricht, jetzt aufzuräumen. Und mancher Sponsor überlegt laut, ob er Bedarf an Frühjahrsputz hat.
Es ist bemerkenswert, dass in Zeiten, in denen jede noch so kleine Ausgabe ins Marketing haarklein begründet werden muss, Milliarden in ein System fließen, das zwar hehre Ideale verkauft, seit Jahrzehnten aber von Korruptionsvorwürfen betroffen ist.

Torben Bo Hansen ist Mitinhaber der Agentur Philipp und Keuntje.
Hätten die größten Sponsoren sich nicht längst als Interessengemeinschaft zusammenschließen können, um der Organisation, der sie viel Geld in die Lebensadern pumpen, klare Grenzen aufzuzeigen, Reformen nicht nur anzumahnen, sondern zu erzwingen? Die Fifa setzt ja für ihre Sponsoren bekanntlich knallhart Branchenexklusivität durch, ihnen hätte also niemand Kartellbildung vorwerfen können.
Und doch: Das Gedächtnis der Masse ist porös wie Tuffstein, der Adrenalinrausch des Spiels stärker als der Moralinkater. Aber jeder - ob örtlicher Klempner als Bandensponsor des TuS Irgendwo oder Förderer der WM - kann verantwortlich handeln, indem er nicht nur zahlt, sondern fördert. Viele Maßstäbe guter Unternehmensführung sind auch in Verbänden und Vereinen nützlich. Um das zu fördern, muss man kein Heiliger sein.
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Der Autor: Torben Bo Hansen ist Mitinhaber der Agentur Philipp und Keuntje. Er ist einer von sechs Kolumnisten, die an dieser Stelle im täglichen Wechsel über Kommunikation schreiben.
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