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Zahlreiche Absagen Die Angst vor dem Coronavirus schwächt die Messen

Zwei Aussteller bleiben dem Mobile World Congress fern, deutsche Veranstalter müssen ganze Messen absagen – das Coronavirus beeinträchtigt das Geschäft.
09.02.2020 - 15:43 Uhr Kommentieren
Zahlreiche Aussteller der Konsumgütermesse kommen aus China, hier zwei Frauen beim Standaufbau. In diesem Jahr haben jedoch 37 Firmen abgesagt. Quelle: dpa
Konsumgütermesse Ambiente

Zahlreiche Aussteller der Konsumgütermesse kommen aus China, hier zwei Frauen beim Standaufbau. In diesem Jahr haben jedoch 37 Firmen abgesagt.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Der Mobile World Congress (MWC) in Barcelona ist das größte Treffen der Mobilfunkbranche. Mehr als 100.000 Geschäftsleute aus aller Welt kommen im Februar nach Spanien, um die Neuheiten von Konzernen und Start-ups zu bestaunen.

Doch in diesem Jahr dürfte die Messe, die am 24. Februar beginnt, deutlich kleiner ausfallen: Bereits zwei wichtige Aussteller haben wegen des Coronavirus abgesagt. Nach dem koreanischen Elektronikhersteller LG verkündete am Freitag auch der schwedische Netzausrüster Ericsson seine Absage.

Aufgrund einer „ausführlichen internen Risikobewertung“ habe man sich zum Rückzug entschieden, teilte der Konzern am Freitag mit. Der Mobilfunkverband GSMA, der die Konferenz veranstaltet, habe alles getan, um das Risiko zu kontrollieren.

„Aber als einer der größten Aussteller hat Ericsson jeden Tag Tausende Besucher in seiner Halle“, sagte Ericsson-Chef Börje Ekholm. Selbst wenn das Risiko gering sei, könne das Unternehmen nicht für die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter und Besucher garantieren.

Die Angst vor dem Coronavirus aus China hat die internationalen Messen erfasst und beeinträchtigt nun auch die Geschäfte außerhalb Chinas. Nirgendwo sonst spiegelt sich die Globalisierung der Welt so stark wider wie auf den Innovationsschauen der Wirtschaft. Zumal China in den vergangenen Jahren unter Ausstellern, Veranstaltern und Besuchern zu einem der bedeutendsten Länder auf Messen aufgestiegen ist.

Die Folgen des Coronavirus sind längst auch bei den deutschen Messen spürbar. Denn die Volksrepublik ist mit jährlich rund 17.000 Ausstellern und rund 100.000 Besuchern hierzulande ein wichtiger Teilnehmer. So waren die Hallen der Spielwarenmesse in Nürnberg, die vor einer Woche endete, deutlich leerer als sonst. Zwar sagten nur zwei von 300 chinesischen Ausstellern ab. Doch kamen insgesamt nur 63.500 Einkäufer und Händler nach Nürnberg, rund 3.400 weniger als im Vorjahr. Der Veranstalter führte das „auf die Sorge wegen des Coronavirus“ zurück.

Bei der Internationalen Süßwarenmesse in Köln vergangene Woche sagten sieben von 70 Ausstellern aus China ab. Mit 300 chinesischen Fachbesuchern kamen 30 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Koelnmesse hatte vorgesorgt und überall Spender mit Desinfektionsmitteln aufgestellt. Dennoch blieben etliche Gäste der Messe fern. Die Zahl der Besucher sank um 2.000 auf 37.000. Das schmälert auch die Einnahmen von Hotels, Restaurants und Taxiunternehmen, die zu Messezeiten ihr Hauptgeschäft machen.

Bei der weltgrößten Konsumgütermesse Ambiente, die derzeit in Frankfurt läuft, haben 37 angemeldete Firmen aus China abgesagt. Das sind etwa fünf Prozent der chinesischen Aussteller. Im Vorjahr war die Volksrepublik mit 4.880 Besuchern das drittwichtigste Teilnehmerland.

„Sicherlich werden in nächster Zeit nicht alle Chinesen, die eine Messeteilnahme geplant hatten, nach Deutschland kommen können – allein schon wegen der reduzierten Flugverbindungen“, erwartete der Verband der deutschen Messewirtschaft Auma. Viele Stände würden aber mit Firmenpersonal aus Europa ausgestattet. Das gelte auch für die Besucherseite.

Huawei mit strengen Quarantäne-Vorschriften

Was die deutschen Messeveranstalter weitaus härter trifft, ist der Einfluss des Virus auf ihr Auslandsgeschäft. Schließlich ist China ihr wichtigster Auslandsmarkt. Deutsche Veranstalter organisieren jährlich rund 90 Messen in der Volksrepublik. Besonders betroffen ist die Messe Frankfurt, die mehr als 40 Prozent ihres Umsatzes im Ausland macht.

In China müssen auf behördliche Anordnung einige wichtige Messen der Frankfurter verschoben werden. Dazu zählen die Prolight + Sound, die Asiamold und die SIAF-SPS Industrial Automation Fair in Guangzhou. Auch die Toy & Edu China in Shenzhen, die Intertextile Shanghai Apparel und die Auto Maintenance and Repair Expo in Peking sind betroffen. Selbst der Frankfurter Ableger der Automechanika in Ho Chi Minh City (Vietnam) findet vorerst nicht statt.

„Zum aktuellen Zeitpunkt sind eventuelle Folgen noch nicht absehbar“, erklärt die Messe Frankfurt. Sie geht davon aus, dass die verschobenen Messen zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden. „Damit trifft die gegenseitige Leistungserbringung zu. Alles Weitere werden wir mit unseren Kunden besprechen.“

Ob alle Veranstaltungen nachgeholt werden können, ist offen. „Verschiebungen von Messen sind nie einfach“, weiß der Messeverband Auma. „Der Veranstalter muss auf oft dicht belegten Messegeländen einen neuen Termin finden, der auch den Interessen der Aussteller entspricht.“

Jedenfalls entstehen allen Beteiligten spürbare Kosten. Messeveranstalter sind in der Regel versichert. „Das Coronavirus ist jedoch höhere Gewalt. Somit können keine Schadensersatzansprüche, die durch die Verschiebung einer Messe für Aussteller, Veranstalter oder andere Betroffene entstehen, geltend gemacht werden“, stellt die Koelnmesse klar.

Kann das Coronavirus die Weltwirtschaft langfristig beschädigen?

Die Gesellschaft aus der Domstadt muss etwa ihre Messe für Möbelfertigung Interzum in Guangzhou von Ende März auf unbestimmte Zeit verschieben. Die Art Basel sagte ihren Ableger in Hongkong ab, auch zwei Schmuckmessen dort wurden von März auf Mai verschoben. Die bekannte Beijing Motor Show steht Ende April auf dem Programm. Autohersteller fürchten nun, dass auch diese Messe wegen des Coronavirus verschoben wird.

Der Mobile World Congress in Barcelona jedenfalls dürfte vom Coronavirus deutlich geschwächt sein. Der Mobilfunkverband muss damit rechnen, dass nach LG und Ericsson weitere große Aussteller absagen werden oder zumindest einen Teil ihrer Veranstaltungen streichen.

Der Appell des Verbands klingt fast verzweifelt: Es sei von großer Bedeutung, die Branche „in dieser kritischen Zeit, in der die Konnektivität an der Schwelle zu einer neuen industriellen Revolution steht, weiterhin zusammenzurufen“.

Der Branchenverband kündigte Vorsichtsmaßnahmen zur Messe an. Er will etwa die medizinische Versorgung auf dem Gelände ausweiten und eine kostenlose Servicehotline einrichten. Öffentliche Orte wie Toiletten sollen in kurzen Abständen desinfiziert werden. Zudem empfahl der Verband allen Teilnehmern, vom Händeschütteln abzusehen.

Der chinesische Netzausrüster Huawei kündigte an, strenge Quarantänevorschriften für seine Mitarbeiter aus China anzuwenden. Wer vom chinesischen Festland aus nach Barcelona reisen wolle, werde zunächst für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt und medizinisch überwacht, um sicherzustellen, dass die betreffenden Personen nicht infiziert sind.

Mehr: Je mehr Peking gegen Corona vorgeht, desto größer sind die Folgen für die Realwirtschaft. Chinas Gewicht in der Welt macht die Krise gefährlich.

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