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Energie

Angeschlagener Photovoltaikkonzern 2017 ist das Schicksalsjahr für Solarworld

Deutschlands Photovoltaikprimus wankt. Die Schulden bei Solarworld explodieren, das Geld wird knapp und im Finale eines 800-Millionen-Rechtsstreits droht ein Debakel. Für die Bonner geht es im Jahr 2017 um die Existenz.
30.12.2016 - 18:00 Uhr Kommentieren
Schwere Zeiten für Frank Asbeck. Der Gründer und Chef von Solarworld kämpft um den Fortbestand seines unternehmerischen Lebenswerks. Quelle: dpa
Sonnenbrandgefahr bei Solarworld

Schwere Zeiten für Frank Asbeck. Der Gründer und Chef von Solarworld kämpft um den Fortbestand seines unternehmerischen Lebenswerks.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Schwarzmalerei und Tristesse widerstreben dem rheinischen Naturell von Frank Asbeck. Der Gründer und Chef von Solarworld verschonte seine Aktionäre daher kurz vor Jahresende mit neuen bilanziellen Gruselmeldungen und ließ stattdessen lieber eine heitere Nachricht in der Öffentlichkeit verbreiten. Unter dem Titel „Solarstrom für die Heimat des Weihnachtsmanns“ zeigte sich der Vorstandsvorsitzende von Deutschlands letztem großem Photovoltaikkonzern verzückt darüber, dass Solarpaneele seiner Firma selbst im polaren Grönland noch dazu in der Lage sind, Sonnenenergie in Elektrizität umzuwandeln.

„Die Anlagen in Grönland sind der wahrscheinlich nördlichste Punkt der Erde, an dem unsere Module Strom produzieren. Sogar in Eiswüsten brillieren unsere Module durch Langlebigkeit und außergewöhnliche Belastbarkeit“, frohlockte Asbeck. Die Botschaft, die der Solarpionier zwischen den Zeilen vermittelt, ist klar: Der Weihnachtsmann mag zwar gut darin sein, Geschenke zu verteilen, aber Sonnenkönig Asbeck bringt selbst die frostigsten Regionen zum Strahlen. So launig sich die Geschäftsaktivitäten von Solarworld in Grönland auch medial verkaufen lassen – wahnsinnig viel Geld spülen sie nicht in die Kasse des Konzerns. Genau das bräuchte Solarworld aber dringender denn je.

So groß sind die Solar-Marktführer
Platz 15: Solarworld (Deutschland)
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Solarworld-Chef Frank Asbeck ist der letzte Überlebende aus der Glanzzeit der deutschen Solarindustrie. Während beinahe alle anderen heimischen Photovoltaikkonzerne in den vergangenen Jahren im Kampf gegen die asiatische Billigkonkurrenz pleitegingen, existiert die Firma des Bonner Ökopioniers immer noch. Dennoch ist die Zukunft von Solarworld ungewiss. Ein 770-Millionen-Dollar schwerer Rechtsstreit mit dem Siliziumhersteller Hemlock Semiconductor bedroht den Fortbestand des Unternehmens. Die drei Fabriken von Solarworld liefen 2015 ungeachtet der Klage aber auf Hochtouren. Nach Berechnungen des Analysehauses IHS produzierte Solarworld Paneele mit einer Kapazität von mehr als tausend Megawatt.

Jahresproduktion: 1.117 Megawatt

(Foto: dpa)
Platz 14: REC Group (Norwegen)
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Neben Solarworld ist REC die größte verbliebene Photovoltaik-Marke in Europa. Richtig europäisch ist REC freilich nicht. Das Unternehmen hat zwar seinen Hauptsitz in Norwegen, aber produziert wird vorrangig in Singapur. Anfang 2015 wurde REC zudem von der Elkem Group übernommen. Elkem ist eine Tochter des chinesischen Konzerns Bluestar und stellt Silizium her – das Ausgangsmaterial für die Erzeugung von Photovoltaikzellen. REC beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter weltweit und erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von rund 755 Millionen Dollar.

Jahresproduktion: 1.188 Megawatt

(Foto: PR)
Platz 13: Sunpower (USA)
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Amerikas zweitgrößter Photovoltaikkonzern ist 2015 wieder in die roten Zahlen gerutscht. Bei einem Umsatz von rund 1,4 Milliarden Dollar meldet Sunpower Verluste in der Höhe von fast 300 Millionen Dollar. 2016 soll es aber wieder aufwärts gehen. Das kalifornische Unternehmen rechnet mit Erlösen von bis zu drei Milliarden Dollar. Sunpower fertigt nicht nur Module, sondern errichtet und betreibt auch eigene Solarparks. In Deutschland erlangte der Konzern als Haupt- und Trikotsponsor des Fußballvereins Bayer 04 Leverkusen Bekanntheit. Die Partnerschaft endete 2013 aber bereits nach zwei Jahren, weil Sunpower wirtschaftlich in Probleme geriet.
Jahresproduktion: 1.253 Megawatt

(Foto: Imago)
Platz 12: Shanghai Aerospace Automobile (China)
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In keinem anderen Land der Welt werden so viele Solarmodule hergestellt und Photovoltaikanlagen ans Stromnetz angeschlossen wie in China. Das Reich der Mitte hat Deutschland 2015 als größte Solarnation abgelöst. Und kein Land schickt sich derzeit an, China wieder vom Thron zu stoßen. Im Gegenteil. Bis 2020 will die Staatsregierung in Peking die Solarkapazitäten sogar auf 143 Gigawatt ausbauen. Das wäre eine Verdreifachung der bisherigen Kapazitäten. Einer der größten Profiteure der fernöstlichen Ökorevolution ist schon jetzt die chinesische Firma Shanghai Aerospace Automobile.

Jahresproduktion: 1.282 Megawatt

(Foto: Reuters)
Platz 11: Risen Energy (China)
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In der ostchinesischen Provinz Zheijang ist Risen Energy beheimatet. Das Unternehmen wurde 1986 gegründet und beschäftigt aktuell etwa 3000 Mitarbeiter. Seine Solarmodule verkauft Risen überwiegend direkt im Reich der Mitte. Einen Grund daran etwas zu ändern, gibt es ohnehin nicht. Schließlich wächst der chinesische Solarmarkt aktuell um gut 48 Prozent pro Jahr.

Jahresproduktion: 1.292 Megawatt

(Foto: Imago)
Platz 10: EGing PV (China)
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Allein 2015 war der chinesische Markt für 32 Prozent der weltweit neu installierten Photovoltaikkapazität verantwortlich. Von diesem gigantischen Wachstum profitiert auch die Firma EGing PV überproportional. Das Unternehmen existiert seit 2003 und ist in Schanghai an der Börse notiert. Das Geschäftsmodell der chinesischen Firma umfasst nach eigenen Angaben die Produktion sämtlicher Solarprodukte – von Ingots, Wafern und Zellen bis hin zu Photovoltaikmodulen und der kompletten Errichtung von Solaranlagen.

Jahresproduktion: 1.324 Megawatt

(Foto: Imago)
Platz 9: GCL (China)
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Von den 15 weltgrößten Solarkonzernen kommen gleich zehn Unternehmen aus China. Die Staatsregierung rief vor mehr als einem Jahrzehnt zum Aufbau einer eigenen Photovoltaikindustrie auf. GCL zählt zu den führenden Modulproduzenten in China und könnte künftig noch größer werden. Der Konzern ist zuletzt bei dem angeschlagenen Konkurrenten Chaori Solar eingestiegen.

Jahresproduktion: 1.722 Megawatt

(Foto: Imago)

Im neuen Jahr geht es für das börsennotierte Bonner Ökounternehmen um nichts weniger als die Existenz. Die Aussichten sind miserabel. Auf Asbeck und seine vier Vorstandskollegen wartet eine kaum lösbare Aufgabe: Das Solarworld-Management muss Zeit gewinnen, Liquidität aufbauen und rasch ein nachhaltiges Geschäftsmodell etablieren, um den Konzern irgendwie am Leben zu halten. Denn Solarworld ist schwer angeschlagen. Der Konzern wird 2016 das sechste Jahr in Folge Verluste schreiben. Schlimmer noch: Das Geld wird zunehmend knapp.  

Solarworld hat zwar bis jetzt für das Gesamtjahr 2016 noch keine endgültigen Geschäftszahlen veröffentlicht. Aber der Bericht zum dritten Quartal offenbart schonungslos die desaströse Finanzlage des Konzerns. Allein von Januar bis Ende September 2016 verbrannte Solarworld mehr als 100 Millionen Euro. Die liquiden Mittel sind auf nur noch 84 Millionen Euro abgeschmolzen. Unter dem Strich steht ein Verlust von rund 62 Millionen Euro.

Alle selbstgesteckten Ziele, wie etwa die angepeilte Umsatzmilliarde, werden 2016 verfehlt. Selbst im Tagesgeschäft gaben die Bonner zuletzt um 40 Millionen Euro mehr aus, als sie einnahmen. Die Eigenkapitalquote sackte um gut sechs Prozent ab und liegt bei mageren 18,4 Prozent. Parallel schoss die Nettoverschuldung zum Ende des dritten Quartals um ein Drittel in die Höhe – auf beinahe 315 Millionen Euro.

Die Gesamtrisikolage von Solarworld schätzt der Vorstand mittlerweile als „sehr hoch“ ein. Zwar geht das Management weiter vom Fortbestand der Gesellschaft aus, aber die wirtschaftliche Lage habe sich „verschärft“, heißt es im Quartalsbericht. Die Ursache für die Misere sieht Solarworld in Verwerfungen auf den internationalen Solarmärkten. Konkret würden chinesische Produzenten aufgrund gekappter Förderungen im Reich der Mitte den Weltmarkt mit ihren Billigmodulen zu Dumpingpreisen fluten. In der Folge sind die Preise insgesamt erodiert.

„Ein schwieriges Jahr geht für Solarworld zu Ende und 2017 wird nicht leichter“, sagte Roland Klose dem Handelsblatt. Der Aktionärsschützer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hofft, dass durch den enormen Wettbewerbsdruck die Nachfrage nach Solarmodulen im kommenden Jahr anzieht und Solarworld wieder deutlich mehr Paneele gewinnbringend verkaufen kann als zuletzt. Die Voraussetzung dafür ist Klose klar: „Solarworld muss mit den Kosten dramatisch runter.“

„Geschäftsmodell steht in Frage”
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