Anja-Isabel Dotzenrath So gut kennt die Chefin der RWE-Ökostromsparte den Konzern

Die Chefin der RWE-Ökostromsparte glaubt an den Wandel.
Düsseldorf Nur ein paar Wochen im neuen Job und Anja-Isabel Dotzenrath wirkt so, als hätte sie schon immer bei RWE gearbeitet. Ganz falsch ist dieser Eindruck natürlich nicht. „Es ist wie ein Flashback“, sagt die 53-Jährige lächelnd und streicht die langen schwarzen Haare mit einer Hand aus dem Gesicht.
Das Gebäude mit den leicht grauen Wänden und dem altmodischen Erscheinungsbild eines typischen Büroturms aus den 80er-Jahren in dem Dotzenrath sitzt, ist tatsächlich genau das, in dem sie vor zwanzig Jahren schon saß.
Damals hatte sie ihre berufliche Laufbahn als Trainee bei RWE begonnen, danach kümmerte sie sich um Vertrieb und Netze. Nach ein paar Jahren zog es die studierte Elektrotechnikerin aber erst einmal weg aus dem Ruhrgebiet, ins Ausland und zur Unternehmensberatung. 2011 kehrt sie nach Nordrhein-Westfalen zurück, als Managerin beim Energiekonzern Eon. Seit 2014 hat sie sich dort um die Erneuerbaren Energien gekümmert.
Irgendwann habe sie wieder Probleme selbst lösen wollen, anstatt andere dabei zu beraten. Und genau das soll sie jetzt auch für RWE machen. Für Dotzenrath „eine einmalige Gelegenheit“.
Essen sei eben ihre Schicksalsstadt: „Als der Deal verkündet wurde, habe ich mich sehr gefreut“, sagt die Managerin im Gespräch mit dem Handelsblatt. Es sei ein bisschen so gewesen, als komme man zurück zu den Wurzeln, überlegt sie.
Neue RWE, neue Zentrale
Außer dem Gebäude hat RWE für Dotzenrath jedoch nicht sehr viel gemein mit dem Unternehmen, dass sie vor gut zwanzig Jahren verlassen hat. „Die RWE von heute hat nicht mehr viel mit der RWE aus meinen Berufsanfängen zu tun: Sie ist moderner, pragmatischer, lösungsorientierter und viel mutiger“, erzählt sie. Die Hierarchien seien flacher, die Kommunikation mit der Geschäftsführung gut.
Passend zu der Neuausrichtung des Konzerns soll auch die Zentrale des Energieriesen modernisiert werden. Das alte Gebäude in der Essener Huyssenallee ist zumindest bald Geschichte. Im Frühjahr 2020 zieht die Chefin der Ökosparte mit ihren Mitarbeitern in die neue Zentrale des Unternehmens, die gerade im Essener Norden entsteht.
Und zwar genau da, wo vor 130 Jahren alles seinen Anfang nahm: In der Altessener Straße. Hier hat damals das Rheinisch Westfälische Elektrizitätswerk 1890 sein erstes Kraftwerk auf dem Boden der Zeche Victoria Mathias gebaut.
Dass manche dem ewigen Kohlekonzern die vermeintliche grüne Wende nun nicht abkaufen, sieht Dotzenrath nicht als Hemmnis für die Zukunft der „neuen RWE“. Schließlich komme es nicht auf das Image an, sondern darauf, die Wende zu den Erneuerbaren glaubhaft zu vollziehen. „Den Kohleausstieg stellt doch niemand mehr in Frage. Es geht nur um das ‚wie‘ und ‚wie schnell‘“, sagt Dotzenrath mit ruhiger Stimme. Sie ist überzeugt, dass RWE genau zum richtigen Zeitpunkt in das Öko-Geschäft einsteigt.
„Es wird viel schneller passieren als viele denken“, sagt sie. Schließlich habe sich vor zwanzig Jahren auch noch niemand vorstellen können, „dass Deutschland 40 Prozent erneuerbaren Strom im Energiemix haben würde“, sagt Dotzenrath. Vor zwanzig Jahren hätte sie sich wohl auch nicht vorstellen können, dass Europas größtem CO2-Emittenten nichts anderes übrig bleibt, als sich zum Ökokonzern zu ‧wandeln, um zu überleben.
Mehr: Der Energiekonzern RWE sieht seine Zukunft bei erneuerbaren Energien. Die Chefin der neuen Sparte hat ehrgeizige Ziele – aber die Konkurrenz ist hart.
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