Arcelor-Mittal Thyssen-Krupp-Konkurrent braucht Milliardenspritze

Der Konzern kämpft mit einem Schuldenberg in Milliarden-Höhe.
Brüssel Der weltgrößte Stahlhersteller Arcelor-Mittal zieht nach einem Rekordverlust die Notbremse. Weil er wegen der Branchenkrise seines Schuldenbergs nicht Herr wird, plant der Thyssen-Krupp -Rivale nun eine Kapitalerhöhung über drei Milliarden Dollar. Auf eine Dividende sollen die Aktionäre verzichten. Zudem will der Konzern für rund eine Milliarde Dollar seine Beteiligung am Autostahl-Spezialisten Gestamp verkaufen.
Die Ankündigungen sorgten für eine Schockwelle unter Anlegern. Die Aktien von Arcelor-Mittal brachen am Freitag in der Spitze mehr als zehn Prozent ein. Thyssenkrupp-Papiere verloren zeitweise mehr als drei Prozent, Salzgitter -Aktien bis zu fünf Prozent.
Der gesamten Branche machen Überkapazitäten, niedrige Preise und Billigimporte aus China zu schaffen. Arcelor-Mittal weitete deswegen nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr den Verlust auf 7,9 Milliarden Dollar aus von 1,1 Milliarden im Jahr zuvor. Das war der höchste Fehlbetrag seit der Übernahme von Arcelor durch Mittal Steel 2006. Allein im vierten Quartal versiebenfachte sich der Fehlbetrag auf 6,7 Milliarden Dollar. 2015 sei insbesondere wegen der Konkurrenz aus China ein schwieriges Jahr gewesen, trotz einer etwas höheren Nachfrage aus den Kernmärkten Europa und den USA, bilanzierte Arcelor-Mittal-Chef Lakshmi Mittal. Die Stahlpreise sind so niedrig wie seit zwölf Jahren nicht.
Zum Jahresende summierten sich die Schulden auf 15,7 Milliarden Dollar. Damit sind sie zwar viel niedriger als 2008, als sie bei 32,5 Milliarden lagen. Aber der Abbau stockte wegen der schlechter laufenden Geschäfte in den vergangenen Jahren. Einen Teil will Arcelor-Mittal nun über eine Kapitalerhöhung abtragen, die die indische Mittal-Familie, die 37,4 Prozent an dem Konzern hält, mittragen will. Seinen 35-prozentigen Anteil an Gestamp Automacion will Arcelor an den Gestamp-Hauptaktionär, die Riberas-Familie, veräußern.
Für 2016 erwartet der Branchenprimus, auf den rund sechs Prozent der weltweiten Stahlproduktion entfallen, eine stabile bis leicht steigende Nachfrage. Auch die Konkurrenz rechnet nicht mit einer schnellen Besserung. „Die Lage der europäischen Stahlindustrie ist in der Tat besorgniserregend“, sagte zuletzt Thyssen-Krupp-Vorstandschef Heinrich Hiesinger. Der Konzern hatte im vergangenen Geschäftsjahr den Nettogewinn um rund 100 Millionen Euro auf 309 Millionen gesteigert. Die Stahlsparte profitierte vor allem von Kostensenkungen.