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Energie

Areva pfuscht bei Reaktor-Bau Schwere Mängel am Pannen-AKW Flamanville

Das Reaktorprojekt EPR sollte der Atomkraft einen Aufschwung bescheren. Doch zahllose Pannen machen das Projekt zum Albtraum für die französischen Bauherren. Ein weiterer Konstruktionsfehler könnte nun das Aus besiegeln.
17.04.2015 - 10:44 Uhr 5 Kommentare
Der neue Hochleistungsreaktor hat bereits Jahre Verspätung und Milliarden Mehrkosten angehäuft – nun kommt eine weitere Panne hinzu. Quelle: AFP
Großbaustelle Flamanville

Der neue Hochleistungsreaktor hat bereits Jahre Verspätung und Milliarden Mehrkosten angehäuft – nun kommt eine weitere Panne hinzu.

(Foto: AFP)

Paris Einen neuen Aufschwung der Atomkraft sollte der Europäische Druckwasserreaktor (EPR) einleiten, den Frankreichs Atomkonzern Areva entwickelt hat und im französischen Flamanville an der Kanalküste sowie in Finnland, Großbritannien, China und den USA baut. Nun könnte er stattdessen das Ende der Nuklearentwicklung Made in France einläuten.

Die Bauarbeiten sind um fünf Jahre im Verzug. Die Rechnung hat sich auf neun Milliarden Euro verdreifacht. All das wollten der Versorger EDF als Bauherr und der französische Staat hinnehmen. Doch in dieser Woche wurde bekannt, dass Areva offenbar beim Bau des Reaktordruckbehälters geschlampt hat, der das Herzstück eines jeden AKW ist.

Im Falle des EPR geht es um ein elf Meter hohes Stahltrumm mit fast fünf Metern Außendurchmesser, das über 500 Tonnen wiegt. Dieses Gefäß enthält die Brennstäbe, es muss Temperaturen von über 300 Grad und sehr hohem Druck standhalten. Es ist das einzige Bauteil, das nicht ausgetauscht werden kann. Deshalb muss es absolut zuverlässig sechzig Jahre lang den Reaktorkern einschließen.

Genau diese Sicherheit wird beim EPR von der französischen Atomaufsicht ASN angezweifelt: „Es gibt ernste, sehr ernste Anomalien am Druckbehälter des EPR“ sagte Pierre-Franck Chevet, Chef der ASN, am Donnerstag. Deckel und Bodenplatte des Gefäßes wiesen Unregelmäßigkeiten in der Zusammensetzung des Stahls auf. Die könnten zu Rissbildung führen. Bei ersten Tests hatte die ASN diesen fatalen Fehler festgestellt. Nun soll eine weitere Serie von Untersuchungen zeigen, ob sich die Defekte bestätigen. Sollte das geschehen, sind die Folgen für Chevet klar: „Entweder gibt EDF das Projekt auf, oder der Druckbehälter wird ausgetauscht, was hohe Kosten und mehrere Jahre Verzögerung bedeutet.“

Das potenzielle Desaster betrifft nicht Flamanville alleine. Insgesamt sind laut Aussage der ASN möglicherweise sechs von Areva gebaute EPR betroffen, auch in den USA, Großbritannien und China. Die dortigen Behörden habe man bereits informiert.

Auch Areva selbst droht das Aus
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5 Kommentare zu "Areva pfuscht bei Reaktor-Bau: Schwere Mängel am Pannen-AKW Flamanville"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Sehen wir die Angelegenheit einmal positiv.
    Sollte sich dieser "Konstruktionsfehler" bewahrheiten und die angedeuteten Folgen eintreffen, wird in Frankreich nie wieder ein EPR-Neubau in Auftrag gegeben.
    Wobei EDF schon vor Jahren entschieden hat, bis 2020/21 keinen weiteren EPR-Neubau zu beginnen. Goodbye EPR.

  • Herr Eugen Schmidt...ich behaupte nicht, dass das Handelsblatt zu den Herausforderungen in Flamenville schwindelt. Mein Wissen zu diesem KKW ist begrenzt. Das HB hat vermutlich ohne eigene Kenntnisse eine Agenturmeldung "ausgeschmückt" und veröffentlicht. Sachlich gesehen kostet ein Reaktordruckbehälter > 100 Mio. $. Problematisch ist, dass die Lieferzeiten sehr lang sind und dass, sofern ein Ersatz unumgänglich ist, der Bau des umweltfreundlichen KKW sehr verzögert wird -> vielleicht aufgegeben wird.

    Mit der Aussage "Asse, Konrad, alles sicher für Jahrtausende" haben Sie natürlich Recht. Technisch gesehen ist die Endlagerung radioaktiver Abfälle verglichen mit den gewaltigen Mengen, teils herausfordernderen chemischen Abfällen ein grosser Vorteil der Kernenergie. Möglicherweise sind es gerade die nicht sichtbaren, nicht vorhandenen Probleme die die Phantasie von Mitmenschen und Journalisten anregen und dies zur erfolgreichsten Ökolegende des Landes machen.

    Das andere Länder anders handeln liegt meines Erachtens an der unterschiedlichen Medienkommunikation in diesen Ländern. In GB hat das BBC sachlich zu den Reaktorunfällen in Japan berichtet und so waren die dortigen Politiker entzückt, dass selbst die grössten Reaktorunfälle abseits einer Atompanik fast keine realen Auswirkungen haben. Ähnlich ist meines Wissens die Zustimmung zu Kernkraftwerken in den USA ziemlich konstant zwischen 54 - 60%.

  • Werfen Sie damit dem HB vor mit diesem Artikel zu den Problemen mit dem neuen Reaktor zu lügen? Lügenpresse ?? Ich lese seit Jahrzehnten dass die Probleme mit den atomaren Abfällen bald gelöst sein werden. Wann ist denn bald?
    Mit ging es eigentlich auch nur darum dass ich es unerträglich finde in Deutschland eine industriellen Entwicklung einzustellen und auf der anderen Rheinseite macht man einfach weiter. Die Winde und die Belastung aus Tschernobyl sind bekannterweise ja in Frankreich nie so richtig angekommen.
    So wie in der Ukraine und Japan, ja auch fast mal in den USA, und den vielen anderen Beinaheunfällen die es sicher nie in die "Lügenpresse" geschafft haben, so etwas will ich meinen Kindern einfach nicht hinterlassen. Bisher ist die Atomindustrie die Antworten noch schuldig geblieben. Asse, Konrad, alles sicher für Jahrtausende. Sind das auch alles Lügen?

  • Herr Schmidt, die "Pannenreaktoren" sind in erster Linie eine kommukative Ausdrucksweise ökosozialistischer Journalisten in D.

    Jedes negative Ereignis zur Kernenergie wird mit sehr viel Phantasie seitens hiesiger Journalisten zum Weltuntergang hochgeschrieben, positive Ereignisse wie der Neubau umweltfreundlicher Kernkraftwerke, Leistungssteigerungen, Betriebsgenehmigungsverlängerungen werden selten erwähnt. Man nennt dies auch "Lügenpresse".

    Wenn Sie ausgewogene Informationen suchen, bietet sich neben der Fachliteratur auch ein Teil der angelsächsischen Medien an.

  • Japan ist ja nicht gleich um die Ecke und Tsunamis sind hier auch relativ selten, jedenfalls in Bayern. Trotzdem wurde ein Unfall in einem sehr fernen Land und aufgrund eines Ereignisses welches auf unsere Atomkraftwerke z.B. in Bayern nur sehr schwer zu übertragen ist entschieden dass diese Technologie so gefährlich ist, dass man in wenigen Jahren aussteigen muss und besonders keine Atomkraftwerke mehr bauen darf, auch nicht in Bayern.
    Ohne mir ein Urteil zu der wirklichen Gefährung anmaßen zu wollen, stellt sich mir doch die Frage wie wir im europäischen Kontext mit dieser Industrie und dieser Einschätzung der Gefährdung umgehen. Wenn Frankreich hier einen Pannenreaktor nach dem anderen betreibt und auch noch mit neuen Konzepten aufwartet für die man keine Garantien abgeben kann und will, dann sollte unsere Regierung hier einmal Fragen stellen. Flammanville ist viel näher bei uns, hier herrschen Westwinde vor. Außerdem verlängert Frankreich klammheimlich die Betriebszeiten der alten Reaktoren fortlaufend. In den Zeitungen steht davon nichts. weder bei uns noch in Frankreich. Ist das eine Frage für das europäische Parlament oder nicht?

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